Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 1

Bis zum Ende der Sommerferien präsentiert Saiten wöchentlich Kulturtipps aus der Region. Teil 1: Openair-Kinos, Kultur Nebedusse, Kulturfestival, Poolbar, Niemand war schon immer da und Eine afrikanische Geschichte Afrikas. 

Für die Bebilderung der Sommertipps haben sich der Produktdesigner David Walsh und die Saitengrafik mit sommerlichen Sehnsuchts orten der Ostschweiz beschäftigt. Historische Tourismusplakate werden dabei mit aktuellen Aufnahmen von Nutzer:innen kombiniert – gefunden in den Google-Rezensionen der jeweiligen Orte.

Ki­no 

Open­air-Ki­nos land­auf, land­ab

Als wä­re schö­nes Wet­ter ga­ran­tiert, gibt es in­zwi­schen fast über­all in der Ost­schweiz Frei­luft­ki­nos. Der gröss­te Ver­an­stal­ter heisst Coop Open Air Ci­ne­ma mit schweiz­weit 20 Spiel­or­ten, dar­un­ter Ar­bon und Kreuz­lin­gen. Un­ge­wöhn­lich gross ist der An­teil an Schwei­zer Pro­duk­tio­nen. So läuft in Ar­bon auf der Lein­wand im See Frie­das Fall, Höl­de – Die stil­len Hel­den vom Sän­tis, Ty­pisch Emil (in An­we­sen­heit von Emil), Hel­din und der Kas­sen­schla­ger vom letz­ten Jahr Bon Schuur Ti­ci­no. Fil­me im Frei­en gibt es aber auch an­ders­wo: Am 4. Ju­li star­tet das Pro­gramm des Ba­di-Ki­nos in Hei­den. Ge­zeigt wird un­ter an­de­rem Back to Black, die Ge­schich­te von Amy Wi­ne­house. Nicht wirk­lich open­air, näm­lich in der Kunst­hal­le, fin­den Mit­te Au­gust die Ap­pen­zel­ler Film­näch­te statt. In Steck­born gibt es am 11. und 12. Ju­li Ki­no im Turm­hof. Ge­zeigt wird Die An­hö­rung, ein Film, in dem Be­fra­gun­gen in Asyl­ver­fah­ren nach­ge­stellt wer­den. In Uz­wil lau­fen ab dem 23. Ju­li an 30 Aben­den Fil­me auf dem Sport­platz Schi – zwi­schen Frei­bad und Kunst­eis­bahn. (An­dre­as Kneu­büh­ler)

Coop Open Air Ci­ne­ma: 
11. Ju­li bis 16. Au­gust, Ar­bon
2. bis 27. Ju­li, Kreuz­lin­gen
coo­po­pen­air­ci­ne­ma.ch

Ba­di-Ki­no Hei­den: je­weils frei­tags, 4. Ju­li bis 8. Au­gust (aus­ser 2. Au­gust, Sams­tag), Schwimm­bad Hei­den
ba­di-hei­den.ch/ba­di­ki­no2025

Ap­pen­zel­ler Film­näch­te: 14. bis 16. Au­gust, Kunst­hal­le Ap­pen­zell
kul­tur-ap­pen­zell.ch/pro­gramm

Open­air Ki­no Steck­born: 11. und 12. Ju­li, Turm­hof Steck­born
turm­hof.ch/kul­tur

Open­air Ki­no Uz­wil: 23. Ju­li bis 23. Au­gust,Sport­platz Schi, Uz­wil
open­air-uz­wil.ch 

 

Kunst 

Ein Som­mer­fest in Krin­au

Das Kul­tur­fes­ti­val «Ne­be­dus­se» ver­eint nicht nur Mu­sik und bild­ne­ri­sche Kunst, son­dern gleich­zei­tig auch Kul­tur im In­nen­raum und sol­che, die sich mit dem Draus­sen be­schäf­tigt. Kul­tur auch «ne­be­dus­se» statt­fin­den zu las­sen, ist Teil des neu­en Fes­ti­val-Kon­zepts des Rat­hau­ses für Kul­tur und der Do­go Re­si­denz für Neue Kunst in Lich­ten­steig. So geht es dies­mal mit dem Fes­ti­val von Lich­ten­steig hin­aus nach Krin­au. Grund da­für sind die Wer­ke der Künst­ler:in­nen der Do­go Re­si­denz. Aa­ro Mur­phy, Ja­kob Jautz, Ma­ja Renn und Me­ret Schüp­bach ha­ben sich mit dem Wald, der Na­tur und dem Zu­sam­men­spiel von Kul­tur, Kör­per und Tech­no­lo­gie be­schäf­tigt. Aber auch die Mu­sik kommt am «Ne­be­dus­se» in die­sem Jahr nicht zu kurz. Ne­ben ver­wun­sche­nen Klän­gen aus der Spät­ro­man­tik und dem Früh­ba­rock von Han­nah Mehl­er und Ste­fa­nie Mir­wald prä­sen­tie­ren We­r­o­na aus St.Gal­len und Ma­l­e­fi aus Bern tanz­ba­re elek­tro­ni­sche Beats, wäh­rend OG Flo­rin und Me­lo­dies­in­fo­nie aus Zü­rich für me­lo­di­schen Sound zwi­schen Soul, In­die und Bos­sa No­va sor­gen. (Daria Frick)

Kul­tur Ne­be­dus­se: 5. und 6. Ju­li, Krin­au 
rat­haus­fuer­kul­tur.ch, do­go­re­si­denz.ch 

 

Mu­sik 

Ein Fes­ti­val mit­ten in der Stadt

Auch die­ses Jahr ver­wan­delt sich der In­nen­hof des Kul­tur­mu­se­ums zu ei­ner Büh­ne für Mu­sik aus der gan­zen Welt: Von St.Gal­len über Ma­rok­ko bis Aus­tra­li­en – und di­ver­se Gen­res, von Fla­men­co bis Punk. Un­ter den Bands am dies­jäh­ri­gen Kul­tur­fes­ti­val fin­den sich be­kann­te Acts wie Car­rou­sel aus Dé­le­mont oder Black Sea Da­hu aus Zü­rich, aber auch lo­ka­le wie die Punk­band The Mas­ked Ani­mals oder Da­mi­a­na Ma­li, de­ren Sound ir­gend­wo zwi­schen Folk und Pop zu ver­or­ten ist. Da­ne­ben glänzt das Li­ne-up mit in­ter­na­tio­na­len Acts und ei­ner viel­fäl­ti­gen Brei­te an Gen­res. Wäh­rend Ab­dul & the Gang aus Frank­reich und Ma­rok­ko leich­ten Funk spie­len, brin­gen Las Mi­gas aus Spa­ni­en den Fla­men­co in die Gal­lus­stadt, und die An­go­la­ne­rin Lúcia de Car­val­ho sorgt für den nö­ti­gen Soul. Da­ne­ben ist von Elek­tro (Ghe­ist oder Tech­n­obrass) über Folk (Salt­tree) oder Italo (Va­len­ti­no Vi­va­ce) bis Punk (Rump­jacks) an der 19. Aus­ga­be des Kul­tur­fes­ti­vals al­les da­bei. Und wer hung­rig oder durs­tig ist, kann sich auf ein re­gio­na­les und sai­so­na­les An­ge­bot freu­en. (Daria Frick)

Kul­tur­fes­ti­val: 1. bis 19. Ju­li, In­nen­hof Kul­tur­mu­se­um St.Gal­len
kul­tur­fes­ti­val.ch

 

Rei­ches Ge­deck im Pool

Die Pool­bar war­tet mit ver­läss­li­cher Re­gel­mäs­sig­keit mit dem er­le­sens­ten Pro­gramm der hie­si­gen Fes­ti­valland­schaft auf. Auch die­ses Jahr fi­gu­rie­ren wie­der ein paar Le­cker­bis­sen aus der sai­ten­las­ti­gen Mu­sik­ecke da­zu, dar­un­ter die Hea­vy-Blue­ser von King Buf­fa­lo oder die Stoner­instan­zen Ka­da­var aus Deutsch­land oder Wolf­mo­ther aus Aus­tra­li­en. Wer bei Kett­car am Gra­ben­hal­len­ju­bi­lä­um letz­ten Som­mer nicht da­bei sein konn­te, kann Ver­pass­tes heu­er in Feld­kirch nach­ho­len. Zu den ös­ter­rei­chi­schen Schman­kerln zäh­len der auch in St.Gal­len gern ge­se­he­ne Gast Voo­doo Jür­gens oder der Club­pop-Ge­heim­tipp Ben Clean. Fri­sche, jaz­zy, fun­ky Sounds lie­fert die in­di­sche 60ies-Pop-Grup­pe Pe­ter Cat Re­cor­ding Co. Es ist kaum mög­lich, dem aus­ge­feil­ten Pool­bar­pro­gramm in die­ser Kür­ze ge­recht zu wer­den. Ein Na­me darf in die­ser Auf­lis­tung aber nicht feh­len: die nim­mer­mü­den Mel­vins, die seit den 1980er-Jah­ren den West­küs­ten-Al­ter­na­tiv­rock mass­geb­lich mit­ge­prägt und mitt­ler­wei­le ihr 28. Stu­dio­al­bum mit im Ge­päck ha­ben. (Ro­man Hertler)

Pool­bar Fes­ti­val: 2.Ju­li bis 10.Au­gust, Feldk­rich
pool­bar.at 

 

Thea­ter 

Mi­gran­tisch in Gla­rus

Das Glar­ner­land war seit je­her ein Hot­spot von Kom­men und Ge­hen. Aus­wan­dern, ein­wan­dern, das präg­te aber nicht nur das en­ge Tal. Viel­mehr hat Mi­gra­ti­on die Zi­vi­li­sa­ti­on be­glei­tet, seit es sie gibt. «Mi­gra­ti­on ist nor­mal», sagt das Glar­ner Kol­lek­tiv Stau­Raum und hat mit Lai­en und Pro­fis ein Stück un­ter frei­em Him­mel ent­wi­ckelt mit dem pro­gram­ma­ti­schen Ti­tel Nie­mand war schon im­mer da. Mit Blick zu­rück in die Ge­schich­te und aus den Er­fah­run­gen heu­ti­ger Mi­grant:in­nen ent­steht ein bild­star­ker Stadt­rund­gang, thea­tra­lisch, mu­si­ka­lisch und in­stal­la­tiv. Start ist im Volks­gar­ten. Ein­ge­la­den mit­zu­tun wa­ren al­le, die das The­ma be­wegt – und auch für das Pu­bli­kum ist die Schwel­le nied­rig: Statt Ein­tritt zahlt man Kol­lek­te. Rund 25 Schau­spie­ler:in­nen sind be­tei­ligt un­ter Lei­tung ei­nes lo­kal ver­an­ker­ten sechs­köp­fi­gen Frau­en­teams. Wo al­lent­hal­ben Ein­wan­de­rungs­ge­set­ze ver­schärft, Un­wör­ter wie «Re­mi­gra­ti­on» sa­lon­fä­hig und Mau­ern auf­ge­rich­tet wer­den, hält das Glar­ner Frei­licht­thea­ter klug, so­li­da­risch und kol­lek­tiv die Fah­ne der Mensch­lich­keit hoch. (Pe­ter Sur­ber)

Nie­mand war schon im­mer da: 26. Ju­ni bis 6. Ju­li, Gla­rus 
nie­mandwar­scho­nim­mer­da.ch

 

Li­te­ra­tur 

Zeinab Ba­d­a­wis afri­ka­ni­sche Ge­schich­te Afri­kas

Den­ker wie Fel­wi­ne Sarr oder Ba­yo Ako­mo­la­fe ha­ben auf das Po­ten­zi­al auf­merk­sam ge­macht, das in Afri­ka steckt. Ein un­ge­ho­be­ner Schatz, ver­schlei­ert, ent­stellt, ver­wüs­tet durch das ko­lo­nia­le Nar­ra­tiv ei­ner eu­ro­zen­tris­tisch ori­en­tier­ten Ar­chäo­lo­gie und Ge­schichts­schrei­bung. Die­sen Schatz hat Zeinab Ba­d­a­wis Buch Ei­ne afri­ka­ni­sche Ge­schich­te Afri­kas ge­ho­ben: Ein rund 500 Sei­ten star­ker Band, il­lus­triert mit Fo­to­gra­fien und Kar­ten – ver­filmt von der BBC in ei­ner 20-teil­i­gen Do­ku­men­tar­se­rie. Dar­in legt die aus dem Su­dan stam­men­de bri­ti­sche Re­por­te­rin Zeinab Ba­d­a­wi das un­glaub­lich viel­fäl­ti­ge und all­ge­mein kaum be­ach­te­te afri­ka­ni­sche Nar­ra­tiv zur Ge­schich­te Afri­kas of­fen. Die Le­ser­schaft ent­deckt Epo­che um Epo­che, Zo­ne für Zo­ne, The­ma um The­ma neue Aspek­te des «dunk­len Kon­ti­nents»: Zeinab Ba­d­a­wis Buch for­dert ei­ne neue Ein­schät­zung des afri­ka­ni­schen Bei­trags zur Ge­schich­te der Mensch­heit – ei­ne längst fäl­li­ge Wür­di­gung. Ei­ne an­spruchs­vol­le, aber im­mens loh­nen­de Lek­tü­re, ein Au­gen­öff­ner. (Flo­ri­an Vetsch)

Zeinab Ba­d­a­wi: Ei­ne afri­ka­ni­sche Ge­schich­te Afri­kas – Vom Ur­sprung der Mensch­heit bis zur Un­ab­hän­gig­keit. Pi­per, Mün­chen 2024.