Vorgärten sind oft öffentlich einsehbar, aber privat. Das ändert sich am Festival der Vorgärten, das im Thurgau erstmals stattfindet. Dabei spielen aber nicht Geranien und Gartenzwerge die Hauptrolle, sondern Künstler:innen aus Literatur, Musik, Performance oder bildender Kunst.
San Keller und Anna von Siebenthal, die beiden künstlerischen Leiter:innen, haben das Programm gemeinsam mit den Bewohner:innen der Quartiere, die am Festival teilnehmen, gestaltet. Auf privaten Bühnen und in intimer Atmosphäre, mitten in Vorgärten, sollen Begegnungen, Kreativität und Austausch stattfinden.
Wer sich jetzt fragt, ob es voyeuristische Züge hat, in einem fremden Vorgarten ein Theater oder ein Konzert zu besuchen, liegt zwar nicht falsch, aber gemäss den Initiant:innen auch nicht ganz richtig. Sie möchten «die Trennung zwischen privatem und öffentlichem Raum neu verhandeln, nicht spektakulär, sondern durchlässig». In enger Zusammenarbeit zwischen Anwohnenden und professionellen Kulturschaffenden entstehen so während zehn Tagen temporäre Performances und Kunstwerke, die diese Grenzen spielerisch hinterfragen.
Im Bergliquartier in Arbon, im Südquartier in Weinfelden und in der Breite in Warth sieht das Festivalprogramm ortsspezifische Inhalte vor, die Alltagskultur mit zeitgenössischer Kunst verbinden sollen. Dabei ist aber nicht nur das Wetter und damit das Programm unvorhersehbar, sondern aufgrund des intimen Rahmens eben auch die Stimmung.
Ausserdem setzt das Festival auf lokale und gewissenhaft eingesetzte Ressourcen – alles stammt aus den Quartieren und kehrt nach dem Festival dorthin zurück, es gibt nachhaltige Mobilität und niederschwellige Zugänge, um Menschen verschiedenster Hintergründe und Altersstufen einzubeziehen. San Keller und Anna von Siebenthal sehen das Ganze aber auch als künstlerisches Experiment und soziale Plattform. Vor allem aber als Pilotprojekt: Das erste Vorgarten-Festival im Thurgau soll journalistisch und fotografisch präzise dokumentiert werden, um ein übertragbares Modell für künftige Ausgaben in anderen Regionen zu schaffen. Damit werden die Vorgärten nicht nur zur Bühne, sondern auch zum Spiegel der Gesellschaft und der aktuellen Kunst.
Im Juni lädt das Festival dann noch zur «Revue der Vorgärten». Hier sollen die Beteiligten das Festival Revue passieren lassen, die Darbietungen reflektieren und sich austauschen.
Festival der Vorgärten: Wochendende 10/11. bis Wochenende 24./25. Mai, diverse Orte in Arbon, Weinfelden und Warth.
festival-der-vorgaerten.ch