, 22. Juni 2017
6 Kommentare

Aemisegger-St.Bünzli: die grosse Versöhnung

Jüngste Wendung in der «Causa Weihern»: Das dreitägige Festival darf nun doch auf Dreilinden stattfinden. Die Missverständnisse zwischen den Veranstaltern und der Stadt seien ausgeräumt.

Weihern Openair 2016 (Bild: Cyrill Schlauri, fotorausch.ch)

Weihern-Veranstalter Dario Aemisegger und die Stadt würden ein «tolles» Ehepaar abgeben. Man will sich, liebt sich, braucht sich, man streitet, macht sich Vorwürfe, wird laut, versöhnt sich, streitet wieder, bis einer temporär auszieht (in die Grabenhalle), aber versöhnt sich am Ende dann doch wieder – und wenn es nur wegen der (Stadt)Kinder ist.

Wie heute bekannt wurde, dürfen die «Kinder» ihren Spätsommerplausch nun also doch noch im nahegelegenen Erholungsgebiet verbringen: Das Weihern-Festival im September wird, wie ursprünglich geplant, auf Dreilinden stattfinden, die Reservation in der Grabenhalle ist storniert.

Dario Aemisegger und seine Veranstalter-Kollegen können es «heute noch nicht in Worte fassen», wie sehr sie sich über diese Rückkehr freuen «und sagen einfach mal Danke», wie sie in ihrer Medienmitteilung schreiben. «Wir bedanken uns beim Stadtrat der Stadt Sankt Gallen für seine wohlwollende Haltung und konstruktive Gesprächsbereitschaft, mit welcher er die Klärung der in den letzten Wochen entstandenen Missverständnisse ermöglicht hat.»

Empfehlung vs. Auflage

Aha. Missverständnisse also. Eigentlich war doch von Anfang an klar, dass der Stadtrat die Veranstaltung gerne auf Dreilinden sähe. Er war nie das Problem, sondern die diffusen «Empfehlungen», die das Amt für Umwelt und Energie nach dem Grundsatzbeschluss im Mai nachgereicht hat. Wir verstehen bis heute nicht, was so schwer daran sein soll, die Verbindlichkeit von Begriffen wie «Empfehlung» und «Auflage» klar zu deklarieren.

Anyway. Aemiseggers kürzlich ausgerufene «Revolution gegen die Bünzlis», seine Antwort auf die städtische Bewilligungspolitik, verlief zwar eher still, hat aber mutmasslich auch den Stadtrat ein bisschen angesteckt. Gewerbepolizei und Amt für Umwelt schienen, zumindest im Moment, nicht mehr viel zu sagen zu haben: «Das Festival wird dieses Jahr im Sinne vom positiven Stadtratsentscheid vom 9. Mai 2017 durchgeführt, die ein paar Tage nach diesem Entscheid erfolgten Empfehlungen einiger Dienststellen fliessen nicht in die Umsetzung der diesjährigen Ausgabe ein», heisst es in der Medienmitteilung. Die Anfang April beschlossene leichte Drehung der Bühne und die damit verbundenen geringfügigen Veränderungen des Festivalgeländes seien im Sinne des positiven Stadtratsentscheids und würden entsprechend beibehalten.

Weihern Openair 2017:
14. bis 16. September.
Infos und Programm: weihern.ch

Sieht nach einem Happy End aus für «das Weihern». Ob die Lärmkläger und Schlafgestören vom letzten Jahr das schlucken, wird sich dann im September zeigen. Dass schon jetzt nicht alle glücklich sind mit der letzten Wendung in der «Causa Weihern», kann man unter anderem auf der «Tagblatt»-Homepage nachlesen: «Nicht überraschend. Das kindische Trötzeln, die Rundumschläge und das unerträgliche ‹Mimimi› des Veranstalters haben offenbar Wirkung gezeigt. Kniefall der Stadt vor dem Kommerz unter dem Deckmantel der Kultur, zum Nachteil der Natur. War nicht anders zu erwarten», schreibt zum Beispiel ein gewisser Fredi Mueller. Vier Likes gab es dafür (Stand Donnerstag, 14 Uhr). Wo er wohl wohnt?

Die Diskussion ist (wiedermal) lanciert

In den Sozialen Medien ist der Tenor  etwas vergnügter. Die meisten freuen sich über die Versöhnung des Ehepaars Aemisegger-St.Bünzli, kommentieren diese mit «endlich!» oder «grossartig!» und verteilen fleissig ihre LOLs und Likes. «Na also, geht doch. Wir sind doch erwachsene Menschen und keine Kindergärtner mehr. Ein bisschen Kulanz wäre daher immer angesagt», schreibt eine Jnge Wild auf der Facebook-Seite des «St.Galler Tagblatts».

Ob nun alles ein Missverständnis war oder die Schuld einiger Dienststellen, ob das «Trötzelen des Veranstalters», der «Kniefall vor dem Kommerz» oder einfach nur geschicktes Vermitteln hinter den Kulissen zur dieser Versöhnung geführt haben, wissen zur Stunde wohl nur die direkt Beteiligten. Vorläufig bleibt die Hoffnung, dass die Diskussion um Bewilligungspolitiken, Schlafstadt vs. Partystadt und das Gewusel im öffentlichen Raum weitergehen wird.

Freudige News noch zum Schluss: Der jüngste Zugang im Lineup heisst Hopes & Venom. Das wunderbare St.Galler Rock-Duo hat kürzlich seine EP Gifts herausgegeben und war letztes Jahr auch im Sittertobel zu sehen und hören. Damit sind 15 der insgesamt 17 Weihern-Act gefixt. Die letzten zwei Plätze sollen eine Überraschung sein.

6 Kommentare zu Aemisegger-St.Bünzli: die grosse Versöhnung

  • Niklas sagt:

    Solange sich beide Seiten nur als „Bünzlis“ beziehungsweise „Kommerz“ verunglimpfen, kann kein Konsens gefunden werden. Schön, dass Frau Riedeners Artikel mit dem Lichtblick schliesst. Auf Hopes & Venom darf man sich freuen.

  • Jürg Diggelmann sagt:

    Toll, dass die Stadt nicht mehr Bünzli sein will! Musik, trinken, etwas rauchen. Die ganze Schutzverordnung bringt ja nix, wenn ich die Landschaft nicht mitkonsumieren kann.

  • Tinner Roger sagt:

    Schön wäre es, wenn zumindest SAITEN mithelfen würde, die korrekte Schreibweise für das Gebiet, nämlich „Drei Weieren“, zu verwenden. „Dreilinden“ geht auch…

    • Besserwisser sagt:

      Ich glaube schon lange, dass die Veranstalter mit der falschen Schreibweise einfach die Schutzverordnung umgehen wollen 😉

  • Kuno Schedler sagt:

    Diese Flexibilität des Stadtrats ist nun wirklich beachtenswert. Wer sich mit den Mechanismen der Bürokratie auskennt, weiss dies als wichtiges Signal an die eigene Verwaltung zu schätzen. Alle Achtung! (und vor allem: ein feines Open Air!)

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