Feintuning für die neue Bibliothek 

Zwei Meter niedriger, ein Untergeschoss weniger und weniger Glas: So sieht das überarbeitete Projekt für die neue Kantons- und Stadtbibliothek am Blumenmarkt aus. (Visualisierungen: pd) 

Das Projekt für eine neue Kantons- und Stadtbibliothek ist einen Schritt weiter: Weniger Glas an der Fassade, zwei Meter niedriger und ein Untergeschoss weniger, dies sind die Resultate des Feintunings am Siegerprojekt. Die Stadt St.Gallen legt jetzt die Planungsunterlagen auf.

Von heu­te Mitt­woch bis 11. Ju­li legt die Stadt St.Gal­len ein gan­zes Pa­ket von Plan­un­ter­la­gen für die künf­ti­ge Bi­blio­thek am Blu­men­markt und die Bau­ten rund­um so­wie die Stras­sen- und Ka­na­li­sa­ti­ons­plä­ne öf­fent­lich auf. Da­mit schafft sie die Vor­aus­set­zun­gen, da­mit das ge­mein­sa­me Pro­jekt von Kan­ton und Stadt rea­li­siert wer­den kann. Die­ses ha­ben Sta­ab Ar­chi­tek­ten aus Ber­lin auf­grund von Be­mer­kun­gen der Ju­ry und ge­stützt auf Ein­ga­ben im Mit­wir­kungs­ver­fah­ren über­ar­bei­tet. «Ein ge­lun­ge­nes Fein­tu­ning ei­nes su­per Teams», lobt Kan­tons­bau­meis­ter Erol Do­guo­g­lu das Re­sul­tat. 

Das Pro­jekt wur­de so­wohl ar­chi­tek­to­nisch als auch auf­grund der po­li­ti­schen Kri­tik an den vor­aus­sicht­li­chen Kos­ten an­ge­passt. Die Fach­ju­ry hat­te den ho­hen Glas­an­teil der Fas­sa­de kri­ti­siert, die Denk­mal­pfle­ge woll­te dem be­stehen­den Uni­on-Ge­bäu­de mehr Be­deu­tung über­las­sen und kri­ti­sier­te Hö­he des Neu­baus. Bei­dem trägt das über­ar­bei­te­te Pro­jekt Rech­nung: Der An­schluss ans Uni­on-Ge­bäu­de bleibt dis­kret, der Neu­bau wird gan­ze zwei Me­ter nied­ri­ger – bei gleich vie­len ober­ir­di­schen Eta­gen. Auch der Gas­tro­be­reich wur­de laut Kan­tons­bau­meis­ter Do­guo­g­lu an­ge­passt. Der Ver­zicht auf das drit­te Un­ter­ge­schoss wird Bau­kos­ten spa­ren, denn Tief­bau in der geo­lo­gisch eher un­sta­bi­len Markt­platz­um­ge­bung ist sehr teu­er. 

Ein öf­fent­li­cher Hof und ein Dach­gar­ten 

Die über­ar­bei­te­te Fas­sa­de – so heisst es im jetzt auf­ge­leg­ten Pla­nungs­be­richt der Stadt – ste­he nun im Dia­log mit der Um­ge­bung, oh­ne sich an­zu­bie­dern. Hel­le mi­ne­ra­li­sche Ma­te­ria­li­en und dunk­le­re me­tal­li­sche Ele­men­te ent­spre­chen der Fas­sa­de des Uni­on-Ge­bäu­des, das sei­ner­seits sorg­fäl­tig sa­niert wer­den soll. Im Erd­ge­schoss und ganz oben, im 5. Stock, soll der Neu­bau ei­ne ei­gent­li­che Stadt­er­wei­te­rung brin­gen: un­ten mit ei­nem öf­fent­li­chen Hof mit Ca­fé, oben mit ei­nem Dach­gar­ten. 

Auf dem Blumenmarkt ist ein öffentlicher Hof mit Café vorgesehen, auf der Terrasse der Dachgarten. 

All die­se Über­ar­bei­tun­gen hät­ten dem Pro­jekt «gut­ge­tan» stellt Kan­tons­bau­meis­ter Do­guo­g­lu fest. Sol­che An­pas­sun­gen bräch­ten ganz ge­ne­rell je­des Wett­be­werbs­pro­jekt auf ei­ne qua­li­ta­tiv bes­se­re Stu­fe. Mit den Ver­fei­ne­run­gen am Pro­jekt ver­fü­ge man jetzt über ei­nen sehr gu­ten Pla­nungs­stand.

Der heu­ti­ge Durch­gang un­ter dem Uni­on auf dem Blu­men­markt wird nach Nor­den ver­scho­ben, dort­hin, wo das aus­ser­ge­wöhn­li­che, spi­ral­för­mi­gen Trep­pen­haus im Uni­on­ge­bäu­de liegt. Die Trep­pe zwi­schen Markt­platz und Blu­men­markt wird schma­ler und nach Süd­wes­ten ver­scho­ben. Sie führt dann in den Bi­blio­theks­hof und zu den be­stehen­den Gas­tro­be­trie­ben auf der Süd­sei­te des Blu­men­markts. Dort blei­ben die Aus­sen­re­stau­rants be­stehen. 

We­ni­ger Stras­se, mehr Bäu­me  

Be­reits frü­her hat­te die Stadt an­ge­kün­digt, dass die Rechts­ab­bie­ge­spur am Obe­ren Gra­ben Rich­tung Markt­platz ent­lang des Uni­on-Ge­bäu­des zu­guns­ten ei­nes zu­sätz­li­chen Aus­sen­raums mit Bäu­men auf­ge­ho­ben wer­den soll. Mög­lich wird dies, weil die Bus­se dann nicht mehr via Post­stras­se, son­dern via Bahn­hofstras­se zum Markt­platz fah­ren sol­len. Auch die­se Plä­ne sind im er­wähn­ten Pa­ket ent­hal­ten. 

Die Rechtsabbiegespur vor dem Union-Gebäude wird zugunsten einer begrünten Fläche mit Bäumen aufgehoben. 

Die Vor­la­ge, die En­de Jahr dem Kan­tons- und dem Stadt­par­la­ment vor­ge­legt wer­den wird um­fasst aber nicht nur das ei­gent­li­che Bau­pro­jekt. Dar­in wird es auch um das Be­triebs­kon­zept und da­mit die lau­fen­den Kos­ten ge­hen so­wie um den Kos­ten­tei­ler zwi­schen Stadt und Kan­ton und um die För­de­rung der re­gio­na­len und Ge­mein­de­bi­blio­the­ken.

In ers­ten Re­ak­tio­nen zeigt sich der Ver­ein «Neue Bi­blio­thek: Ja!» er­freut, dass das Pro­jekt nun Fahrt auf­nimmt. Der Neu­bau wer­de ei­ne Aus­strah­lung weit über die Re­gi­on hin­aus ent­fal­ten. Zu­rück­hal­ten­der äus­sert sich die Mit­te­par­tei, die ab­war­ten will, bis kon­kre­te Kos­ten vor­lie­gen, denn die­se sind noch nicht fer­tig er­mit­telt.