Grabenhalle stellt «Musig uf de Gass» auf die Strasse

Da war noch alles in Minne: Die Grabenhalle und das «MuG» gingen jahrelang Hand in Hand. 

Das «Musig uf de Gass» bietet seit 1986 Nachwuchsacts eine Bühne. Jahrelang fanden die Konzerte auch in der Grabenhalle statt. Doch wegen der Einverleibung des OpenAir St.Gallen durch den Megakonzern CTS Eventim beendete sie die Zusammenarbeit – ein Entscheid, der nicht frei von Widersprüchen ist.

Am Sams­tag fin­det in der St.Gal­ler In­nen­stadt das «Mu­sig uf de Gass» statt. Das vom Open­Air St.Gal­len durch­ge­führ­te Fes­ti­val ist schon fast 40 Jah­re lang ein fes­ter Be­stand­teil der städ­ti­schen Kon­zert­agen­da und gibt jun­gen Ost­schwei­zer Mu­si­ker:in­nen und Bands ei­ne Büh­ne. Und seit je­her gilt es als «Sprung­brett» für je­ne Acts, die noch zu klein fürs gros­se Open­Air im Sit­ter­to­bel sind. So tre­ten in die­sem Jahr et­wa die Ban­dXOst-Ge­win­ner von 2022 und 2024, Unlsh und 2kma­fia, Oli­ve Black, Bat­bait, San Sil­van, Jef­fi Lou, Ja­nus Chris­tus oder Sub­aqua auf. 

Und der Sprung ist in­zwi­schen et­was klei­ner ge­wor­den: Seit das Open­Air 2015 die «Start­ram­pe» – ei­ne Büh­ne für Nach­wuchsacts – ein­ge­führt und die­se 2022, im ers­ten Jahr nach der Pan­de­mie, durch die In­tro-Stage ab­ge­löst hat­te, spie­len vie­le die­ser Nach­wuchsacts be­reits im fol­gen­den oder so­gar im sel­ben Jahr an bei­den Fes­ti­vals. Die­ses Jahr sind Lea Wild­ha­ber, Vi­an­ne und 2kma­fia so­wohl am «Mu­sig uf de Gass» als auch im Sit­ter­to­bel zu se­hen. 

Nebst der 2014 ei­ge­führ­ten Open-Air-Büh­ne in der Markt­gas­se, die das Waag­haus als Ver­an­stal­tungs­ort er­setzt hat­te, fin­det das «Mu­sik uf de Gass» auch in­door in ver­schie­de­nen Clubs statt: Pa­lace, Tal­hof, Flon und Øya. Vie­le Jah­re lang ge­hör­te auch die Gra­ben­hal­le da­zu, seit 2023 al­ler­dings nicht mehr. 

Der Grund da­für sei die Ein­ver­lei­bung des Open­Air St.Gal­len be­zie­hungs­wei­se der Dach­or­ga­ni­sa­ti­on We­pro­mo­te durch den mul­ti­na­tio­na­len Un­ter­hal­tungs­kon­zern CTS Even­tim An­fang 2020, sagt Bar­na­bas Né­me­th von der Gra­ben­hal­le. «Das lös­te bei uns Dis­kus­sio­nen aus, die letzt­lich zum Ent­schluss führ­ten, dass das ‹Mu­sig uf de Gass› kei­nen Platz mehr in un­se­rer Hal­le ha­ben soll.» 

Teil ei­nes mul­ti­na­tio­na­len Gross­kon­zerns 

Um die­se Be­grün­dung ein­ord­nen zu kön­nen, braucht es ei­nen kur­zen Rück­blick: 2015 wur­de die E-Ma­xx Hol­ding AG – die Mut­ter­fir­ma des Open­Air St.Gal­len und des Sum­mer­days Fes­ti­vals in Ar­bon – in We­pro­mo­te En­ter­tain­ment Group AG um­be­nannt. Un­ter die­sem Dach schlos­sen sich, nebst der Open­Air St.Gal­len AG und der Sum­mer­days Fes­ti­vals AG, die In­co­gni­to Pro­duc­tions AG (Agen­tur von OA­SG-Ge­schäfts­füh­rer Chris­tof Hu­ber), die Gad­get GmbH in Zü­rich und die Wild­po­ny AG in Bern, die für das Boo­king des Gur­ten­fes­ti­vals zu­stän­dig war, zu­sam­men. 

Das Ziel war, in ei­nem sich im­mer stär­ker kon­zen­trie­ren­den Markt die Un­ab­hän­gig­keit der be­tei­lig­ten Ver­an­stal­ter zu si­chern. So sag­te Chris­tof Hu­ber nach der Über­nah­me des Open­airs Frau­en­feld durch den ame­ri­ka­ni­schen Gross­kon­zern Live Na­ti­on zur Ge­fahr ei­ner Über­nah­me des Open­Air St.Gal­len im «St.Gal­ler Tag­blatt»: «Die We­pro­mo­te En­ter­tain­ment Group Switz­er­land ist kein bör­sen­ko­tier­tes Un­ter­neh­men. Da­her kön­nen wir auch nicht über­nom­men wer­den.» 

We­pro­mo­te wur­de zwar nicht über­nom­men, aber An­fang 2020 stieg der deut­sche Kon­zern CTS Even­tim als Mehr­heits­ak­tio­när mit ei­nem An­teil von 60 Pro­zent ein und hat fak­tisch das Sa­gen. We­pro­mo­te wur­de in Gad­get abc En­ter­tain­ment Group um­be­nannt (heu­te: Gad­get En­ter­tain­ment Group). CTS Even­tim zählt ne­ben Live Na­ti­on, der 2018 auch die Schwei­zer Kon­zert­agen­tur Main­land auf­kauf­te, zu den zwei gröss­ten Play­ern welt­weit im Kon­zert­busi­ness und ist in der Schweiz un­ter an­de­rem mit den Agen­tu­ren Act En­ter­tain­ment und Takk AB En­ter­tain­ment (AB steht für An­dré Bé­chir, ei­ner der ein­fluss- und er­folg­reichs­ten Schwei­zer Kon­zert­ver­an­stal­ter) oder den Ti­cket­händ­lern Ti­cket­corner und See Ti­ckets prä­sent. Auch FKP Scor­pio, das in der Schweiz das Green­field Fes­ti­val oder in Deutsch­land die bei­den Schwes­ter­fes­ti­vals Souths­ide und Hur­ri­ca­ne or­ga­ni­siert, ge­hört da­zu. CTS Even­tim be­treibt im Aus­land so­gar ei­ge­ne Kon­zert­hal­len, et­wa die Are­na Mila­no, das Even­tim Apol­lo in Lon­don, die Lan­xess Are­na in Köln oder die Wald­büh­ne Ber­lin. 

2020 riss sich CTS Eventim unter anderem das OpenAir St.Gallen und damit auch das «MuG» unter den Nagel. 

Gad­get or­ga­ni­siert in der Schweiz ne­ben dem Open­Air St.Gal­len und dem Sum­mer­days Fes­ti­val in Ar­bon auch des­sen Schwes­ter­fes­ti­val Sea­si­de Fes­ti­val in Spiez, das Uni­que Mo­ments in Zü­rich, das Stars In Town Fes­ti­val in Schaff­hau­sen und das Ra­dar Fes­ti­val in Zü­rich so­wie zahl­rei­che Kon­zer­te.

So deckt der Rie­sen­kon­zern CTS Even­tim – wie Live Na­ti­on – die gan­ze Nah­rungs­ket­te sel­ber ab: Er agiert als Ma­nage­ment, Boo­king­agen­tur, Ver­an­stal­ter, Ti­cket­händ­ler und Auf­tritts­ort. Die­se Macht­kon­zen­tra­ti­on auf we­ni­ge Gros­se führt da­zu, dass vie­le klei­ne­re Ver­an­stal­ter:in­nen und Agen­tu­ren am Hun­ger­tuch na­gen oder gar ver­hun­gern. So gab die Schwei­zer Agen­tur Glad We Met (un­ter an­de­rem Stahl­ber­ger, Lord Kes­se­li & The Drums, Py­rit, One Sen­tence. Su­per­vi­sor) An­fang Mai be­kannt, En­de Jahr den Be­treib ein­zu­stel­len. 

«Ei­ne In­ves­ti­ti­on in die re­gio­na­le Mu­sik­sze­ne» 

Zu­rück zu «Mu­sig uf de Gass»: Fa­bi­en­ne Wolf­schlä­ger, Head of Pro­jects bei Gad­get, be­stä­tigt, dass die Gra­ben­hal­le den Rück­zug vom «Mu­sig uf de Gass», aber auch vom Hon­ky-Tonk-Fes­ti­val mit dem Ein­stieg von CTS Even­tim bei We­pro­mo­te be­zie­hungs­wei­se Gad­get be­grün­det ha­be. «In der Mit­tei­lung wur­de uns er­klärt, dass ‹ihr mit dem Ver­kauf der We­Pro­mo­te an Even­tim als Ver­an­stal­ter:in­nen nicht mehr mit un­se­rem po­li­ti­schen Ma­ni­fest ver­ein­bar seid›.»

Die Ver­ant­wort­li­chen von Gad­get nah­men den Ent­scheid der Gra­ben­hal­le nicht ein­fach so hin, son­dern ver­such­ten, die­se noch­mal zum Um­den­ken zu be­we­gen. Sie hät­ten das Ge­spräch ge­sucht und ih­re Sicht­wei­se so­wie Ar­gu­men­te dar­ge­legt, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf den Mehr­wert für jun­ge Mu­si­ker:in­nen aus der Re­gi­on, sagt Fa­bi­en­ne Wolf­schlä­ger. «Wir ha­ben ar­gu­men­tiert, dass wir seit bald vier Jahr­zehn­ten mit dem ‹Mu­sig uf de Gass› ge­zielt re­gio­na­le Nach­wuchs­künst­ler:in­nen för­dern und vie­le Acts über die­se Platt­form den Weg auf un­se­re grös­se­ren Büh­nen am Open­Air St.Gal­len oder an­de­ren von uns or­ga­ni­sier­ten Fes­ti­vals fin­den.» 

Das «Mu­sig uf de Gass» sei zu­dem nicht ge­winn­ori­en­tiert – «im Ge­gen­teil, es war im­mer de­fi­zi­tär», so Wolf­schlä­ger –, son­dern ge­mein­nüt­zig, «ei­ne In­ves­ti­ti­on des Open­Air St.Gal­len in die re­gio­na­le Mu­sik­sze­ne». Ein Rück­zug der Gra­ben­hal­le aus die­sem For­mat wür­de vor al­lem die jun­gen Mu­si­ker:in­nen tref­fen, für die das «Mu­sig uf de Gass» ei­ne wich­ti­ge Platt­form dar­stel­le. Die Gra­ben­hal­le sei im­mer sehr gut be­sucht ge­we­sen, meist so­gar aus­ver­kauft, sie sei al­so ei­ne sehr wich­ti­ge und be­lieb­te Platt­form für Bands, sich zu prä­sen­tie­ren. 

Die Gra­ben­hal­le ha­be dar­auf­hin ih­ren Ent­scheid an ei­ner wei­te­ren Sit­zung dis­ku­tiert, aber nicht re­vi­diert. «Wir re­spek­tie­ren den Ent­scheid der Gra­ben­hal­le, auch wenn wir ihn be­dau­ern», sagt Fa­bi­en­ne Wolf­schlä­ger. Sie möch­te die Dis­kus­si­on nicht wei­ter ver­tie­fen. «Für uns ist das The­ma mitt­ler­wei­le ab­ge­schlos­sen und wir rich­ten den Blick nach vor­ne.» 

Am Ziel vor­bei­ge­schos­sen? 

Bei al­lem Ver­ständ­nis für die Vor­be­hal­te ge­gen­über den gros­sen Kon­zer­nen, die mit ih­rem Ge­ba­ren ei­nen mas­si­ven Ein­fluss auf die Schwei­zer Kon­zert­sze­ne ha­ben – schiesst die Gra­ben­hal­le nicht am Ziel vor­bei, wenn sie ei­nen lo­kal ver­an­ker­ten An­lass wie das «Mu­sig uf de Gass» vor die Tür setzt? Oder an­ders ge­fragt: Trifft sie mit die­sem Ent­scheid nicht die Fal­schen, näm­lich die Nach­wuchs­mu­si­ker:in­nen, de­nen ei­ne at­trak­ti­ve Auf­tritts­mög­lich­keit ge­nom­men wird?

Ge­nau die­se Fra­gen sei­en in der Be­triebs­grup­pe, die sich aus «Ab­ge­ord­ne­ten» der ins­ge­samt sie­ben Grup­pen (Bü­ro, Pro­gramm, Bar, Gar­de­ro­be, Licht, Po­lit­grup­pe und Haus­war­tung) zu­sam­men­setzt, in­ten­siv und kon­tro­vers dis­ku­tiert wor­den, sagt Bar­na­bas Né­me­th. Der Ent­scheid sei ih­nen ent­spre­chend sehr schwer­ge­fal­len und auch knapp aus­ge­fal­len. Denn grund­sätz­lich sei man sich ei­nig, dass das «Mu­sig uf de Gass» ei­ne gu­te Sa­che sei, auch wenn das Open­Air St.Gal­len da­mit ei­ne Art «Kul­tur-Green­wa­shing» be­trei­be. Klei­ne, sym­pa­thi­sche Events ka­schier­ten, dass im Hin­ter­grund ein Rie­sen­kon­zern den Ton an­ge­be.

«Wenn Kul­tur am En­de nur noch mög­lich ist mit der Un­ter­stüt­zung und Gna­de sol­cher Kon­zer­ne, ha­ben wir ein Pro­blem.» 

Matthias Fässler, Kollektivmitglied Grabenhalle

Ähn­lich ar­gu­men­tiert Mat­thi­as Fäss­ler, der in der Po­lit­grup­pe der Gra­ben­hal­le ak­tiv ist. Auch er sprach sich ge­gen ei­ne Wei­ter­füh­rung des «Mu­sig uf de Gass» aus, ob­wohl er eben­falls die Wich­tig­keit die­ser Platt­form für die un­be­kann­te­ren Acts an­er­kennt. «Das Pro­blem ist aber nicht die Gra­ben­hal­le, son­dern die zu­neh­men­de Ver­stri­ckung mit und Ab­hän­gig­kei­ten von Kul­tur­anläs­sen von sol­chen Kon­zer­nen. Wenn Kul­tur, auch grös­se­re An­läs­se, am En­de nur noch mög­lich ist mit der Un­ter­stüt­zung und Gna­de sol­cher Kon­zer­ne, ha­ben wir ein Pro­blem.» 

Es sei des­halb wich­tig, auch in die­sem Fall kri­tisch hin­zu­schau­en. Das «Mu­sig uf de Gass» sei nicht nur ein Sprung­brett für Nach­wuchs­mu­si­ker:in­nen, son­dern auch ei­ne Wer­be­platt­form fürs Open­Air St.Gal­len, und die­ses sei Teil ei­ner mul­ti­na­tio­na­len, pro­fit­ori­en­tier­ten Ak­ti­en­ge­sell­schaft. «Na­tür­lich glau­ben wir ih­nen, dass ih­nen die­ser An­lass wich­tig ist und nicht nur öko­no­mi­sches Kal­kül da­hin­ter­steckt. Aber sie ma­chen ihn auch nicht aus­schliess­lich aus Lie­be zur Kul­tur», sagt Fäss­ler. «Ge­ra­de als Gra­ben­hal­le, als ein nicht-kom­mer­zi­el­ler Ort, müs­sen wir uns die Fra­ge stel­len, wie wir ei­gen­stän­dig blei­ben kön­nen – das ist un­se­re Art des Ka­pi­tals und un­se­re Hal­tung.» 

Spa­ga­t­klub­fes­ti­val als Al­ter­na­ti­ve ins Le­ben ge­ru­fen 

Das Nein zu «Mu­sig uf de Gass» be­güns­tigt ha­be auch die Tat­sa­che, dass sich das Open­Air St.Gal­len über­haupt nicht um die städ­ti­sche Club­sze­ne küm­me­re, sagt Né­me­th. «Sie plop­pen mit ‹Mu­sig uf de Gass› ein­mal im Jahr in der In­nen­stadt auf, aber ei­ne Ver­net­zung oder gar Ver­bun­den­heit mit den Clubs gibt es nicht.» An­de­re Fes­ti­vals hin­ge­gen, bei­spiels­wei­se die Mu­sik­fest­wo­chen Win­ter­thur, wür­den die städ­ti­schen Lo­ka­le ein­be­zie­hen. «Das Open­Air könn­te bei­spiels­wei­se das Pro­gramm auf der In­tro-Stage zu­sam­men mit den Clubs bu­chen oder im Sit­ter­to­bel auf de­ren Tech­nik-Crew zu­rück­grei­fen. Aber nichts der­glei­chen pas­siert.» 

Né­me­th be­tont aus­ser­dem, dass man sich von «Mu­sig uf de Gass» nicht ge­trennt hät­te, oh­ne ei­ne Al­ter­na­ti­ve an­zu­bie­ten. Auf In­itia­ti­ve der Gra­ben­hal­le wur­de des­halb zu­sam­men mit Pa­lace, Flon und Tal­hof das Spa­ga­t­klub­fes­ti­val ins Le­ben ge­ru­fen, das seit 2023 je­weils An­fang Jahr in den vier Lo­ka­len statt­fin­det. Die­ses ist je­doch im Ge­gen­satz zum «Mu­sig uf de Gass» nicht nur re­gio­na­len Bands vor­be­hal­ten, im Li­ne-up fin­den sich auch na­tio­na­le und in­ter­na­tio­na­le Mu­si­ker:in­nen. «Wir woll­ten nicht ih­ren An­lass ko­pie­ren, son­dern ein an­de­res For­mat ent­wi­ckeln», sagt Né­me­th. 

Zu­sam­men­ar­beit mit Gad­get be­steht wei­ter­hin 

Kon­se­quent ist das Vor­ge­hen der Gra­ben­hal­le al­ler­dings nicht. Denn sie ver­an­stal­tet wei­ter­hin Kon­zer­te von Acts, die bei Gad­get un­ter Ver­trag ste­hen. Aus­ser­dem ver­kauft sie, par­al­lel zum üb­li­chen Ka­nal Pet­zi, für aus­ge­wähl­te Kon­zer­te ein klei­ne­res Kon­tin­gent an Ein­tritts­kar­ten über See Ti­ckets. CTS Even­tim über­nahm den Ti­cket­händ­ler, der seit 2020 und der Über­nah­me von Star­ti­cket in der Schweiz ak­tiv ist, 2024. Die­ser ge­hör­te zu­vor (ge­nau­er: seit 2011) zum fran­zö­si­schen Me­di­en­kon­zern Vi­ven­di, der vom rechts­kon­ser­va­ti­ven Ge­schäfts­mann Vin­cent Bol­lo­ré ge­lei­tet wird und auf des­sen TV-Sen­der Ca­nal+ bei­spiels­wei­se der Rechts­ra­di­ka­le Éric Zemm­our, 2022 Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat in Frank­reich, ein gern­ge­se­he­ner Gast war. Wie passt das al­so zu­sam­men mit der er­wähn­ten Hal­tung und dem Raus­wurf von «Mu­sig uf de Gass»? 

Die Grabenhalle will das «MuG» seither nicht mehr bei sich durchführen. 

Né­me­th und Fäss­ler räu­men bei­de ein, dass die Gra­ben­hal­le na­tür­lich nicht frei von Wi­der­sprü­chen sei. Es ge­he um die Fra­ge, wo man wie vie­le Kom­pro­mis­se ein­ge­he, sagt Fäss­ler. Das bes­tref­fe et­wa das Bu­chen von Kon­zer­ten, aber auch Wer­bung auf Platt­for­men wie In­sta­gram, das zum Zu­cker­berg-Im­pe­ri­um Me­ta ge­hört. 

Im Kol­lek­tiv ge­be es un­ter­schied­li­che An­sich­ten da­zu, wo die Schmerz­gren­ze sei. Die Gra­ben­hal­le müs­se aber je län­ger, je mehr ei­nen Spa­gat zwi­schen Prag­ma­tis­mus und Hal­tung schaf­fen. Denn auch als nicht-kom­mer­zi­el­les Kon­zert­lo­kal kön­ne man die fi­nan­zi­el­len Rah­men­be­din­gun­gen nicht igno­rie­ren. «Wir wer­den im­mer mit der Fra­ge kon­fron­tiert sein, ob wir aus fi­nan­zi­el­len Grün­den un­se­re Hal­tung ein Stück­weit auf­ge­ben müs­sen.» 

Oder wie es Bar­na­bas Né­me­th sagt: «Ein Stück­weit sind wir den Me­cha­nis­men des Mark­tes aus­ge­lie­fert. Wür­den wir uns dem ganz ver­wei­gern, könn­ten wir prak­tisch kei­ne Kon­zer­te mehr ver­an­stal­ten oder fast nur sol­che von lo­ka­len Bands. Die Kon­zert­si­tua­ti­on ist oh­ne­hin schwie­ri­ger ge­wor­den. Und wir brau­chen auch Kon­zer­te, die uns die Hal­le fül­len.» Was See Ti­ckets be­tref­fe, wä­re er per­sön­lich da­für, sich von die­sem Por­tal zu tren­nen. Gleich­zei­tig sei es ein wich­ti­ger Ka­nal für die Pro­gramm­grup­pe, um die Sicht­bar­keit der Kon­zer­te zu er­hö­hen. 


«Mu­sig uf de Gass»: 31. Mai, ab 17.30 Uhr, In­nen­stadt St.Gal­len (Markt­gas­se, Pa­lace, Flon, Tal­hof und  Øya). 
mu­sig­uf­de­gass.ch 

Das «Musig uf de Gass» 2025

Ins­ge­samt 17 Mu­si­ker:in­nen und Bands gibt es am dies­jäh­ri­gen «Mu­sig uf de Gass» zu hö­ren und zu se­hen. Hier das Pro­gramm im De­tail: 

Markt­gas­se: 

  • 17:30 Uhr: Lea Wild­ha­ber
  • 18:30 Uhr: Den­im On Den­im
  • 19:45 Uhr: Heera
  • 20:50 Uhr: Unlsh
  • 22:00 Uhr: Bat­bait 

Flon: 

  • 20:45 Uhr: Tin­ka
  • 22:15 Uhr: Kleid
  • 23:45 Uhr: The Os­kars 

Pa­lace: 

  • 21:30 Uhr: Vi­an­ne
  • 23:00 Uhr: San Sil­van
  • 00:30 Uhr: Oli­ve Black
  • 01:45 Uhr: Af­ter­par­ty mit Open­Air St.Gal­len DJ-Set

Tal­hof: 

  • 21:30 Uhr: Jef­fi Lou
  • 23:00 Uhr: 2kma­fia
  • 00:30 Uhr: Ja­nus Chris­tus 

Oya: 

  • 20:45 Uhr: Sub­aqua
  • 22:15 Uhr: The Gre­at Stoyan Duo
  • 23:45 Uhr: The Gre­at Stoyan Duo – DJ-Set