, 28. Oktober 2015
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Nichts los in Lechtinghausen

Andrea Gerster und Lika Nüssli haben einen Kinderroman geschrieben und gezeichnet. Heute ist Buchtaufe von Grüne Milch und anderes – die Geschichte einer (kleinen) Rebellion im Dorf.

Das Gartentörchen soll zu bleiben, befiehlt der Vater. (Auf dem Bild ist er der zweite von rechts, ganz rechts die Mutter, in der Mitte die doofe pubertierende Schwester Flo, dann No selber und ganz links ihr neuer Freund To mit den langen Beinen). Der Streit ums Gartentörchen steht ganz am Anfang des Buchs. Das ist beinah wie bei Peter und der Wolf – dort im Märchen bedeutet das offene Tor immerhin Gefahr und Abenteuer, hier in Lechtinghausen hingegen steht es bloss für Unordnung. Weit und breit kein Wolf und auch sonst nichts Interessantes.

Das nervt die Heldin des Kinderromans Grüne Milch und anderes gewaltig. «Wenn Langeweile einen Namen hätte, hiesse sie Lechtinghausen.» Kein Feuer, keine Überfälle, und als die Post einmal nicht zur richtigen Zeit öffnet, ist auch kein Verbrecher in Sicht, die Posthalterin hat bloss verschlafen, «was mich in diesem Nest nicht wunderte».

Für No, die gerade zwölf Jahre alt ist, ist Lechtinghausen die Katastrophe. Bis To mit seinen Eltern im Nachbarhaus einzieht. Er kommt aus Schweden, kann die richtigen Modewörter nicht, ist auch sonst nicht gerade der Held – aber No hat jetzt ein Gegenüber. Und vielleicht gelingt es gemeinsam, Lechtinghausen wenigstens einmal in Aufregung zu versetzen.

Andrea Gerster/Lika Nüssli: Grüne Milch und anderes, Roman für Kinder ab 9 Jahren, Eigenverlag 2015.

Buchpremiere mit Kurzlesung und Livezeichnen: Mittwoch, 28. Oktober, 17 Uhr, Stadtbibliothek St.Katharinen St.Gallen

Um nur so viel zu verraten: Etwas passiert tatsächlich. Die titelgebende «Grüne Milch» spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Aber noch wichtiger – und von der Autorin Andrea Gerster einfühlsam geschildert – ist die langsam entstehende Freundschaft zwischen den beiden eigenwilligen Dorfkindern. Eine Kumpanei, die allerhand Aufs und Abs durchmacht. No ist gern mal «dominant», was die Lehrerin (ältlich, verständnislos, zum Abgewöhnen) gar nicht freut. To macht sich seinerseits rar und hält sich lieber an die Jungs in der Klasse. So muss No am Ende allein ans Werk. Und stösst mit ihrer Aktion ein paar Lechtinghausener Türen kräftig auf – inklusive ein Törchen zu Tos Herz.

lika3Andrea Gerster erzählt die Geschichte präzis aus der Gefühls- und Rebellionsoptik einer Zwölfjährigen. Eine raffinierte zweite Ebene schafft sie mit dem Spiel mit Wörtern – den falschen von To, den superklugen von Grossvater, den Slangwörtern der Kids. Lika Nüssli zeichnet die Schlüsselszenen dazu und beweist einmal mehr ihr Flair für Viecher. Und für die Monster, die das Kinderleben manchmal nicht so einfach machen, selbst in einem Dorf, wo sonst nichts passiert.

 

 

 

 

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