, 19. Mai 2018
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FCSG vs. Lausanne 0:3 – Trotz Streik in die Europa League.

St. Gallen blamiert sich gegen Lausanne und verliert gegen den Absteiger mit 0:3. Dank dem Sieg von Sion gegen Thun qualifiziert sich der FCSG trotz dieser Nullleistung für die Europa League. Ob das gut kommt? Wir werden sehen.

FCSG – FC Lausanne-Sport 0:3

Abpfiff – Der FCSG beschliesst die Spielzeit 2017/2018 mit der siebten Niederlage in Serie – und rangiert auf der Abschlusstabelle der Super League dennoch im fünften Rang, der zu den Europa-League-Ausscheidungsspielen berechtigt. Der FCSG tut dies mit der schlechtesten Abwehr der gesamten Liga. Die Haupttribüne blickt angewidert in Richtung der leeren Bierbecher. Wir blicken angewidert in Richtung Rasen. Die Stimmung, so meine ich zu vernehmen, ist etwas gekippt. Ein Pfeifkonzert begleitet den Schlusspfiff. Trotz allem: Vielen Dank fürs fleissige Lesen unseres Livetickers. Ein bisschen Sinn im Unsinn. Auf bald!

Minute 90 – R.S: „Er söll abpfiffä, i has gseh“. Mhm, seh ich auch so. So was schlechtes hab ich noch nie gesehen. Und wir müssen noch 2 Minuten Nachspielzeit gedulden. Der EB gratuliert derweil allen FANS zur EL-Quali. Verdient.

Minute 89 – R.S: „Hornusse wär etz au geil zum Luege.“ Und R.S: „Mhm.“

Minute 86 – „10 Johr scheiss Schmier, die einzig Schand vom Espenmoos sind ihr. ACAB!“ schreibt der Espenblock auf Spruchbändern. Was ACAB – All Colours Are Beautiful – mit Fussball gemein haben, entzieht sich unseren Kenntnissen.

Minute 83 – Das Stadion feiert wieder die Eisgenossen. R.S. stimmt im alkoholgetränkten Übermut „SENF-Liveticker Olé Olééé“ an, wartet aber vergeblich darauf, dass sich jemand seinen kühnen Worten anschliesst. Mit ungebrochener Euphorie klatscht er weiter. Alle feiern hier etwas, das sie nicht sind. Es ist so wundervoll.

Minute 81 – Kollege R.S. erzählt von seinen Ferien nächste Woche. Er bereist Amsterdam und Curacao nächste Woche. Schön.

Minute 79 – +++VERKEHRSINFO SENF+++ 2323 Km Stau vor dem Gotthard, Lausanne wechselt zum 2. Mal, der Lausanner mit der Nr. 23 hat – wie in der 5. Liga – keinen Namen auf seinen Trikot, R.S. der nicht blaue ist nun auch Blau, der Tickerer des FM1 trinkt kein Bier (WIESO????) und Sion führt nun 3:1 gegen Thun.

Minute 76 – R.S. hatte am Dienstag Geburtstag und hat das heute gefeiert. Somit ist sein Rausch bereichtigt und verdient. Wenigstens ein Grund,  sich heute zu betrinken. Und hut ab vor seiner Leistung. Das Schüga hatte keine Chance.

Minute 74 – Ich bin mir mittlerweile sicher, dass nie zuvor jemand auf einer Pressetribüne einen Rausch derart zelebrierte wie das R.S. gegenwärtig tut. Seine Gedankengänge sind unergründlich in Inhalt und Geschwindigkeit. Innert einer Minute thematisiert der lebensbejahende Tickerkollege Bier, G-Unit, das DFB-Pokalfinale und Ratschläge an hiesige Fussballprofis.

Minute 71 – St.Gallen hat jetzt schon einige Torchancen. Aber was ist das schon Wert in diesem Verlegenheitskick, bei dem die grün-weissen Fans mal wieder wundervoll zeigen, wie gut man sich selbst genügen kann.

Minute 69 – Peter Zeidler tut uns leid. Hoch offiziell. Drei Jahre mit diesem Trümmerhaufen? Auch wenn einer davon nun die Latte getroffen hat, scheisse spielen tun sie trotzdem.

Minute 67 – Stand jetzt qualifiziert sich der FCSG für die Europa League Qualifikation. Wir fragen uns ernsthaft: Was wollen wir dort? Uns so blamieren wie heute? So tun als wären wir Luzern?

Minute 65 – Hahaha! Auf der Videowall wurde eben eingeblendet, dass die Schweizer Eishockeynati  mit 2:1 in Führung ging. Jetzt singt das ganze Stadion „Schwizer Nati Olé Olééé“. Was für ein herrlich seltsamer Augenblick.

Minute 64 – 14’397 Zuschauer sahen eben, wie sich die Lausanner in Tornähe spielten und der gesamte Espenblock mit „Schüüüüüss!“ in herrlichem Zynismus das Null-zu-vier forderten.

Minute 60 – Sogar der journalistisch verpflichtend agierende Typ von FM1 neben uns meint anerkennend: „Die Stimmig isch scho chli wie ufere Beerdigung“. Das hätte er sich in seinem Ticker nie zu schreiben getraut. SENF/Saiten: Meinungsfreiheit seit 1859.

Minute 59 – Bemerkung meinerseits zum verpixelten Bild: „Gseht scho chli mies uus.“ Kollege R.S. mit lässiger Gleichgültigkeit den tausenden Lesern gegenüber: „Ah chum, isch doch gliich.“

Minute 58 – Livebilder aus dem Stadion:



Minute 54 – R.S. fragt, ob ich mit Hüppi sprechen könne, ich sei gerade in der Stimmung dazu. Ich finde das rassistisch gegenüber betrunkenen Menschen. Jeder spricht dann doch nicht mit Hüppi.

Minute 51 – Gewissensbereinigung: Ben Khalifa und Itten sind neu im Spiel. Barnetta und Aratore haben die Spielwiese verlassen.

Minute 50 – Lausanne beinahe mit dem vier zu null. Sagen die Anderen. Grund: Ich gucke Eishockey auf dem langsamen SRF-Player.

Minute 46 – Auf der Presstribüne brechen jetzt alle Dämme. R.S. holt Bier, obwohl TTTTToxic.fm vor zwei Minuten gerade Nachschub besorgte. Zwischen unseren PC’s stehen jetzt fünf Bierbecher. R.S. hindert das nicht daran, neues Bier zu besorgen. Er tut dies in ausschweifender Lautstärke, sodass sich die halbe Haupttribüne umdreht und dem jovialen Treiben des offensichtlich angetrunkenen R.S. zuschaut.

19 Uhr 56 – Rockige Musik über die Stadionlautsprecher, Lukas Studer im Eishockey Studio, R.S. am Bier trinken, R.S. von England aus am kritisieren, keine Kiss-Cam, Barnetta am Poulet-Werbung machen, Barnetta am Audi-Werbung machen, R.S. am Eishockey schauen, R.S. am sich wundern, warum schon wieder Eishockey ist und Toxic kein Bier am holen – die Pause kurz zusammengefasst.

PAUSE – „Läck sind die verschissä, da gits gär nö“ stellt R.S. konsterniert fest. Ich auch. Sind echt verschissen.

Minute 44 – Wir stellen fest: Der (Marl)boro-offensiv-Spektakel-Fussball haut uns aus den Socken. Alain ist derweil beeindruckt von dessen zwischenmenschlichen Fähigkeiten und verlängert seinen Vertrag vorsorglich um 10 Jahre. #läuft

Minute 42 – Lausanne, der Absteiger, führt St.Gallen vor und trifft zum dritten Mal. Die St.Galler stellen sich derart dilettantisch an, dass man nur froh sein kann, ist die Saison in einer guten Stunde vorbei. Was für ein Pfeifkonzert.

Minute 41 – Im Espenblock hat eine Gruppe von gut fünfzehn Personen Kerzchen angezündet und sorgt für weihnachtliche Stimmung. Vielleicht wollen sie auch nur ein Kerzchen anszünden, weil dem Fussballclub St.Gallen hier und heute Grundsätzliches fehlt.

Minute 39 – „Läck i hass de FC Sangalle“, stellt R.S. konsterniert fest. „Wie chasch so schlächt si?“ stellt er zu Recht fest. Lausanne trifft zum 0:2. Dank Sion sind wir aber noch auf Europacup-Kurs.

Minute 34 – FM1 wird trotz steter Bekundungen unsererseits, nichts von Fussball zu verstehen, nicht müde, uns nach Rat zu fragen. Eine Hartnäckigkeit, die beeindruckt. Letztmals so an mich geglaubt hat die Primarschullehrerin in der zweiten Klasse.

Minute 33 – Ein Lausanner ist durch, will an Lopar vorbei, wird von diesem aber am Abschluss gehindert. Gibt Elfmeter, gibt die gelbe Karte für Lopar und gibt einige Sekunden später die Führung für den Absteiger. Jetzt hilft nur Bier.

Minute 32 – Gedanke: mit der Charter-EasyJet-Maschine nach Vaduz ans Europa-League-Auswärtsspiel fliegen und bankrott gehen.

Minute 31 – St.Gallen führt hier die feinere Klinge, ist mehrheitlich im Ballbesitz und nähert sich vereinzelt gelungen dem gegnerischen Tor. So zumindest meine Wahrnehmung, die auf Vermutungen gründet, weil mich R.S.‘ Sprechwellen doch merklich beanspruchen.

Minute 29 – R.S. zunehmend genervt, weil R.S. in England, wie R.S. (der Genervte) mutmasst, mit einer Hand am Handy über unser Tickerverhalten moniert, mit der anderen die Braut zum Tanzen ausführt. Für mich ist das alles in allem sehr verwirrend.

Minute 25 – Das Spiel ist ein bemitleidenswertes Scheidungskind, dessen Eltern Anspruch und Wirklichkeit nicht in Einklang brachten. Es sitzt nun alleine da, man verkennt sein Potenzial, es hadert mit sich und der Situation.

Minute 24 – E.M. immer noch optimistisch: „Chum Aratore lauf!“ gefolgt von einem „Sitä Change, Sitä Change“. Er fühlt das Spiel hier offensichtlich.

Minute 21 – R.S. ruft zuerst in völlig unangebrachter Lautstärke: „Hau en um!“, was uns journalistisch endgültig disqualifiziert. Keine fünf Sekunden später – kein Witz – grätscht ein Lausanne-Spieler die Kugel Richtung Pressetribüne, der Ball schlägt auf dem Pult eines Medienschaffenden ein. R.S. erbost: „Loh üs Journis in Rueh, mir mached nur üsen Job!“ Zensur nun auch im Schweizer Sportjournalismus.

Minute 18 – Freistoss Aleksic, van der Werff nimmt einen Schluck Energy Drink, ihm wachsen Flügel, er steigt in den Himmel, schwebt dem Gegenspieler davon und köpft den Ball neben das Tor.

Minute 16 – St.Gallen hier übrigens wie in einem Arbeitszeugnis. Sie haben und geben sich Mühe.

Minute 15 – R.S. besorgt mit tiefen Sorgenfalten: „Kannst du meinen letzten Eintrag gegenlesen? R.S. (in Liverpool, d. Red.) wird sich sonst im Grabe umdrehen.“ Scrollt dann durch Instagram, nippt am Bier und lächelt zufrieden.

Minute 14 – Diese Partie hat den Sound eines letzten Grümpeli-Gruppenspiels, bei dem bei dem beide schon ausgeschieden sind. Wenig Feuer, die missratene Saison, zumindest aber die Hoffnung auf eine gute Saison, sind mittlerweile verarbeitet und akzeptiert. Ein Ausklang, der widerwillig hingenommen wird.

Minute 12 – Wir begrüssen hier E.M. im Kreise der verschworenen Tickergemeinschaft. E.M. ist übrigens selbsternannter Fussballfachmann. Sein Fazit bis jetzt: „Losann isch aifach ä Kataschtrofä!“

Minute 10 – Das Spiel gibt wenig her bislang. R.S. ist längst in Grundsatzdiskussionen abgedriftet und beteiligt sich herzlich wenig an Beobachtungen zum Spiel. Uns trennen zwei Promille und entsprechend viel Lebensfreude. Nun ja.

Minute 8 – Bis vor Kurzem war die Sicht der im Espenblock stehenden Fans durch die Choreographie verdeckt. Wie ich sie beneide. Und R.S. spricht mit ansteckendem Suff-Enthusiasmus in einer Kadenz eines französischen Rappers.

Minute 6 – R.S. ist heute übrigens abwesend. Familienausflug nach „Liverpool“. „Liverpool“ steht hier übrigens für Royal-Wedding. R.S. war schon immer Fan von Harry.

Minute 4 – „Wo isch etz da Ball ane?“, fragt R.S. Fm1 ist ebenfalls unschlüssig und will sich, weshalb auch immer, bei mir erkundigen, was genau passiert sei: „An Pfoste oder wa?“ Ich tue, was ich in meinem Leben als gelangweilter Verkäufer immer tue: Alles abnicken und hoffen, es kommt schon gut. Auf jeden Fall: Chance St.Gallen, noch immer torlos.

Minute 1 – Eine grosse Fahne wird nahe der Seitenlinie davongetragen. Just in diesem Augenblick fliegt der Ball in jene Richtung. Der Linienrichter weicht Spielgerät und Fahne aus, rempelt dabei einen St.Galler an und sorgt für amüsiertes Lächeln der wenigen, die nicht die Choreographie des St.Galler Anhangs begutachten.

18 Uhr 59 – Jeder weiss, ein Abend ist erst gelungen, wenn Knüppel, Cops auf Rasen, fliegende Kühltruhe und nervöse Funktioniere dabei sind. So klar wie das Amen in der Kirche.

18 Uhr 57 – Vor dem Espenblock ist eine grosse „10“ angebracht. Denn, wie jeder weiss, heute vor 10 Jahren fand das letzte Spiel des FCSG im Espenmoos statt. Inkl. FCSG-Knüppel, Cops auf dem Rasen, fliegenden Kühltruhen und nervösen Funktionären.

18 Uhr 54 – Bluet, Schweiss und Träne flüsset. Im Fall. U huuere krass. Sorry, R.S. hier.

18 Uhr 55 – R.S. derweil: „Ich bin noch nicht bereit. Irgendwann dann mal. Vielleicht.“ Ok.

18 Uhr 53 – Van der Werff (verhaltener Applaus), Toko (jeder, der es mit GC hält, sei der Sohn von jemandem, der sein Geld im horizontalen Gewerbe verdiene) und Haggui (etwas vehementeres Klatschen) werden von den FCSG-Fans verabschiedet.

18 Uhr 51 – Immerhin: eine erste Annäherung. Wir werfen uns hier einen kleinen Entspannungs-Knet-Ball zu und stellen uns mit Vornamen und Arbeitgeber vor. Dann grüssen alle synchron jene Person, die den Ball in der Hand hat.

18 Uhr 46 – 20 Minuten vor Spielbeginn. Von Kollege R.S. weiss ich, dass er noch nicht im Stadion sei, dafür aber „voll“. Ich lungere im Presseraum herum und lausche den Gesprächen von Journalistenkollegen. Sie sprechen über Budgets, Vertragsverhandlungen, taktische Formationen und neuste Gerüchte rund um den FCSG. Und mir wird mal wieder bewusst, wie deplatziert wir hier in der Pressezone eigentlich sind. Gleichgültig gegenüber jeder kleinsten Ausführung von journalistischer Tiefe und schon vor Ankunft mindestens angeheitert.
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