Melancholie trifft Mundart

Die St. Galler Musikerin ELYN (Bild: pd/Ladina Bischof)

Mit der EP Lay Down My Name präsentiert die St. Galler Musikerin ELYN das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit mit dem Wiener Produzenten Kimyan Law. 

Kol­la­bo­ra­tio­nen sind für ELYN kein neu­es Ter­rain. In der Ver­gan­gen­heit hat­te sie sich be­reits mit den Schwei­zer Rap­pern Ma­nil­lio und Greis oder dem St.Gal­ler Dream-Pop-Pro­du­zen­ten Was­si­ly (a.k.a. Ba­sil «Dachs» Kehl) zu­sam­men­ge­tan. 

Auch in ih­rer neu­en EP, die am 16. Mai ver­öf­fent­licht wird, schöpft sie die Mög­lich­kei­ten ei­ner Zu­sam­men­ar­beit aus und spannt – nicht zum ers­ten Mal – mit Ki­my­an Law, ei­nem Wie­ner Pro­du­zen­ten mit kon­go­le­si­schen Wur­zeln, zu­sam­men. Das Re­sul­tat: Vier Songs, die auf ei­ner Kom­bi­na­ti­on aus sphä­ri­schen Ana­log-Syn­the­si­zer-Klän­gen, Kla­vier, mi­ni­ma­lis­ti­schen Per­kus­sio­nen und tief­grün­di­gen Tex­ten auf­bau­en.

Un­auf­lös­ba­re Span­nun­gen

Im Ti­tel­track Lay Down My Na­me for­dert ELYN nach­drück­lich, den ei­ge­nen Na­men, mit al­lem, was dar­an hängt, nie­der­zu­le­gen und sich auf das zu kon­zen­trie­ren, was uns ver­bin­det. Die me­lan­cho­li­schen Kla­vier­ak­kor­de ge­ben dem Song die not­wen­di­ge Tie­fe und ver­deut­li­chen den in­ne­ren Kon­flikt mit schein­bar un­auf­lös­ba­ren Span­nun­gen – ei­nem Phä­no­men, das sich durch das gan­ze Al­bum zieht.

Im Sprach­kon­trast zur rest­li­chen EP greift ELYN im Song Ha Di Gseh Ver­schwin­de auf Mund­art zu­rück. Es ist ei­ne Bal­la­de, die sich mit ei­ner aus­ein­an­der­drif­ten­den Freund­schaft be­fasst. Da­mit wird et­was the­ma­ti­siert, das für vie­le greif­bar ist. Viel­leicht ist es die­se Iden­ti­fi­ka­ti­on, ge­prägt durch ei­ge­ne Er­fah­run­gen, wel­che die Emo­tio­nen be­son­ders her­vor­hebt.

Rhyth­mi­sche Ele­men­te und ein Re­make

Emo­tio­nen – in die­sem Fall ent­ge­gen­ge­setz­te – ste­hen auch in Long Sleep’s Over im Fo­kus. Im Ge­gen­satz zu den ers­ten bei­den Songs sind so­wohl mehr rhyth­mi­sche als auch in­stru­men­ta­le Ele­men­te ver­baut. Das gibt dem Track ei­nen an­de­ren Cha­rak­ter: we­ni­ger Me­lan­cho­lie, mehr Zu­ver­sicht. Er wirkt trei­ben­der, oh­ne dass er über­la­den ist. Mit­un­ter ist es auch die sorg­fäl­ti­ge Aus­wahl von war­men Sounds, die da­zu bei­tra­gen, den in­stru­men­ta­len Fo­kus im Song nicht zu ver­lie­ren. ELYN schafft da­mit ei­ne an­ge­neh­me Di­ver­si­tät, oh­ne ei­nen zu star­ken Kon­trast zum rest­li­chen Al­bum auf­zu­bau­en. Dies ist auch er­sicht­lich im Hin­blick auf den letz­ten Song der EP.

I He­ard The Ri­ver Cry II ist ein Re­make des be­reits 2022 ver­öf­fent­li­chen Songs von ELYN. Der Song war als re­du­zier­te Kla­vier- und Ge­sangs­ver­si­on auf dem Al­bum Born[e] zu hö­ren und wur­de für die­se EP neu auf­ge­nom­men, um der Be­deu­tung der Ly­rics noch mehr Nach­druck zu ver­lei­hen. So sind im Ver­gleich mit der ur­sprüng­li­chen Ver­si­on mehr per­kus­si­ve Ele­men­te ein­ge­baut.

Sub­til und di­vers

Die EP bril­liert durch Sub­ti­li­tät. Ge­sang­lich zeigt die St.Gal­ler Mu­si­ke­rin, wel­che Fä­hig­kei­ten sie hat, un­ter an­de­rem mit ih­rer Kopf­stim­me, die in Ha Di Gseh Ver­schwin­de be­son­ders her­aus­sticht. Die Mi­schung aus Mund­art und Eng­lisch in ei­ner EP funk­tio­niert eben­so wie die Kom­bi­na­ti­on aus Kla­vier und ana­lo­gen Syn­the­si­zern. 

Mit auf­bau­en­den Sound­scapes, die sich wie ein Tep­pich über die Songs le­gen, wer­den Par­al­le­len auf­ge­zeigt, die das Al­bum ver­kör­pern soll. ELYN ver­mag es so, tief­grün­di­ge In­hal­te mit ei­nem ein­drucks­vol­len Klang­bild zu ver­ei­nen – ganz im Wi­der­spruch zu den Am­bi­va­len­zen, die sie in ih­ren Songs the­ma­ti­siert.

ELYN: Lay Down My Na­me er­scheint am 16. Mai bei Ira­sci­b­le Mu­sic, auf al­len gän­gi­gen On­line­por­ta­len.

elyn­mu­sic.com