Die Krux mit dem Humor

Vierzehn Jahre lang gibt es nun schon den Poetry Slam in der Grabenhalle. Seit acht Jahren höre ich zu und seit vier Jahren bin ich selber gelegentlich auf irgendeiner Bühne. Nun, was sind da so meine Erfahrungen?
Sie sind einerseits vielfältig und schön, aber andererseits auch ernüchternd und stellen für mich manchmal die gesamte Slam-Szene in Frage.
Schön ist auf jeden Fall das jeder auf der Bühne mit seinem Text ernst genommen wird, Anerkennung bekommt und man auch untereinander nicht mit Lob geizt.
Das Publikum nickt anerkennend, ist aber leider oft zu feige für Kritik. Selten hat mir bisher jemand gesagt: «Du, der Text war grad unter aller Würde, das geht besser.»
Vielleicht hat das Publikum auch einfach keine Ahnung?
Mir selber mit meinen mittlerweile 38 Lenzen ist doch auch aufgefallen: sei jung, blond und weiblich, so erhöhst du deine Punktezahl.
Oder sei jung, versifft und trage einen filzigen Bart und erhöhe damit deine Punktezahl.
Gut, das mögen Vorurteile sein. Nur kommen diese selten von ungefähr und haben im Kern oft ein Quäntchen Wahrheit.
Tiefgründige Texte voller Trauer oder Wut werden in der Regel skeptisch betrachtet und die Witzigen hoch gewertet. Die Spassgesellschaft lässt grüssen.
So habe auch ich gemerkt: Wenn dich ein Thema beschäftigt und es eigentlich ein ernstes ist, mische es mit Humor und Schalk. Nur so bekommst du die Aufmerksamkeit des Publikums.
Und merke dabei selber: Ja, auch ich gehöre zur Spassgesellschaft. Bei witzigen, humorvollen Texten mit einer ernsten Pointe, da applaudiere ich.
Bild: aus der interaktiven Lernausstellung «Experimente im Hinterstübchen» von Amina Abdulkadir, Slammerin aus Basel.