Was passiert mit der Welt, wenn niemand mehr stirbt? Für manche mag das ewige Leben nach einem fantastischen Wunschtraum klingen. In der Oper Der Kaiser von Atlantis von Viktor Ullmann und Peter Kien führt die Abwesenheit des Todes aber direkt in einen grauenvollen Albtraum. Alles gerät aus den Fugen und jeder noch so kleine Funken Menschlichkeit droht zu verschwinden.
In der Neuinszenierung des Stücks durch den Verein «Youth for Opera», der ausschliesslich aus jungen Musikschaffenden besteht, treffen gemäss Stückbeschreibung «tiefgreifende Fragen der Menschheit, historische Abgründe und fantastische Kunst» aufeinander.
Gegründet wurde der Verein 2021 von Musikstudierenden in Luzern. Sein Ziel ist es, jungen Menschen die Opernwelt näherzubringen. Der Kaiser von Atlantis ist die zweite Oper aus der Produktion des Vereins und am 25. und 26. Mai in der Lokremise St.Gallen zu sehen.
Der Komponist Viktor Ullmann und der Dichter Peter Kien schrieben die Oper in den 1940er-Jahren im Konzentrationslager Theresienstadt. Beide wurden 1944 in Auschwitz ermordet. Erst Jahrzehnte später entdeckte man ihr Werk wieder, die Uraufführung fand 1975 in Amsterdam statt. Heute gilt die bitterböse Allegorie als bedeutendes musikalisches Zeugnis aus der Zeit des Holocaust und ist nach wie vor erschreckend aktuell.
Am Anfang der Oper steht der machthungrige Kaiser von Atlantis. Dieser erklärt den ultimativen Krieg: alle gegen alle. Nur einer will bei diesem grausamen Toben nicht mitspielen: der Tod höchstpersönlich. Er verweigert seinen Dienst und tritt in den Streik. Was folgt, ist der blanke Horror: Es entbrennt ein ewiger Krieg mit nie endendem Leid, ohne Aussicht auf Erlösung.
Und irgendwann rebelliert das Volk gegen den Herrscher, aber die Situation scheint ausweglos. Da tritt der Tod vor den Kaiser und bietet ihm einen Deal an: Die Menschen sollen wieder sterben können. Allerdings muss der Kaiser selbst ein Opfer bringen und als erster in den Tod gehen – denn wahre Macht verlangt Demut.
Der Kaiser von Atlantis: 25. Mai, 19.30 Uhr, und 26. Mai, 16 Uhr, Lokremise St.Gallen.