, 8. Februar 2019
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Wortlaut 19: Neue Köpfe, neue Stimmen

Das Programm des Wortlaut-Festivals 2019 ist da. Es bringt vom 28. bis 31. März Entdeckungen nach St.Gallen – Rebecca C. Schnyder und Karsten Redmann vom OK sagen, worauf sie besonders gespannt sind.

Ein mit Literatur vollgepackter Samstag, samt Auftakt an den Vorabenden und Abspann am Sonntag: An diesem Wortlaut-Gerüst ändert sich nichts. Vom 28. bis 31. März sind 27 Veranstaltungen angesagt in den ebenfalls eingespielten Programmreihen mit den jandl’den Titeln «Laut», «Luise», «Lechts» und «Rinks».

Neu ist das Leitungsteam mit der Autorin Rebecca C. Schnyder an der Spitze – sie löst Richi Küttel ab, der das Festival von Beginn weg geprägt hatte. Karsten Redmann, zuständig für die Kommunikation, und Christoph Müller (Logistik) kommen neu hinzu, ausserdem Gallus Frei-Tomic (für «Luise») und Lillemor Kausch (für «Rinks» und «Laut») in der Programmgruppe. Lika Nüssli, Dario Forlin und Wanja Harb sind wie bisher für Comic und Graphic Novel zuständig.

Flair fürs Dramatische

Spartenvielfalt und Grenzüberschreitungen: Darin sieht Rebecca C. Schnyder die bisherige und auch künftige Stärke des St.Galler Festivals. Was in dieser Vielfalt bisher zu kurz kam, seien jedoch dramatische Texte und Temperamente. Schnyder, selber als Theaterautorin tätig, hat deshalb nach Grenzgängern zwischen Prosa und Drama gesucht. Und unter anderem Lukas Linder eingeladen.

Linder, bisher mit seinen Bühnentexten erfolgreich, hat seinen ersten Roman geschrieben: Der Letzte meiner Art, eine Familiengeschichte, die laut Ankündigung «mit Genauigkeit und Schonungslosigkeit über das alltägliche Scheitern» berichtet. Linder liest und diskutiert zudem mit der deutschen Romanautorin Daniela Krien darüber, was sie als Schreibende umtreibt. Theaternah wird es auch beim Auftritt von Andi Beyeler zu und hergehen. Beyeler hat einen Schelmenroman im Schaffhauser Dialekt geschrieben: Mondscheiner. Er liest mit der Schauspielerin Newa Grawit zur Festivaleröffnung.

Lautes und Stilles

Bühnentauglich sind in besonderem Mass die Programmschienen «Rinks» und «Laut». Erstere bringt neben dem traditionellen Dialekt-Slam weitere klingende Spoken-Word-Namen nach St.Gallen: Matto Kämpf und Sibylle Aeberli, Alex Simm, Manuel Diener und «Die Eltern» mit Stefanie Grob, Gerhard Meister und Sandra Künzi. Das «laute», literarisch anspruchsvolle Kabarett vertreten Peter Spielbauer oder die Wienerin Magda Leeb. Auf eine andere Wienerin freut sich Redmann nicht weniger: Ulli Lust, Zeichnerin des autobiografisch gefärbten, anarchistischen Wien-Comics Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein.

Daneben im Comic-Programm: Jan Bachmanns gezeichnete Mühsam-Biografie, Einblicke in die Arbeit des Ampel-Magazins oder Ambient-Comics von Nadine Redlich und der nächtliche Zeichungstanz.

Rebecca C. Schnyder und Karsten Rebmann.

Die traditionellere Lesung gibt es bei Wortlaut auch. «Luise» bringt 2019 Romanautorin Daniela Krien mit ihrem erst gerade bei Diogenes erscheinenden Fünf-Frauen-Roman Die Liebe im Ernstfall (eine Leseprobe gibt es hier) oder die deutsche Lyrikerin Monika Rinck zu Gehör, daneben zwei bekannte Ostschweizer Autorinnen: Anna Stern liest aus ihrem neuen Roman Wild wie die Wellen des Meers (hier die Besprechung), und Viola Rohner, gebürtige Ausserrhoderin in Zürich, stellt ihren neuen Erzählband 42 Grad vor.

Die «Ostschweizer Bühne» im Splügeneck nutzen dieses Jahr Daniel Ammann, Jolanda Spirig, Reni Villiger und Florian Vetsch/Claire Plassard mit ihrem dem Saitenpublikum vertrauten Gedicht-Pingpong.

Lieber Entdeckungen als «grosse» Namen

Keine Buchpreisträgerin? Keine literarische Champions League? Rebecca Schnyder hält wenig von solchen Forderungen. «Wir suchen Autorinnen und Autoren, die uns am Herzen liegen. Und wir achten darauf, dass die Mischung im Programm stimmt.» Sogenannt «grosse» Namen seien kein Qualitätsmerkmal für ein Festival, weder im Guten noch im Schlechten. Ob jemand einen Buchpreis gewonnen habe oder nicht, sei für sie kein Thema – «aber Lukas Linder wird in naher Zukunft auf der Liste sein», prognostiziert sie.

Wortlaut hat, sagt Schnyder, vielmehr die Ambition, Entdeckungen zu bieten, Interesse für neue und genre-sprengende Töne und Stimmen zu wecken und kurzum: spannende Bücher vorzustellen.

Buchbeiz und Gassenhauer in der Metzgergasse

Dafür wurde neben den bisherigen Spielorten (Raum für Literatur, Palace, Grabenhalle und Splügeneck) ein neuer gefunden: Zwei Veranstaltungen finden in der Kellerbühne statt. Und am Sonntag gibt es zwei Expeditionen – den traditionellen literarischen Stadtrundgang mit Richard Butz und Nathalie Hubler und eine Begegnung mit dem Hesse-Enkel Silver Hesse im Würth-Haus Rorschach.

Buchbeiz ist wieder die Focacceria. Dort findet nächtens auch der Gassenhauer statt: am Samstag um halb elf nachts hauen Marcus Schäfer und Diana Dengler vom Theater am Tisch zusammen mit Saiten ihre satirische Stadt- und Weltkritik auf die Metzgergasse.

Die Programmhefte sind verpackt.

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