Vorgärten als Bühnen für Kunst

Im Thurgau findet ab 16. Mai das erste Festival der Vorgärten statt.

Vor­gär­ten sind oft öf­fent­lich ein­seh­bar, aber pri­vat. Das än­dert sich am Fes­ti­val der Vor­gär­ten, das im Thur­gau erst­mals statt­fin­det. Da­bei spie­len aber nicht Ge­ra­ni­en und Gar­ten­zwer­ge die Haupt­rol­le, son­dern Künst­ler:in­nen aus Li­te­ra­tur, Mu­sik, Per­for­mance oder bil­den­der Kunst.

San Kel­ler und An­na von Sie­ben­thal, die bei­den künst­le­ri­schen Lei­ter:in­nen, ha­ben das Pro­gramm ge­mein­sam mit den Be­woh­ner:in­nen der Quar­tie­re, die am Fes­ti­val teil­neh­men, ge­stal­tet. Auf pri­va­ten Büh­nen und in in­ti­mer At­mo­sphä­re, mit­ten in Vor­gär­ten, sol­len Be­geg­nun­gen, Krea­ti­vi­tät und Aus­tausch statt­fin­den.

Wer sich jetzt fragt, ob es voy­eu­ris­ti­sche Zü­ge hat, in ei­nem frem­den Vor­gar­ten ein Thea­ter oder ein Kon­zert zu be­su­chen, liegt zwar nicht falsch, aber ge­mäss den In­iti­ant:in­nen auch nicht ganz rich­tig. Sie möch­ten «die Tren­nung zwi­schen pri­va­tem und öf­fent­li­chem Raum neu ver­han­deln, nicht spek­ta­ku­lär, son­dern durch­läs­sig». In en­ger Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen An­woh­nen­den und pro­fes­sio­nel­len Kul­tur­schaf­fen­den ent­ste­hen so wäh­rend zehn Ta­gen tem­po­rä­re Per­for­man­ces und Kunst­wer­ke, die die­se Gren­zen spie­le­risch hin­ter­fra­gen.

Im Berg­li­quar­tier in Ar­bon, im Süd­quar­tier in Wein­fel­den und in der Brei­te in Warth sieht das Fes­ti­val­pro­gramm orts­spe­zi­fi­sche In­hal­te vor, die All­tags­kul­tur mit zeit­ge­nös­si­scher Kunst ver­bin­den sol­len. Da­bei ist aber nicht nur das Wet­ter und da­mit das Pro­gramm un­vor­her­seh­bar, son­dern auf­grund des in­ti­men Rah­mens eben auch die Stim­mung.

Aus­ser­dem setzt das Fes­ti­val auf lo­ka­le und ge­wis­sen­haft ein­ge­setz­te Res­sour­cen – al­les stammt aus den Quar­tie­ren und kehrt nach dem Fes­ti­val dort­hin zu­rück, es gibt nach­hal­ti­ge Mo­bi­li­tät und nie­der­schwel­li­ge Zu­gän­ge, um Men­schen ver­schie­dens­ter Hin­ter­grün­de und Al­ters­stu­fen ein­zu­be­zie­hen. San Kel­ler und An­na von Sie­ben­thal se­hen das Gan­ze aber auch als künst­le­ri­sches Ex­pe­ri­ment und so­zia­le Platt­form. Vor al­lem aber als Pi­lot­pro­jekt: Das ers­te Vor­gar­ten-Fes­ti­val im Thur­gau soll jour­na­lis­tisch und fo­to­gra­fisch prä­zi­se do­ku­men­tiert wer­den, um ein über­trag­ba­res Mo­dell für künf­ti­ge Aus­ga­ben in an­de­ren Re­gio­nen zu schaf­fen. Da­mit wer­den die Vor­gär­ten nicht nur zur Büh­ne, son­dern auch zum Spie­gel der Ge­sell­schaft und der ak­tu­el­len Kunst.

Im Ju­ni lädt das Fes­ti­val dann noch zur «Re­vue der Vor­gär­ten». Hier sol­len die Be­tei­lig­ten das Fes­ti­val Re­vue pas­sie­ren las­sen, die Dar­bie­tun­gen re­flek­tie­ren und sich aus­tau­schen.
 

Fes­ti­val der Vor­gär­ten: Wo­chen­den­de  10/11. bis  Wo­chen­en­de 24./25. Mai, di­ver­se Or­te in Ar­bon, Wein­fel­den und Warth.
fes­ti­val-der-vor­gaer­ten.ch