Kinderspital-Areal: Wieviel soll stehen bleiben?

Die Südseite des Kinderspitals 1967. (Bild: pd)

Vor einem Jahr hatte die Ortsbürgergemeinde St. Gallen gezeigt, was aus dem Areal der Kinderspitals nach dem Umzug ins Areal des Kantonsspitals werden könnte. Jetzt sind die Planungen einen Schritt weiter.

Die grund­sätz­li­chen städ­te­bau­li­chen Über­le­gun­gen zum Kin­der­spi­tal­are­al und sei­nen Nach­bar­schaf­ten mün­de­ten letz­tes Jahr in zwei Va­ri­an­ten: «Kin­der­spi­tal rel­oa­ded» schlägt vor, die meis­ten be­stehen­den Ge­bäu­de wei­ter zu nut­zen, die Va­ri­an­te «Park» sieht an der im Nor­den des Are­als ver­lau­fen­den Fal­ken­stein­stras­se ei­nen Neu­bau vor, wäh­rend die im Lau­fe der Jahr­zehn­te ent­stan­de­nen An­nex­bau­ten ab­ge­bro­chen wer­den könn­ten. Doch wie gut las­sen sich Be­stan­des­bau­ten über­haupt wei­ter nut­zen und weit­ge­hend zu Woh­nun­gen um­bau­en? 

Die Variante «Kinderspital reloaded» . (Bild: pd)

Die Variante «Park». (Bild: pd)

Die­sen Fra­gen sind im letz­ten Jahr das Bau­bü­ro In Si­tu und das Bü­ro Denk­statt nach­ge­gan­gen. Ers­te­res ist auf Um­nut­zun­gen und Wei­ter­ver­wen­dun­gen von Bau­ten spe­zia­li­siert. Die jetzt prä­sen­tier­ten Re­sul­ta­te der Trans­for­ma­ti­ons­ana­ly­sen zei­gen: Es gibt ein ho­hes Po­ten­zi­al.

Ur­sprungs­bau soll blei­ben

Vor al­lem der Ur­sprungs­bau des Kin­der­spi­tals, der 90 Me­ter lan­ge, in Ost-West-Rich­tung ste­hen­de Rie­gel von 1966 – da­mals ge­plant vom St. Gal­ler Ar­chi­tek­tur­bü­ro Dan­zei­sen + Vo­ser zu­sam­men mit dem Ar­boner Ar­chi­tek­ten Pli­nio Haas – kann dank sehr so­li­der Kon­struk­ti­on gut zu Woh­nun­gen um­ge­baut wer­den. An­ge­dacht sind da­für neue Aus­sen­er­schlies­sun­gen als Vor­bau auf der Nord­sei­te. Im Kel­ler die­ses Ge­bäu­des be­fand sich frü­her ein un­ter­ir­di­sches Not­spi­tal mit teils me­ter­di­cken Mau­ern. Dank die­sen Fun­da­men­ten er­füllt der Ur­sprungs­bau heu­ti­ge An­for­de­run­gen an die Erd­be­ben­si­cher­heit und er lies­se sich zum Bei­spiel mit Holz­bau­ten auf­sto­cken. Dank der durch­ge­hen­den Bal­ko­ne auf der Süd­sei­te ist er sehr gut be­lich­tet. Der Ur­sprungs­bau soll des­halb ste­hen­blei­ben und um­ge­baut wer­den.

Im Lau­fe der letz­te sech­zig Jah­re sind zahl­rei­che Er­wei­te­run­gen ent­stan­den. Auch die­se hat In Si­tu auf Um­bau­mög­lich­kei­ten un­ter­sucht und schlägt für ein­zel­ne Flü­gel Auf­sto­ckun­gen, für an­de­re ei­ne Re­duk­ti­on der Stock­wer­ke vor. Was in die­sen Bau­ten dann spä­ter ein­mal statt­fin­den wird, wo es öf­fent­li­che Nut­zun­gen ge­ben und wo Durch­gän­ge und Plät­ze ent­ste­hen könn­ten, hat das Bü­ro Denk­statt un­ter­sucht.

Um­zo­nung und Son­der­nut­zungs­plan

Mit all die­sen Vor­ar­bei­ten hat die Orts­bür­ger­ge­mein­de St. Gal­len, der das Land ge­hört, auf dem das Kin­der­spi­tal steht, die Grund­la­gen für ei­ne Um­zo­nung ge­schaff­ten. Noch die­se Wo­che läuft das Mit­wir­kungs­ver­fah­ren zur be­an­trag­ten Um­tei­lung von der Zo­ne für öf­fent­li­che Bau­ten in ei­ne Schwer­punkt­zo­ne. Nur mit die­sem pla­nungs­recht­li­chen Schritt ist es mög­lich, auf dem Are­al spä­ter Woh­nun­gen zu bau­en. Da­nach ist auch ein Son­der­nut­zungs­plan für das Are­al nö­tig.

Die Annexbauten des Kinderspitals. (Bild: pd)

Die Orts­bür­ger­ge­mein­de will als nächs­tes ei­nen Wett­be­werb aus­schrei­ben, bei dem In­ves­to­ren und Pla­ner weit­ge­hend frei ent­schei­den kön­nen, was aus den Spi­tal­bau­ten wer­den soll. Vor­ge­ben will die Orts­bür­ger­ge­mein­de nur den Er­halt des ur­sprüng­li­chen Spi­tal­baus von 1966. Ob die ver­schie­de­nen An­bau­ten wei­ter ge­nutzt oder ab­ge­bro­chen wer­den, bliebt den Wett­be­werbs­teil­neh­men­den re­spek­ti­ve den sich be­tei­li­gen­den In­ves­to­ren über­las­sen. Für bei­de Va­ri­an­ten ge­be es gu­te Ar­gu­men­te, so Orts­bür­ger­rats­prä­si­den­tin Kat­rin Mei­er. Ge­bäu­de er­hal­ten ist aus Sicht der Nach­hal­tig­keit wich­tig, für teil­wei­se Ab­brü­che gibt es städ­te­bau­li­che Grün­de: Die im Nor­den des Are­als ver­lau­fen­de Fal­ken­stein­stras­se be­kä­me mit ei­nem Neu­bau ei­ne ge­schlos­se­ne­res Stras­sen­bild. Aus­ser­dem sind ein­zel­ne An­nex­bau­ten schlecht be­sonnt und nicht so ein­fach zu Woh­nun­gen um­zu­bau­en wie der Haupt­bau. Bei­de Va­ri­an­ten wur­den schon in den er­wähn­ten städ­te­bau­li­chen Stu­di­en im Grund­satz be­reits auf­ge­zeigt. Und in bei­den Va­ri­an­ten sind künf­ti­ge Fuss- und Ve­lo­we­ge vor­ge­se­hen und die zu er­hal­ten­den Bäu­me be­zeich­net.

Bis zu tau­send neue Quar­tier­be­woh­ner:in­nen

Das Ge­samt­are­al rund um das Kin­der­spi­tal hat im Sü­den, wo heu­te der He­li­ko­pter­lan­de­platz und die Fa­mi­li­en­gär­ten lie­gen, so­wie west­lich an­gren­zend an der Goss­acker­stras­se, noch mehr Po­ten­zi­al und kann zu ei­nem be­vor­zug­ten Wohn­ge­biet wer­den. Bei frü­he­ren An­ga­ben war die Re­de von bis zu 300 neu­en Woh­nun­gen mit rund 1000 neu­en Be­woh­ner:in­nen. Zu­sätz­lich gibt es Platz für Er­wei­te­run­gen der be­nach­bar­ten Schu­le und der Kirch­ge­mein­de.

In gut ei­nem Jahr wird das Kin­der­spi­tal ins Kan­tons­spi­tal um­zie­hen. Bis al­le Räu­me am bis­he­ri­gen Stand­ort wirk­lich leer sind, wird es we­gen nö­ti­ger Auf­räum­ar­bei­ten aber noch et­was dau­ern. Auf An­fang 2027 wird die Orts­bür­ger­ge­mein­de die Ge­bäu­de über­neh­men und die Ver­ant­wort­li­chen hof­fen, da­nach mög­lichst rasch mit den Um­bau­ten be­gin­nen zu kön­nen.