Relikte der bürgerlichen Politik: der Parkplatz (IV)

Hunderte leerer Parkplätze in den Innenstadt-Parkhäusern: Dass dem so ist, will der oberste St.Galler Parkhausbauer Elmar Jud partout nicht glauben. Konfrontiert mit den Ergebnissen der «Saiten»-Parkplatzzählung, erklärt Jud im «St.Galler Tagblatt», das seien «Zufallsergebnisse». Er wolle die Resultate nun überprüfen. Ist aber nicht nötig, denn die Zahlen stimmen.
Und Zufall? Immerhin umfasst die Zählung drei volle Wochen im November, sie stützt sich auf das städtische Parkleitsystem, dessen VR-Präsident Elmar Jud ist, und sie ist umfassend, Tag und Nacht, Montag bis Sonntag. Das niederschmetternde Ergebnis: Allein in den vier Parkhäusern rund um den Marktplatz sind permanent hunderte von Plätzen frei. Halt, sagt Elmar Jud: Es gebe am Samstagnachmittag und am Donnerstagabend «immer wieder Zeiten, in denen, wenn auch nur kurzfristig, im Grossraum Marktplatz kein einziger Parkplatz frei ist.» Stimmt beinah, Herr Jud – wir haben nachkontrolliert:
Man sieht: Am Samstag kann es mal knapp werden. Zum Beispiel am 3. November. Da gabs um 14:48 Uhr nur noch 5 freie Parkplätze in den vier Parkhäusern. In der ganzen Stadt waren zum selben Zeitpunkt aber 801 weitere Parkflächen frei! Ob es ich lohnt, für diese eine halbe Stunde eine 30 Millionen teure neue Garage zu bauen? Die Antwort kann nur heissen: Nein. Diese Antwort müsste auch die neue St.Galler Baudirektorin interessieren.
Und die politischen Konsequenzen? Dazu mehr im druckfrischen Dezember-«Saiten». Es beschäftigt sich allerdings nur nebenbei mit Autos und zur Hauptsache mit Weltuntergängen. Kein neues Parkhaus, dies vorweg, wäre kein Weltuntergang.