Kino
Openair-Kinos landauf, landab
Als wäre schönes Wetter garantiert, gibt es inzwischen fast überall in der Ostschweiz Freiluftkinos. Der grösste Veranstalter heisst Coop Open Air Cinema mit schweizweit 20 Spielorten, darunter Arbon und Kreuzlingen. Ungewöhnlich gross ist der Anteil an Schweizer Produktionen. So läuft in Arbon auf der Leinwand im See Friedas Fall, Hölde – Die stillen Helden vom Säntis, Typisch Emil (in Anwesenheit von Emil), Heldin und der Kassenschlager vom letzten Jahr Bon Schuur Ticino. Filme im Freien gibt es aber auch anderswo: Am 4. Juli startet das Programm des Badi-Kinos in Heiden. Gezeigt wird unter anderem Back to Black, die Geschichte von Amy Winehouse. Nicht wirklich openair, nämlich in der Kunsthalle, finden Mitte August die Appenzeller Filmnächte statt. In Steckborn gibt es am 11. und 12. Juli Kino im Turmhof. Gezeigt wird Die Anhörung, ein Film, in dem Befragungen in Asylverfahren nachgestellt werden. In Uzwil laufen ab dem 23. Juli an 30 Abenden Filme auf dem Sportplatz Schi – zwischen Freibad und Kunsteisbahn. (Andreas Kneubühler)
Coop Open Air Cinema:
11. Juli bis 16. August, Arbon
2. bis 27. Juli, Kreuzlingen
coopopenaircinema.ch
Badi-Kino Heiden: jeweils freitags, 4. Juli bis 8. August (ausser 2. August, Samstag), Schwimmbad Heiden
badi-heiden.ch/badikino2025
Appenzeller Filmnächte: 14. bis 16. August, Kunsthalle Appenzell
kultur-appenzell.ch/programm
Openair Kino Steckborn: 11. und 12. Juli, Turmhof Steckborn
turmhof.ch/kultur
Openair Kino Uzwil: 23. Juli bis 23. August,Sportplatz Schi, Uzwil
openair-uzwil.ch
Kunst
Ein Sommerfest in Krinau
Das Kulturfestival «Nebedusse» vereint nicht nur Musik und bildnerische Kunst, sondern gleichzeitig auch Kultur im Innenraum und solche, die sich mit dem Draussen beschäftigt. Kultur auch «nebedusse» stattfinden zu lassen, ist Teil des neuen Festival-Konzepts des Rathauses für Kultur und der Dogo Residenz für Neue Kunst in Lichtensteig. So geht es diesmal mit dem Festival von Lichtensteig hinaus nach Krinau. Grund dafür sind die Werke der Künstler:innen der Dogo Residenz. Aaro Murphy, Jakob Jautz, Maja Renn und Meret Schüpbach haben sich mit dem Wald, der Natur und dem Zusammenspiel von Kultur, Körper und Technologie beschäftigt. Aber auch die Musik kommt am «Nebedusse» in diesem Jahr nicht zu kurz. Neben verwunschenen Klängen aus der Spätromantik und dem Frühbarock von Hannah Mehler und Stefanie Mirwald präsentieren Werona aus St.Gallen und Malefi aus Bern tanzbare elektronische Beats, während OG Florin und Melodiesinfonie aus Zürich für melodischen Sound zwischen Soul, Indie und Bossa Nova sorgen. (Daria Frick)
Kultur Nebedusse: 5. und 6. Juli, Krinau
rathausfuerkultur.ch, dogoresidenz.ch
Musik
Ein Festival mitten in der Stadt
Auch dieses Jahr verwandelt sich der Innenhof des Kulturmuseums zu einer Bühne für Musik aus der ganzen Welt: Von St.Gallen über Marokko bis Australien – und diverse Genres, von Flamenco bis Punk. Unter den Bands am diesjährigen Kulturfestival finden sich bekannte Acts wie Carrousel aus Délemont oder Black Sea Dahu aus Zürich, aber auch lokale wie die Punkband The Masked Animals oder Damiana Mali, deren Sound irgendwo zwischen Folk und Pop zu verorten ist. Daneben glänzt das Line-up mit internationalen Acts und einer vielfältigen Breite an Genres. Während Abdul & the Gang aus Frankreich und Marokko leichten Funk spielen, bringen Las Migas aus Spanien den Flamenco in die Gallusstadt, und die Angolanerin Lúcia de Carvalho sorgt für den nötigen Soul. Daneben ist von Elektro (Gheist oder Technobrass) über Folk (Salttree) oder Italo (Valentino Vivace) bis Punk (Rumpjacks) an der 19. Ausgabe des Kulturfestivals alles dabei. Und wer hungrig oder durstig ist, kann sich auf ein regionales und saisonales Angebot freuen. (Daria Frick)
Kulturfestival: 1. bis 19. Juli, Innenhof Kulturmuseum St.Gallen
kulturfestival.ch
Reiches Gedeck im Pool
Die Poolbar wartet mit verlässlicher Regelmässigkeit mit dem erlesensten Programm der hiesigen Festivallandschaft auf. Auch dieses Jahr figurieren wieder ein paar Leckerbissen aus der saitenlastigen Musikecke dazu, darunter die Heavy-Blueser von King Buffalo oder die Stonerinstanzen Kadavar aus Deutschland oder Wolfmother aus Australien. Wer bei Kettcar am Grabenhallenjubiläum letzten Sommer nicht dabei sein konnte, kann Verpasstes heuer in Feldkirch nachholen. Zu den österreichischen Schmankerln zählen der auch in St.Gallen gern gesehene Gast Voodoo Jürgens oder der Clubpop-Geheimtipp Ben Clean. Frische, jazzy, funky Sounds liefert die indische 60ies-Pop-Gruppe Peter Cat Recording Co. Es ist kaum möglich, dem ausgefeilten Poolbarprogramm in dieser Kürze gerecht zu werden. Ein Name darf in dieser Auflistung aber nicht fehlen: die nimmermüden Melvins, die seit den 1980er-Jahren den Westküsten-Alternativrock massgeblich mitgeprägt und mittlerweile ihr 28. Studioalbum mit im Gepäck haben. (Roman Hertler)
Poolbar Festival: 2.Juli bis 10.August, Feldkrich
poolbar.at
Theater
Migrantisch in Glarus
Das Glarnerland war seit jeher ein Hotspot von Kommen und Gehen. Auswandern, einwandern, das prägte aber nicht nur das enge Tal. Vielmehr hat Migration die Zivilisation begleitet, seit es sie gibt. «Migration ist normal», sagt das Glarner Kollektiv StauRaum und hat mit Laien und Profis ein Stück unter freiem Himmel entwickelt mit dem programmatischen Titel Niemand war schon immer da. Mit Blick zurück in die Geschichte und aus den Erfahrungen heutiger Migrant:innen entsteht ein bildstarker Stadtrundgang, theatralisch, musikalisch und installativ. Start ist im Volksgarten. Eingeladen mitzutun waren alle, die das Thema bewegt – und auch für das Publikum ist die Schwelle niedrig: Statt Eintritt zahlt man Kollekte. Rund 25 Schauspieler:innen sind beteiligt unter Leitung eines lokal verankerten sechsköpfigen Frauenteams. Wo allenthalben Einwanderungsgesetze verschärft, Unwörter wie «Remigration» salonfähig und Mauern aufgerichtet werden, hält das Glarner Freilichttheater klug, solidarisch und kollektiv die Fahne der Menschlichkeit hoch. (Peter Surber)
Niemand war schon immer da: 26. Juni bis 6. Juli, Glarus
niemandwarschonimmerda.ch
Literatur
Zeinab Badawis afrikanische Geschichte Afrikas
Denker wie Felwine Sarr oder Bayo Akomolafe haben auf das Potenzial aufmerksam gemacht, das in Afrika steckt. Ein ungehobener Schatz, verschleiert, entstellt, verwüstet durch das koloniale Narrativ einer eurozentristisch orientierten Archäologie und Geschichtsschreibung. Diesen Schatz hat Zeinab Badawis Buch Eine afrikanische Geschichte Afrikas gehoben: Ein rund 500 Seiten starker Band, illustriert mit Fotografien und Karten – verfilmt von der BBC in einer 20-teiligen Dokumentarserie. Darin legt die aus dem Sudan stammende britische Reporterin Zeinab Badawi das unglaublich vielfältige und allgemein kaum beachtete afrikanische Narrativ zur Geschichte Afrikas offen. Die Leserschaft entdeckt Epoche um Epoche, Zone für Zone, Thema um Thema neue Aspekte des «dunklen Kontinents»: Zeinab Badawis Buch fordert eine neue Einschätzung des afrikanischen Beitrags zur Geschichte der Menschheit – eine längst fällige Würdigung. Eine anspruchsvolle, aber immens lohnende Lektüre, ein Augenöffner. (Florian Vetsch)
Zeinab Badawi: Eine afrikanische Geschichte Afrikas – Vom Ursprung der Menschheit bis zur Unabhängigkeit. Piper, München 2024.