Glaube, Liebe, Hoffnung. Der biblische Dreiklang verspricht seit Jahrhunderten Trost und Orientierung. Weniger sakral, dafür umso sichtbarer, findet man ihn heute auch als Tattoo auf Oberarmen, Handgelenken und anderen Körperteilen. Vorzugsweise als Symbolkombination aus Kreuz, Herz und Anker, gelegentlich ergänzt mit EKG-Linie. Und was man dereinst mal unglaublich tiefgründig fand, ist heute so manchem wohl ein bisschen peinlich.
Dabei könnte man das Ganze auch einfach umdeuten, schliesslich ist Glaube Liebe Hoffnung auch der Titel eines gesellschaftskritischen Dramas des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth. In der 1933 erschienenen Erzählung kämpft die Protagonistin Elisabeth gegen gesellschaftliche Konventionen an und ist dabei von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Ob die Geschichte in Konstanz anders geht? Jedenfalls feierte das Stück Glaube, Liebe, Hoffnung oder Leistung muss sich leider lohnen am 27. September im Theater Konstanz Premiere. In diesem Auftragswerk der österreichischen Autorin Gerhild Steinbuch geht es ebenfalls um eine Protagonistin namens Elisabeth. Die sieht sich mit der Frage konfrontiert, was sie in ihrem Leben ändern würde, wenn sie es denn könnte.
Und, wie die Chefdramaturgin Meike Sasse in der Audioeinführung erklärt, ist es durchaus so, dass Elisabeth von einer Veränderung in ihrem Leben profitieren könnte. Aber mit einer «90er Jahre Playlist im Ohr» ist Elisabeth der Überzeugung, dass alles gut wird, und sieht keinerlei Handlungsbedarf.
Doch dann ändert sich alles: Ein «neoliberaler Faschist» wird Kanzler, ihr Freund Bruno arbeitslos und Elisabeth selbst findet sich plötzlich gefangen im Hamsterrad der Leistungsgesellschaft. Und obwohl sie gar nicht so recht weiss, was es überhaupt zu leisten gibt, kennt sie nur eine Richtung: vorwärts. Dabei muss sie stets «ihr Bestes geben» und «über eigene Grenzen hinweggehen».

Szene aus dem Stück in Konstanz (Bild: pd/ Ilja Mess)
Laut Sasse übersetzt die Regisseurin Nina Mattenklotz die Handlung des Stücks in eine dystopische Atmosphäre, die aber «auch Raum lässt für komische Momente und kleine Absurditäten des menschlichen Miteinanders». Insgesamt versteht sich das Stück als «Einladung, über unsere Zeit nachzudenken». Denn auch heute definiert sich die Gesellschaft stark über Leistung und, so Sasse, es gelte seit jeher der Leitsatz, dass «Erfolg verdient und Misserfolg dem eigenen Versagen geschuldet ist». Diese Annahme verschleiert jedoch, dass Chancen oft ungleich verteilt sind.
Und mit dieser Ungleichheit sieht sich auch Elisabeth bald konfrontiert. Doch während andere für eine offene Gesellschaft kämpfen, bleibt sie weiterhin tatenlos. Sasse resümiert: «Ihr Scheitern ist exemplarisch für eine Generation, die so sehr auf das Funktionieren vertraute, dass sie das Kämpfen verlernt hat.»
Glaube Liebe Hoffnung oder Leistung muss sich leider lohnen: bis 8. November, Theater Konstanz.