Saiten Nr. 352
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Editorial

Jahrelang schwebte der geplante Autobahnanschluss wie ein Schreckgespenst über dem St.Galler Güterbahnhofareal. Die Schweizer Stimmbevölkerung hat es Ende November vertrieben. Wir haben uns mal umgesehen und -gehört, welche neuen Möglichkeiten für die Entwicklung des Areals sich nun eröffnen und wie es jetzt weiter geht. Spoiler: Vorerst gar nicht, zumindest was eine grössere Überbauung betrifft. Denn ehe die Planung beginnen kann, muss die Stadt mit der Ortsplanrevision überhaupt erst die baurechtlichen Grundlagen schaffen. Und das dauert noch ein paar Jahre. 

Durch die unnötige jahrelange Blockade aufgrund antiquierter Autobahnträume von Bund und Kanton ist das Güterbahnhofareal also prompt in die nächste Blockade geraten. Und es ist nicht die einzige: Seit Jahren verhindern Anwohner:innen rund um das Lattich-Quartier, dass die kulturelle (Zwischen-)Nutzung weiter wächst. Dabei ist diese grosse innerstädtische Brache prädestiniert dafür, dass hier das Leben in diversen Formen wuchert. Der Stadtrat und die Behörden sind jetzt in der Pflicht, Stellung zu beziehen, entsprechend zu handeln und vor allem dafür zu sorgen, dass an diesem so tollen Ort sowohl kurz- als auch langfristig etwas Gutes entstehen kann. Ein lebendiger, durchmischter, kreativer, urbaner Stadtteil. Das zweite Leben, das das Güterbahnhofareal durch das Abstimmungsnein geschenkt bekommen hat, darf der Stadtrat nicht wieder leichtfertig aufs Spiel setzen. 

Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie das damals war, als ihr eure Sexualität entdeckt habt? Wer euch bei der Aufklärung geholfen und eure Fragen beantwortet hat? Die Eltern? Die ältere Schwester? «Bravo»? Die Schule war es vermutlich nicht. Denn das Thema Aufklärung wurde im Unterricht bis vor einigen Jahren noch ziemlich vernachlässigt. Heute ist es fest im Lehrplan verankert. Internet, Smartphones und soziale Medien stellen nicht nur Jugendliche in Sexual-, Identitäts- oder Beziehungsfragen vor (neue) Herausforderungen, sondern auch die Schulen und Lehrer:innen. Der Umgang mit diesen Themen erfordert viel Sensibilität. Auch weil die Schüler:innen unterschiedliche soziale oder kulturelle Hintergründe mitbringen. Corinne Riedener hat drei Lehrpersonen und eine Schulsozialarbeiterin zum Gespräch getroffen und sich mit ihnen über die sexuelle Aufklärung an Schulen unterhalten.

Am 24. Februar ist es drei Jahre her, seit Russland den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat. Aus diesem Anlass zeigen wir eine Bilderstrecke aus Kyiv, wo viele der einst so beliebten Taubenschläge verwaist sind. 

Während der Krieg in der Ukraine unvermindert dauert, jährt sich 2025 das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. In einer von Richard Butz initiierten Serie beleuchten wir ab dieser Ausgabe bis Ende Jahr die Verstrickungen der Ostschweiz mit dem Dritten Reich, werfen aber auch einen Blick auf die antifaschistischen Bewegungen. Zum Auftakt erzählt Butz, wie sein Vater, der damals als Inspektor bei der Bundespolizei in der Spionageabwehr arbeitete, den «Landesverräter» Ernst S. verhaftete. 

Ausserdem im kurzweiligen Februar: Neue Musik von Yes I’m Very Tired Now und CAPSLOCK SUPERSTAR, die Flaschenpost von Lilli Kim Schreiber aus Mexiko, ein Blick zum Grauen Himmel und allerhand weiteres Kulturfutter.David Gadze

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