, 24. September 2018
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Bandraum-Festival Disorder: Der musikalische Untergrund ruft

Am Disorder-Festival kann man in die Proberäume von rund 20 St.Galler Bands hinuntersteigen. Was die Zuhörer dort genau erwartet, ist unklar: Chaos und Improvisation bleiben auch im fünften Jahr des Festivals Programm.

Bild: Thiemo Legatis

«Die Vielfalt der St.Galler Musikszene ist gross, und das gilt auch für ihre Proberäume», sagt Thiemo Legatis von den Organisatoren des Bandraum-Festivals Disorder. In den mittlerweile fünf Jahren, in denen Legatis einer der Köpfe hinter dem Disorder ist, habe er teils «herrliche» Proberäume gesehen, daneben aber auch die Klassiker: ungeheizte Garagen, düstere Keller, niedrige Estriche – Vielfalt eben.

Diese kann man am Disorder am 28. und 29. September selber entdecken: Rund 20 St.Galler Bands laden dazu ein, sie in ihren Proberäumen zu besuchen und Konzerte sowie Ungeplantes anzuhören und zu beobachten. So gab es in den letzten Jahren etwa Kopfhörer-Konzerte, Jam-Sessions in Garagen und Bands, die ihre Zuhörer auf der Strasse aus dem ersten Stock beschallten.

Grossartige Gastfreundschaft

Das Festival bleibt seinen Wurzeln treu: Statt einem fixen Eintritt gibt es im Anschluss an die Konzerte jeweils eine Kollekte. Am Festivalwochenende werden die Spielzeiten der Bands auf die Website disorder.ch aufgeschaltet. Mit Hilfe dieses Zeitplans kann man sich dann durch die Proberäume treiben lassen. Diese sind alle auf St.Galler Stadtboden. Die Planung ist so ausgelegt, dass man mehrere Bands an einem Abend besuchen kann.

Dieses Umherziehen und Eintauchen in verschiedene Orte macht den untergründigen Charme des Disorders ein Stück weit aus. «Die Zuschauer wissen mittlerweile, dass sie nicht Perfektion, sondern Chaos und Improvisation erwarten dürfen», sagt Legatis. Das heisst: Es wird vielleicht eng, wahrscheinlich laut, sicher aber ist laut dem Organisator eines: «Die Gastfreundschaft der Bands war immer grossartig.» Tatsächlich darf man sich als Besucher oft ein Bier aus dem Bandraum-Kühlschrank nehmen und sich aufs abgewetzte Ledersofa sinken lassen – wahre Bandraumkultur eben.

Von DnB bis Irish Folk

Seine Route durch die Stadt kann man sich beispielsweise nach Musikstilen zusammenstellen – von DnB bis Irish Folk ist das Angebot bunt gemischt. Die Türen zu ihren Räumen öffnen etwa die St.Galler DnB-Urgesteine Local Bass Movement, deren Bass-Abende in der Tankstell Bar mittlerweile Kultstatus haben.

Und auch Die Üblichen Verdächtigen um den Rapper E.S.I.K. laden in die Reithalle ein: Dort befindet sich ihr Proberaum, den die Band Ende September räumen muss – Grund genug für ein Abschiedsfest mit Freestyle und Überraschungsgästen.

Ebenfalls aus der St.Galler Rap-Szene kommt Doppia Erre. Dieser präsentiert u.a. Songs aus seinem neuen Album.

Ein altbekannter Disorder-Gastgeber ist auch das Café Deseado, das zu einer öffentlichen Probe mit Kaffee und Kuchen einlädt.

Treu zeigt sich die Post-Rock-Band Karluk: Diese ist schon zum fünften Mal am Disorder vertreten.

Daneben sind aber auch junge Bands am Start, die man entdecken kann. «Das Disorder ist eine gute Plattform für Bands, die etwas ausprobieren wollen oder noch nicht viele Konzerte gespielt haben», sagt Legatis dazu.

Disorder Bandraumfestival: 28./29. September u.a. mit Doppia Erre, Local Bass Movement, Café Deseado, Elio Ricca, The Peoples Republic, Karluk, Yellow Cake, DRILL, Die Üblichen Verdächtigen, Hary & Lutz, Eibish, The Green Socks, Mary’s Home, Swissmayd, KOLOURS, Herr Schneider.

Band-Anmeldungen und Zeitplan unter disorder.ch

Ansonsten lebe das Festival von und aus der lokalen Musikszene. «So lange die Bands Lust darauf haben, existiert das Festival», sagt Legatis, darauf angesprochen, wie er die Zukunft des Disorder sieht. Aber eben: Allzu weit in die Zukunft planen wollen dessen Organisatoren sowieso nicht. Chaos eben.

Dazu passt, dass sich weiterhin Bands über die Website anmelden können – trotz der dort aufgeführten Deadline vom 8. September. «Dass Bands eine Deadline einhalten, ist sowieso illusorisch, das war eher als Anhaltspunkt gedacht», sagt Legatis und lacht. Das Programm des Disorder bleibt also im Fluss.

 

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