The Masked Animals wuseln wieder in der Punkszene

The Masked Animals 2023 am «Grabepunk»-Festival. (Bild: pd) 

Nach dem Reunion-Konzert 2023 war offen, ob und wie es mit The Masked Animals weitergehen würde. Jetzt ist die St.Galler Punkband definitiv zurück – mit neuem Drummer und schon bald mit neuen Songs. 

Die Über­ra­schung war gross, als The Mas­ked Ani­mals vor zwei Jah­ren ih­re Rück­kehr be­kannt­ga­ben – auch wenn es nur für ein Kon­zert war: Die St.Gal­ler Punk­rock-Grup­pe stand En­de Ok­to­ber 2023 bei der zwei­ten Auf­la­ge des «Grabe­punk»-Fes­ti­vals in der Gra­ben­hal­le erst­mals seit 17 Jah­ren wie­der ge­mein­sam auf der Büh­ne. Doch so laut sich das Quar­tett zu­rück­ge­mel­det hat­te, so still war es seit­her wie­der um die Band. 

Nun steht je­doch fest: The Mas­ked Ani­mals ma­chen wei­ter – und dies­mal soll es ein «rich­ti­ges» Come­back sein. Neue Songs sind in der Pipe­line und drei Kon­zer­te für die­ses Jahr be­reits be­stä­tigt: das ers­te be­reits die­sen Sams­tag am 10-Jahr-Ju­bi­lä­um der Tor­pe­do-Bar in St.Gal­len – akus­tisch und als Duo –, aus­ser­dem am Kul­tur­fes­ti­val St.Gal­len Mit­te Ju­li und an ei­nem Punk­rock-Fes­ti­val in Bern im Sep­tem­ber. Und im Früh­ling 2026 spie­len sie im Ber­ner Street­wear-La­den Pla­net­s­pa­de an ei­ner Par­ty mit an­de­ren Bands, die dem Na­men nach ani­ma­lisch sind. 

Mit The Mas­ked Ani­mals kehrt nicht ein­fach ei­ne Band zu­rück, son­dern ei­ne, die zu Be­ginn der Nuller­jah­re der heis­ses­te Mu­sik­scheiss aus St.Gal­len war. Mit ih­rem schnör­kel­lo­sen und fa­de­gra­den Skate-Punk mach­te sie sich bis weit über die Stadt hin­aus ei­nen Na­men. Bis zu ih­rer Auf­lö­sung 2006 ver­öf­fent­lich­te sie vier Al­ben, die in­zwi­schen ver­grif­fen sind. 

Rein in die «Post-Re­uni­on-De­pres­si­on», raus aus der Band 

Der Auf­tritt am «Grabe­punk» sei ein gran­dio­ses Er­leb­nis ge­we­sen, sagt Ti­tus Tho­ma, der in den Nuller­jah­ren als zwei­ter Gi­tar­rist hin­zu­ge­kom­men war. Ehe­ma­li­ge Schul­kol­leg:in­nen, El­tern und an­de­re Ver­wand­te, Freund:in­nen, aber auch jün­ge­re Be­su­cher:in­nen, die wohl noch nie et­was von der Band ge­hört hat­ten, ja so­gar die ei­ge­nen Kin­der wa­ren da. «Es war wie ein Fa­mi­li­en­tref­fen.»

Doch auf die gros­se Eu­pho­rie folg­te die «Post-Re­uni­on-De­pres­si­on», wie es Sän­ger und Gi­tar­rist Mar­co Stie­ger nennt. Sie hät­ten ge­dacht, dass es wei­ter­ge­hen wer­de. Statt­des­sen: Funk­stil­le. «Wir fie­len in ein Loch.»

Am ge­mein­sa­men Weih­nachts­es­sen zu viert spra­chen sie erst­mals seit dem Kon­zert dar­über – und über die Idee, die Band wei­ter­zu­füh­ren. Mar­co Stie­ger, Ti­tus Tho­ma und Sa­mu­el Sprei­ter (Bass) wa­ren da­für. Schlag­zeu­ger Do­mi­nik Kes­se­li (Lord Kes­se­li & The Drums, Stahl­ber­ger) si­gna­li­sier­te hin­ge­gen schon da­mals, dass er sich wei­te­re Kon­zer­te nicht vor­stel­len kön­ne – ei­ner­seits aus mu­si­ka­li­schen, an­de­rer­seits aus ter­min­li­chen Grün­den. Stie­ger und Tho­ma fin­gen den­noch an, neue Songs zu schrei­ben – auch in der Hoff­nung, ihn da­mit um­zu­stim­men. Beim Weih­nachts­es­sen im ver­gan­ge­nen De­zem­ber teil­te Kes­se­li der Band schliess­lich mit, dass es für ihn de­fi­ni­tiv nicht wei­ter­ge­hen wer­de mit The Mas­ked Ani­mals. 

Freund­schaft als Rück­grat der Band  

Die Ab­sa­ge sei «schwer zu ak­zep­tie­ren» ge­we­sen, sagt Stie­ger. Die drei ver­blie­be­nen Mu­si­ker wuss­ten nicht, ob und wie es oh­ne Kes­se­li, der kurz nach der Band­grün­dung 1996 zu TMA ge­stos­sen war, wei­ter­ge­hen soll­te. «Bei uns ging es im­mer in ers­ter Li­nie dar­um, mit gu­ten Freun­den Mu­sik zu ma­chen und ei­ne gu­te Zeit zu ha­ben. Dar­um war es ex­trem schwie­rig, Do­mi­nik zie­hen zu las­sen. Und wir woll­ten nicht ein­fach ei­nen neu­en Schlag­zeu­ger su­chen, der bloss mit uns Mu­sik macht, son­dern ei­nen Bud­dy, der mit uns auch ab­hängt.» 

 «Wir woll­ten nicht ein­fach ei­nen neu­en Schlag­zeu­ger su­chen, son­dern ei­nen Bud­dy.» 

Marco Stieger, Sänger und Gitarrist

Lan­ge su­chen lag aber nicht drin: Als am 1. April ei­ne An­fra­ge für ein Kon­zert am Kul­tur­fes­ti­val St.Gal­len rein­flat­ter­te – «ich hielt es für ei­nen April­scherz», so Tho­ma –, sag­ten The Mas­ked Ani­mals so­fort zu, ob­wohl sie für die­sen Auf­tritt we­der ei­nen Bas­sis­ten (Sa­mu­el Sprei­ter ist dann in den Fe­ri­en) noch ei­nen Schlag­zeu­ger hat­ten. «Hät­ten wir ab­ge­sagt, wür­den wir die­se Ge­le­gen­heit wohl nie wie­der be­kom­men», sagt Stie­ger mit ei­nem La­chen. 

Fün­dig wur­den sie schliess­lich in ih­rem Freun­des­kreis: Mar­tin «Re­che» Rech­stei­ner, Drum­mer der Mit­te der 90er-Jah­re ge­grün­de­ten Ror­scha­cher Punk­rock-Com­bo Pain­head, über­nimmt den Job an den Trom­mel­fel­len. «Ich freue mich sehr dar­auf, auch weil wir mit Pain­head nicht sehr ak­tiv sind», sagt er. Rech­stei­ner kam je­doch mit der kla­ren An­sa­ge, nicht in ei­ner akus­ti­schen Punk­rock-Band spie­len zu wol­len, son­dern in ei­ner «rich­ti­gen». 

Fünf neue Songs ge­schrie­ben 

Ganz so in­ten­siv wie um die Jahr­tau­send­wen­de, als The Mas­ked Ani­mals zur Speer­spit­ze der Schwei­zer Punk­rock-Sze­ne ge­hör­ten, land­auf, land­ab Kon­zer­te spiel­ten und auch in Eu­ro­pa, Ja­pan und den USA tour­ten, soll das Band­le­ben al­ler­dings nicht mehr sein. Heu­te ha­ben al­le vier Mu­si­ker Kin­der, Jobs und an­de­re Ver­pflich­tun­gen. «Wir hof­fen, dass wir künf­tig ein­mal im Jahr ein ver­län­ger­tes Wo­chen­en­de mit drei-vier Shows am Stück ma­chen kön­nen. Aber zwei Wo­chen lang in ei­nem Van rum­zu­rei­sen und aus dem Ruck­sack zu le­ben, liegt nicht mehr drin», sagt Tho­ma. Sie woll­ten ein­fach fle­xi­bel sein, falls wei­te­re Kon­zert­an­fra­gen kä­men, was mit Do­mi­nik Kes­se­li we­gen sei­ner an­de­ren Pro­jek­te schwie­ri­ger ge­we­sen wä­re.

«Zwei Wo­chen lang in ei­nem Van rum­zu­rei­sen und aus dem Ruck­sack zu le­ben, liegt nicht mehr drin.»

Titus Thoma, Gitarrist

Und es soll nicht bloss bei ge­le­gent­li­chen Auf­trit­ten blei­ben: The Mas­ked Ani­mals ar­bei­ten auch an neu­en Songs. Fünf neue Stü­cke hät­ten sie in­zwi­schen ge­schrie­ben, sagt Stie­ger. Wann sie ver­öf­fent­licht wer­den, ist noch of­fen. In der Tor­pe­do-Bar wird es sie je­den­falls noch nicht zu hö­ren ge­ben, al­len­falls am Kul­tur­fes­ti­val. 

Die Pfo­te vom Gas­pe­dal neh­men 

Wer al­ler­dings den al­ten TMA-Sound er­war­tet, muss sich et­was um­ge­wöh­nen: Mach­ten sie frü­her den Ein­druck, in ih­ren Skate-Punk-Songs Ge­schwin­dig­keits­re­kor­de bre­chen zu wol­len, neh­men sie in­zwi­schen die Pfo­te vom Gas­pe­dal und las­sen es ge­mäss Stie­ger «deut­lich ru­hi­ger» an­ge­hen. «Wir sind mitt­ler­wei­le auch viel kri­ti­scher zu uns. Frü­her ha­ben wir prak­tisch je­des Lied, das wir hat­ten, ver­öf­fent­licht. Heu­te neh­men wir uns die Zeit, an den Songs zu fei­len, bis wir da­mit zu­frie­den sind.» 

Wie lan­ge die mas­kier­ten Tie­re durch die St.Gal­ler Mu­sik­sze­ne wu­seln wer­den, steht in den Ster­nen. «Wir ha­ben es schon frü­her nicht des­halb ge­macht, weil ir­gend­wer dar­auf ge­war­tet hät­te, son­dern aus Spass», sagt Stie­ger. «Das ist auch jetzt so – wir ha­ben kei­ne Ah­nung, ob uns je­mand hö­ren will.» 

Aber schon das «Grabe­punk»-Fes­ti­val zeig­te: Die St.Gal­ler Punk­sze­ne lebt dank Bands wie Bear Pit, den Ur­ge­stei­nen Tü­chel oder den Rhein­ta­lern NOF­NOG oder Spoiz und Chod­der. Und dass The Mas­ked Ani­mals wie­der ein Teil da­von sind, ist toll. 

 

The Mas­ked Ani­mals live: 10. Mai, ca. 23 Uhr, Tor­pe­do-Bar, St.Gal­len (akus­ti­sches Duo-Kon­zert mit Mar­co Stie­ger und Ti­tus Tho­ma); 18. Ju­li, Kul­tur­fes­ti­val St.Gal­len (Sup­port von The Rum­jacks). 

the­mas­ked­ani­mals.com

10 Jahre Torpedo-Bar

Die Tor­pe­do-Bar in St.Gal­len fei­ert an die­sem Wo­chen­en­de ihr 10-Jahr-Ju­bi­lä­um. Zum run­den Ge­burts­tag hat das Lo­kal von Tü­chel-Bas­ser Roy Fankhau­ser ein paar Mu­si­ker ein­ge­la­den. 

Am Frei­tag, 9. Mai, spielt ab 20 Uhr Caf­feina­ted. Da­bei han­delt es sich um ei­ne One-Man-Band von Ro­man Staub, der auf selbst­ge­bau­ten In­stru­men­ten Ga­ra­ge-Rock-’n’-Roll spielt. Da­nach gibt’s Rocka­bil­ly ab Kon­ser­ve von DJ Square­head. 

Am Sams­tag, 10. Mai, fin­det im Tor­pe­do ab 20 Uhr ein klei­nes Acou­stic-Fes­ti­val mit drei Acts statt: Ne­ben The Mas­ked Ani­mals (als Duo mit Mar­co Stie­ger und Ti­tus Tho­ma) spie­len Dr. Rhy­ner – das So­lo­pro­jekt des De­li­lahs-Gi­tar­ris­ten Phil­ipp Rhy­ner – und das Mir­co Schif­fer­le Duo. 

An bei­den Aben­den ist der Ein­tritt frei, es gibt ei­ne Kol­lek­te. (dag)