Das Kunstmuseum St.Gallen zeigt die Einzelausstellung der 1978 in Baar geborenen und in Zürich lebenden Plastikerin Sara Masüger. Eigens für den Standort in der Lokremise erarbeitet die Künstlerin eine raumgreifende Installation und produziert neue skulpturale Arbeiten.
Das Werk von Sara Masüger ist geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und seiner physischen Präsenz im Raum. Ihre Skulpturen und Installationen sind materialintensive, sinnlich erfahrbare Untersuchungen des menschlichen Körpers in Beziehung zum architektonischen Raum.
Ihre Arbeiten irritieren Sehgewohnheiten, indem sie die Grenzen zwischen innen und aussen verwischen. Für die Lokremise realisiert die Künstlerin eine raumgreifende Installation – eine surreal anmutende, illusionistische Landschaft, die durch bewusst gesetzte Irritationen die Wahrnehmung und das Empfinden der Besuchenden herausfordert.
Das Material betont Gegensätze und wechselt zwischen glattgestrichenem und porösem Gips, schwarzem Polyesterharz und glänzendem Aluminium. Körperbezogene, abstrahierte Formen entfalten sich in organisch wuchernden Strukturen. Masüger verknüpft Erinnerung mit physischer Erfahrung. Erinnerungen sind nicht nur visuell, sondern im Körper gespeichert; sie verändern und überlagern sich, erzeugen Unschärfen und Widersprüche.
Der Auftakt von Gedächtnislandschaften beginnt mit der ortsspezifischen Installation 37 Grad, einer begehbaren Gipslandschaft, die an ein archaisches Gebirge erinnert. Die Skulptur thematisiert Körpererinnerung und lädt die Besuchenden ein, sich auf körperlich-sinnliche Weise an der Installation zu orientieren.
Die mehrteilige Arbeit Notation besteht aus schwarzglänzenden Tropfen aus Polyesterharz – eingefroren im Moment des Fallens. Die Arbeit reflektiert den Gedanken des Notierens von Klang und Zeit, wobei die Tropfen durch die Bewegung von Luft in leichte Schwingung geraten.
Die grossformatige Arbeit Gestrandet besteht aus zwei an Flügel erinnernden Aluminiumskulpturen. Trotz ihrer Höhe von mehreren Metern wirken sie leicht und schwebend. Ihre scheinbare Instabilität irritiert die Wahrnehmung – wie Erinnerungsfragmente, die zufällig im Raum Platz gefunden haben.
Sara Masüger studierte von 1997 bis 2000 Bildende Kunst an der Schule für Gestaltung Bern und anschliessend von 2001 bis 2003 an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Sie lebt und arbeitet in Zürich. Einzel- und Gruppenausstellungen fanden u. a. im Migros Museum, Zürich (2014); Kunsthaus Zug (2015); Kunstmuseum St.Gallen (2016, 2021, 2023); Bündner Kunstmuseum (Labor, 2018, 2025); FRAC Auvergne, Clermont-Ferrand (2018); Schwedisches Nationalmuseum, Stockholm (2020); Ateneum Museum, Helsinki (2020); Aargauer Kunsthaus (2021); Kunsthaus Zug (2024) statt.
Masüger wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2014 mit dem Zuger Werkjahr und 2015 mit einem Cahier d’artistes der Kulturstiftung Pro Helvetia.