Nur eine gerechte und nachhaltige Stadt kann eine schöne Stadt sein. Boden ist dafür der Schlüssel, denn er ist unvermehrbar und unverzichtbar. Boden steht heute dreifach unter Druck: als knappe und umkämpfte Flächenressource, als handelbare Ware und lukrative Finanzanlage - und nicht zuletzt als überlastetes ökologisches System.
Die Bodenkrise geniesst weit weniger öffentliche Aufmerksamkeit und politische Priorität als Klima- oder Biodiversitätskrise - aber sie ist nicht weniger brisant. Denn steigende Bodenpreise und leistungslose Bodenrenten auf der einen und immer höhere Mieten auf der anderen Seite treiben eine Umverteilung von unten nach oben an und gefährden so den sozialen Zusammenhalt.
Sozialorientierte Stadtentwicklung, bezahlbare Wohnungen und ökologische Bodennutzungen werden nicht selten durch private Eigentumstitel ausgebremst. Eine am Gemeinwohl orientierte Bodenwende scheint also überfällig.
Welche Stellschrauben und Instrumente sind dafür entscheidend? Welche Akteure und Interessen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind dabei im Spiel? Welche kulturellen und rechtlichen Hemmnisse stehen einer Bodenwende im Weg? Eröffnet eine aktive kommunale Bodenpolitik eine Chance, die Marktlogik zumindest lokal zu durchbrechen?
Der Vortrag reflektiert überwiegend den Diskussionsstand in Deutschland, wirft aber auch einen Blick in die Schweiz und nach Österreich.
Stephan Reiss-Schmidt, Stadtdirektor a.D, München
Ivo Balmer, Soziologe und Stadtgeograph, Basel
Moderation Katrin Eberhard, Architektin, St. Gallen