Von Roma zu «Nero Roma»

Wo bis vor kurzem Mode verkauft wurde, ist jetzt vorübergehend Kunst zu sehen: Der St.Galler Künstler Felix Stickel hat sich in einem Ladenlokal an der Kugelgasse mit seinen «Temporären Gefügen» eingerichtet - nur noch dieses Wochenende.
Von  Peter Surber

«Von Felix Stickel ist noch viel zu erwarten.» So heisst der Schlusssatz im Jurybericht zum Förderpreis der Internationalen Bodenseekonferenz IBK 2018. Malerei war dort das Thema, und Felix Stickel gehörte zu den acht Ausgezeichneten des Wettbewerbs.

Jetzt lädt Stickel zu einer Ausstellung mit dem Titel «Temporäre Gefüge» ein. Sie dauert gerade einmal zwei Wochenenden, das erste ist schon vorbei, das zweite kommt jetzt. Ausstellungsraum ist das leerstehende Ladenlokal, ehemals Boutique Roma, an der Kugelgasse in St.Gallens Altstadt.

«Temporäre Gefüge»:
1. Februar 17-20 Uhr,
2. Februar 14-20 Uhr,
3. Februar 14-17 Uhr
Kugelgasse 3 St.Gallen

felix-stickel.ch

Das «Temporäre» im Titel bezieht sich auf die befristete Zwischennutzung, aber auch auf die Werke selber. Stickel fügt, wie er dies schon in anderen Zusammenhängen gemacht hat, jeweils mehrere eigene Bilder zu Installationen oder Collagen zusammen. Sie korrespondieren miteinander auf intuitive Weise – teils sind motivische Zusammenhänge sichtbar, teils methodische Verwandtschaften. Sie sind sich zum Teil aber auch im Weg, nehmen dem anderen Platz weg, oder sie umarmen sich.

Die Titel der im Raum grosszügig verteilten Bildballungen sind nicht minder assoziativ: Nils Bohrs Hufeisen, Schade Schokolade, Turku Kirsche, Nero Roma oder Mitim, Durchin und Inim heissen sie.

«Die entstehenden Gemälde und Installationen in Kombination mit anderen Bildmedien zeugen von einem offenen, einem experimentellen Vorgehen, das als Grundlagenforschung zur Legitimation von Malerei heute angesehen werden muss», steht im Jurybericht der IBK. «Damit ist das Werk Stickels von hoher Aktualität und verspricht eine überzeugende theoretische wie ästhetische Praxis, deren Erzeugnisse Kunstwerke im eigentlichen Sinne sind: ein hochkomplexes und zugleich sinnlich zugängliches Geflecht von sich durchdringenden Ebenen, materiell wie geistig.»

Felix Stickel, Jahrgang 1979, unterrichtet in einem Teilpensum Bildnerisches Gestalten und arbeitet als freier Künstler. Er hat je einen Werkbeitrag der Stadt und des Kantons St.Gallen erhalten und zuletzt unter anderem im Hiltibold oder im Winterthurer Oxyd ausgestellt. Sein jüngster Ausstellungsraum könnte ein Ausstellungs-Traum sein – gross, hell, an bester Lage. Aber deshalb auch für dauerhafte kulturelle Zwecke unbezahlbar.