Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 6

Bis zum Ende der Sommerferien präsentiert Saiten wöchentlich Kulturtipps aus der Region. Teil 6: Wurzeln in der Galerie Weiertal, Sur le Lac, Musikfestwochen Winterthur und das neue Buch von Dorothee Elmiger. 

Für die Bebilderung der Sommertipps haben sich der Produktdesigner David Walsh und die Saitengrafik mit sommerlichen Sehnsuchts orten der Ostschweiz beschäftigt. Historische Tourismusplakate werden dabei mit aktuellen Aufnahmen von Nutzer:innen kombiniert – gefunden in den Google-Rezensionen der jeweiligen Orte.

Kunst

Knor­zig bis kna­ckig – den Wur­zeln auf der Spur

Ent­wur­zelt, ver­wur­zelt, zu­rück zu den Wur­zeln – die bo­ta­ni­sche Me­ta­pher ist om­ni­prä­sent. Der Kul­tur­ort Ga­le­rie Wei­er­tal wid­met den Wur­zeln sei­ne ak­tu­el­le Som­mer­aus­stel­lung: «Back to the Roots» lädt ein, mit der Kunst zu­sam­men die Ur­sprün­ge zu er­grün­den. Dies trifft sich gut: Im weit­läu­fi­gen Gar­ten, zwi­schen Wie­se und Wald, lässt sich gut ab­tau­chen. So­gar der Mo­bil­emp­fang ist so schlecht, dass die di­gi­ta­le Ab­len­kung in die Fer­ne rückt. Die Kunst ist da­für um­so nä­her. Ins­ge­samt 18 künst­le­ri­sche Po­si­tio­nen wer­den hier prä­sen­tiert. Man­che neh­men das Aus­stel­lungs­mot­to wört­lich, vie­le ar­bei­ten mit Holz, an­de­re set­zen star­ke Farb­ak­zen­te, wie­der an­de­re be­zie­hen sich for­mal oder in­halt­lich auf die Ap­fel­bäu­me. Und so reicht das Spek­trum der Wer­ke von der Schlan­ge im Pa­ra­dies im Werk der Zür­che­rin Te­res Wy­ler bis zu dem 100-Ki­lo­gramm-Berg aus Äp­feln, aus dem die St.Gal­le­rin An­drea Vo­gel in ih­rer Vi­de­oper­for­mance im­mer wie­der ei­nen an­beisst und weg­legt. Zu süss, zu sau­er? Im Wei­er­tal ge­ra­de rich­tig: Hier in­ter­agie­ren Kunst und Na­tur aufs Schöns­te – und das seit 25 Jah­ren. (Kris­tin Schmidt)

«Back to the Roots» und «Out in the Wild»: bis 7. Sep­tem­ber, Ga­le­rie Wei­er­tal, Win­ter­thur
ga­le­riewei­er­tal.ch 

 

Mu­sik

Über dem See

Man­che sa­gen, die Aus­sicht vom Sur le Lac über das Fes­ti­val­ge­län­de und die Baum­wip­fel auf den See sei ein­zig­ar­tig. So ein­zig­ar­tig, wie auch das Li­ne-up. Je­des Jahr über­zeugt das klei­ne Fes­ti­val in Eg­gers­riet mit viel­fäl­ti­gen, gut ku­ra­tier­ten Bands aus der Re­gi­on bis weit über die Welt­mee­re hin­aus. Heu­er ist am Fes­ti­val von star­kem psy­che­de­li­schem Rock von Worries And Other Plants oder hyp­no­tisch-noi­si­gem Pop von Elio Ric­ca – bei­de aus St.Gal­len –, über chao­ti­schen Hip-Hop von Black Fon­du aus Lon­don bis hin zu Jazz von der Hoch­zeits­ka­pel­le aus Bay­ern ei­ne gros­se Band­brei­te an Mu­sik­rich­tun­gen ver­tre­ten. Auch Fans düs­te­rer Mu­sik kom­men auf ih­re Kos­ten – bei­spiels­wei­se mit der St.Gal­ler Band The Sun Is A Gi­ant Mo­lo­tow – so­wie die­je­ni­gen, die Lust ha­ben, zu tan­zen. Tonya de­La­zy oder Sil­ver­wing­kil­ler ma­chen es mög­lich. Ob es an der Aus­sicht liegt oder am selbst­ge­mach­ten Zopf, den es auf dem Ge­län­de zu kau­fen gibt: So­gar In­ter­na­tio­nal Mu­sic, die nach ih­rer letz­ten Per­for­mance in Eg­gers­riet schein­bar ih­re Ga­ge an Schwei­zer Be­amt:in­nen ab­ge­ben muss­ten, be­eh­ren das Fes­ti­val er­neut. (Daria Frick)

Sur le Lac Fes­ti­val: 8. und 9. Au­gust, Eg­gers­riet
sur­lel­ac­fest.ch 

 

Ein Mek­ka für Per­len­tau­cher

Be­reits zum 50. Mal ge­hen im Au­gust die Win­ter­thu­rer Mu­sik­fest­wo­chen über die Büh­ne. An neun der zwölf Ta­ge ist das Pro­gramm, das sich auf ver­schie­de­ne Or­te in der Alt­stadt ver­teilt, kos­ten­los – und ge­spickt mit Per­len. Dar­un­ter et­wa die Win­ter­thu­rer Band De­ath Of A Cheer­lea­der, die ei­ne so ein­zig­ar­ti­ge wie fas­zi­nie­ren­de Mi­schung aus Post Punk, Doom und Hea­vy Me­tal spielt und Mit­te Ju­ni ihr neu­es Al­bum Ri­tes of Pas­sa­ge ver­öf­fent­licht hat, die ös­ter­rei­chi­sche Grunge-Punk-Com­bo Lef­to­vers oder Moi­tra x Otra­va mit ih­rem Chan­con-Bal­kan-Pop zum Fes­ti­val­auf­takt. Zu­dem gibt es Thea­ter­auf­füh­run­gen, Stras­sen­kunst oder Le­sun­gen, und am Fa­mi­li­en­plausch kön­nen Kin­der sel­ber In­stru­men­te bau­en oder Shirts be­dru­cken. Zum Ab­schluss fol­gen die drei Ta­ge mit den kos­ten­pflich­ti­gen Kon­zer­ten der «gros­sen» Acts. Ak­tu­ell gibt es nur noch Ti­ckets für den Frei­tag mit Id­les, «ei­ne der wich­tigs­ten bri­ti­schen Bands der letz­ten Jah­re», wie es die Mu­sik­fest­wo­chen auf den Punkt brin­gen, Chalk und TTS­SFU. Sams­tag (Au­ro­ra/Zaho de Sa­ga­zan/Luv­cat) und Sonn­tag (Pro­vinz/Soft Loft) sind be­reits aus­ver­kauft. (Da­vid Gad­ze)

Win­ter­thu­rer Mu­sik­fest­wo­chen: 6. Bis 12. Au­gust, Win­ter­thur
mu­sik­fest­wo­chen.ch

 

Li­te­ra­tur

Im Er­zähl­dschun­gel

Ir­gend­wann ge­gen En­de ahnt die Er­zäh­le­rin, «dass es hier kei­ne Poin­te ge­ben, dass die Ge­schich­te auf kei­ne Auf­lö­sung, kein En­de zu­lau­fen wür­de». So kommt es denn auch, und die Au­torin wä­re nicht Do­ro­thee El­mi­ger, wenn sie es sich und uns ein­fa­cher ma­chen wür­de. Nicht ein­mal in ei­nem «Kri­mi». Ein «cold ca­se» sind Die Hol­län­de­rin­nen, die dem vier­ten Ro­man der in den USA le­ben­den In­ner­rho­der Au­torin den Ti­tel ge­ben, tat­säch­lich: Vor zehn Jah­ren sind zwei jun­ge Frau­en im süd­ame­ri­ka­ni­schen Dschun­gel ver­schol­len. Ein Thea­ter­ma­cher, Ver­fech­ter ei­nes «hyp­no­ti­schen Rea­lis­mus» à la Mi­lo Rau, will dem Fall vor Ort nach­ge­hen und lädt die Er­zäh­le­rin als Pro­to­kol­lan­tin ein, an der Ex­pe­di­ti­on teil­zu­neh­men. Am Treff­punkt im Dschun­gel, im «Herz der Fins­ter­nis», stellt sie rasch fest, dass hier zwar al­les mit al­lem zu­sam­men­hängt, die Din­ge aber zu­gleich mehr und mehr aus dem Ru­der lau­fen. Die At­mo­sphä­re wach­sen­der Be­dro­hung fängt El­mi­ger, die Vir­tuo­sin der in­di­rek­ten Re­de, in im­mer neu­en Er­zähl­an­läu­fen ein. Ein klu­ges, la­by­rin­thi­sches, ver­track­tes Le­se­ver­gnü­gen – mehr da­zu zum Buch­start im Au­gust auf sai­ten.ch. (Pe­ter Sur­ber)

Do­ro­thee El­mi­ger: Die Hol­län­de­rin­nen. Han­ser Ver­lag, Mün­chen 2025. Er­scheint am 19. Au­gust.
Buch­ver­nis­sa­ge: 1. Ok­to­ber, Li­te­ra­tur­haus St.Gal­len