Dämonen reissen an der Kunst

Eine Box aus Olesens Serie (Bild: pd/Kunstmuseum Liechtenstein)

Gegenwartskunst trifft auf Sprachdenken: Im Kunstmuseum Liechtenstein treffen die Arbeiten von Henrik Olesen und Isidore Isou aufeinander. Die Ausstellung ist bis zum 18. Januar 2026 zu sehen.

Wel­che Dä­mo­nen sind es wohl, die die­ses «me» aus­ein­an­der­reis­sen? Die­se Fra­ge stellt man sich un­will­kür­lich beim Le­sen des Ti­tels der neu­en Aus­stel­lung im Kunst­mu­se­um Liech­ten­stein: «De­mons Are Tearing Me Apart». Ge­meint sind da­bei wohl we­ni­ger my­tho­lo­gi­sche Krea­tu­ren als un­se­re in­ne­ren Dä­mo­nen.

Im Rah­men des For­mats Im Kon­text der Samm­lung zeigt die Aus­stel­lung bis zum 18. Ja­nu­ar 2026 Wer­ke von Hen­rik Ole­sen und Isi­do­re Is­ou in ei­ner ge­mein­sa­men In­sze­nie­rung. «Kon­zep­tu­ell prä­zi­se Ge­gen­warts­kunst trifft auf ra­di­ka­les Sprach­den­ken», schreibt das Kunst­mu­se­um. Das Aus­stel­lungs­for­mat soll laut Pres­se­text «neue Per­spek­ti­ven auf die Samm­lung er­öff­nen und gleich­zei­tig ver­su­chen, die tra­di­tio­nel­len Er­zäh­lun­gen ei­nes Mu­se­ums in Fra­ge zu stel­len».

Das Zu­sam­men­tref­fen der bei­den Künst­ler ent­stand durch die In­ter­ven­ti­on des dä­ni­schen Künst­lers Hen­rik Ole­sen, der ein­ge­la­den wur­de, «ei­nen Dia­log mit der Samm­lung des Kunst­mu­se­ums auf­zu­neh­men». Für die­sen Aus­tausch wähl­te Ole­sen, der sich in sei­nen Ar­bei­ten mit Iden­ti­tät und Kör­per­lich­keit aus­ein­an­der­setzt, den fran­zö­si­schen Künst­ler Isi­do­re Is­ou. Der 2007 ver­stor­be­ne Is­ou «gilt als Be­grün­der der Lett­ris­mus-Be­we­gung». Für Ver­tre­ter:in­nen die­ser Be­we­gung bil­det der Buch­sta­be die kleins­te Ein­heit der schrift­li­chen Spra­che. So ver­han­delt auch Is­ou in sei­nen Ar­bei­ten die Funk­ti­ons­me­cha­nis­men von Spra­che, die er als kul­tu­rell ge­präg­tes und ver­än­der­ba­res Phä­no­men ver­steht.

Isous Ohne Titel/La Vérité aus dem Jahr 1961 (Bild: pd/Kunstmuseum Liechtenstein)

Bei­de Künst­ler stre­ben da­nach, he­te­ro­nor­ma­ti­ve Ka­te­go­rien und Denk­mus­ter auf­zu­bre­chen und ei­ne «Kul­tur der Zwi­schen­räu­me» zu schaf­fen. In der Aus­stel­lung in Liech­ten­stein setzt sich Ole­sen mit Is­ous Schaf­fen aus­ein­an­der und hat über zehn neue Kunst­wer­ke rea­li­siert, in die ver­schie­de­ne Mo­ti­ve aus Lett­ris­mus ein­flies­sen – bei­spiels­wei­se ei­ne Zun­ge oder ei­ne Sprech­bla­se. 

An­ge­deu­tet ist die­se Re­fe­ren­zia­li­tät be­reits im Aus­stel­lungs­ti­tel, der sich auf Io­sus «pseu­do-ero­ti­sche Er­zäh­lung» Les Dé­mons me dé­chi­rent! be­zieht. Dass sich die­ser Ver­weis nicht so­fort of­fen­bart, sei ab­sicht­lich, um der «am­bi­va­len­ten Hal­tung, mit der Ole­sen dem durch­aus kon­tro­ver­sen Künst­ler begeg­net» Raum zu ge­ben, er­klärt das Mu­se­um. 

Hen­rik Ole­sen und Isi­do­re Is­ou – «De­mons Are Tearing Me Apart»: bis 18. Ja­nu­ar 2026, Kunst­mu­se­um Liech­ten­stein, Va­duz.
sai­ten.ch/ka­len­der