Während alles langsam, aber sicher dem alljährlichen Vorweihnachtskonsum verfällt und auf Geldverprassen getrimmt ist, setzt der Staat den Rotstift an. Sowohl der Bund als auch die Kantone St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden kauen an ihren neusten Sparpaketen. Auch die Kultur muss Federn lassen, daran führt offenbar kein Weg vorbei. Aus Sicht der Kulturschaffenden und des geneigten Publikums können die derzeitigen Sparentscheide nur bedauert werden.
Auch wenn die Kantone ihre Kulturausgaben vermehrt aus dem ordentlichen, durch Steuergelder finanzierten Budget in den Lotteriefonds auslagern: Der Verteilkampf um Kulturfördergelder wird sich verschärfen. Dies zum einen, weil der Staat offensichtlich weiter sparen und Steuergeschenke an die Habenden verteilen will, und zum anderen, weil sich die Anzahl Fördergesuche stetig erhöht und die zunehmende Professionalisierung im Kulturbereich auch dazu führt, dass grössere Beträge für grössere Projekte angefragt werden. Müssen die Künstler:innen halt einfach wieder etwas bescheidener projektieren? Oder anders gefragt: Sollen sie weiterhin am Rand der Prekarität leben und arbeiten und lieber bei ihren Honoraren und ihrer Altersvorsorge sparen als bei der Realisierung ihrer Projekte, wie sie es heute tun?
Auf solche Grundsatzfragen hat dieses Heft keine Antworten parat. Wir haben in unserer Recherche zuerst einmal versucht aufzudröseln, wo Bund und Kantone in der Ostschweizer überhaupt Kulturgelder einsparen wollen. Sich dabei nicht im Zahlensalat und im subsidiaritätsbedingten Zuständigkeitsgerangel zu verheddern, ist kein leichtes Unterfangen. Ab Seite 14 gibts etwas Licht ins Dunkel des in Teilen ziemlich intransparenten Kulturpolitdschungels.
Ausserdem im geschenkten Dezember: 25 Jahre Poetry Slam St.Gallen, das Interview mit der Schriftstellerin Zsuzsanna Gahse, die Flaschenpost aus Zimbabwe, neue Musik von Dachs und Akryl, die lohnenswerte Mini-Ausstellung des WOZ-Fotografen Florian Bachmann in Teufen, der Animationsfilm über John Heartfield, der sechste und letzte Beitrag der Serie «Fabriken schauen» und – nicht zuletzt – die nigelnagelneue Kolumne «Heppelers Bestiarium», in welcher uns der Künstler, Musiker und Autor Jeremias Heppeler auf einen Streifzug durch das kunterbunte Tierreich des Popkultur-Planeten Erde mitnimmt.
Saiten wünscht vergnügliche Lektüren, frohe Feste und gute Rutsche! Wir lesen uns im neuen Jahr wieder, dann in leicht angepasstem Layoutkleid. Verraten sei an dieser Stelle nur so viel: Es wird, zumindest fürs Auge, angenehm im Saiten-2026.Roman Hertler