SVP-Schwarzmalerei ums Klanghaus

Hier gibts eigentlich nichts an die Wand zu malen, auch nicht von der SVP: Hübsche, von einheimischen Handwerkern mit einheimischem Holz geschaffene Muster in der Schindelfassade des Klanghauses Toggenburg. (Bild: Alisa Strub)

Das Klanghaus am Schwendisee und das benachbarte Resonanzzentrum Peter Roth oberhalb von Wildhaus haben eben eine äusserst erfolgreiche Eröffnung hinter sich. Doch die SVP-Fraktion im St.Galler Kantonsparlament weiss nichts besseres, als das Scheitern der beiden Institutionen an die Wand zu malen.

Wie kön­nen Po­li­ti­ker:in­nen nur so kul­tur­pes­si­mis­tisch und kul­tur­feind­lich sein? Und erst noch Po­li­ti­ker:in­nen je­ner Par­tei, die in der Re­gi­on des neu er­öff­ne­ten Klang­hau­ses, im Tog­gen­burg, gros­sen Zu­lauf hat, wäh­rend sich die lo­ka­le Be­völ­ke­rung mit gros­sem En­ga­ge­ment für die neu­en In­sti­tu­tio­nen ein­setzt und ih­re tra­di­tio­nel­le Mu­sik pflegt. Die SVP-Frak­ti­on je­den­falls schreibt in ei­ner Ein­fa­chen An­fra­ge, die sie schon vor der Klang­haus-Er­öff­nung ein­ge­reicht hat­te: «Wie bei je­dem Be­trieb be­steht die Ge­fahr, dass ei­nes Ta­ges der lau­fen­de Be­trieb nicht mehr fi­nan­ziert wer­den kann.» Und sie fragt, ob «die Stif­tung Klang­welt Tog­gen­burg und ih­re Ge­bäu­de nicht bald zu gross zum Schei­tern» sei­en.

In die­sem de­struk­ti­ven Ton geht es wei­ter: «Was be­ab­sich­tigt die St.Gal­ler Re­gie­rung als Ei­gen­tü­me­rin des Klang­hau­ses mit die­sem zu tun, falls die Be­trei­be­rin Klang­welt Tog­gen­burg ih­ren fi­nan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen nicht nach­kom­men kann?» Die Bür­ger­li­chen ma­len auch fürs Re­so­nanz­zen­trum Pe­ter Roth den Teu­fel an die Wand und wol­len wis­sen, was mit den dort in­ves­tier­ten Mit­teln der Neu­en Re­gio­nal­po­li­tik des Bunds ge­sche­hen wür­de, falls die neu­en In­sti­tu­tio­nen ih­ren fi­nan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen nicht nach­kom­men könn­ten. 

Was die SVP wis­sen müss­te: Da­mit die Fi­nan­zie­rung des Klang­hau­ses für die nächs­ten 15 bis 20 Jah­re ge­si­chert ist, gibt es ei­nen mit über 5 Mil­lio­nen Fran­ken ge­füll­ten Re­ser­ve­fonds, der 2019 bei der Gut­heis­sung des Pro­jekts im Kan­tons­par­la­ment als Be­din­gung auf­er­legt wur­de und zu dem es de­tail­lier­te Vor­ga­ben gibt, die auch in der Volks­ab­stim­mung ge­neh­migt wur­den. So muss die Klang­welt den Kan­ton in­for­mie­ren, wenn die Geld­re­ser­ven im Fonds we­ni­ger als 1,5 Mil­lio­nen be­tra­gen, und der Stif­tungs­rat ent­spre­chen­de Mass­nah­men ein­lei­ten. Schon bei der Be­ra­tung des Ge­schäfts im Kan­tons­rat wur­de der da­ma­li­ge SVP-Mann Karl Günt­zel nicht mü­de, auf die­sem Fonds rum­zu­rei­ten, al­len Er­klä­run­gen von Re­gie­rungs­rat Mar­tin Klö­ti zum Trotz. 

Be­denk­li­che Kul­tur­feind­lich­keit

Die SVP-Frak­ti­on traut aber auch der Klang­cam­pus AG nicht. Sie wur­de im Mai 2023 ge­grün­det und ist ver­ant­wort­lich «für die Füh­rung des Be­triebs rund um das tou­ris­ti­sche und kul­tu­rel­le Öko­sys­tem Klang­cam­pus, ins­be­son­de­re den Be­trieb des Emp­fangs­hau­ses so­wie der IT-Sys­tem­platt­form Klang­cam­pus und für die Um­set­zung von Mar­ke­ting- und Ver­kaufs­ak­ti­vi­tä­ten so­wie die tou­ris­ti­sche Ent­wick­lung des Klang­cam­pus». Den gut ver­netz­ten Ver­wal­tungs­rat die­ser Ge­sell­schaft bil­den Lich­ten­steigs Stadt­prä­si­dent Ma­thi­as Mül­ler, der He­ri­sau­er Stra­te­gie­ent­wick­ler und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­ra­ter Max Na­dig so­wie Ro­land Stump, Ho­te­lier der be­nach­bar­ten «Al­pen­ro­se».

Die­se Kul­tur­feind­lich­keit, wie sie uns hier als ex­tre­mes Bei­spiel ent­ge­gen­schlägt, stimmt be­denk­lich. Mit kei­nem Wort wird das gros­se re­gio­na­le En­ga­ge­ment zu­guns­ten der welt­weit ein­ma­li­gen In­sti­tu­ti­on Klang­haus er­wähnt. Doch neu ist die­se Hal­tung der SVP nicht. Mit ih­rer po­li­ti­schen Kraft kann sie vor al­lem in den Kom­mis­sio­nen fast un­ge­stört ih­re For­de­run­gen durch­set­zen, so auch in Fi­nanz­fra­gen. 

Zu­letzt hat die Frak­ti­on ei­nen ver­bes­ser­ten Fi­nanz­aus­gleich zu­guns­ten der Stadt tor­pe­diert und die Stimm­be­rech­tig­ten auf ih­re Sei­te ge­bracht. Ak­tu­ell wird an ei­nem neu­en Spar­pa­ket ge­feilt. Und selbst in den durch Lot­to-Gel­der – und nicht durch Steu­ern – fi­nan­zier­ten Lot­te­rie­fonds re­giert die Fi­nanz­kom­mis­si­on hin­ein und über­lässt die Ent­schei­de nicht, wie in an­de­ren Kan­to­nen, den Fach­stel­len und der Re­gie­rung.

Ne­ben der Schwarz­ma­le­rei um die Fi­nan­zen stellt die SVP auch noch je­ne Fra­ge, die in ih­rer Kul­tur­welt ei­ne der wich­ti­gen zu sein scheint: «Wie be­ur­teilt die Re­gie­rung die en­ge An­fahrts- und man­gel­haf­te Park­platz­si­tua­ti­on beim Klang­haus und beim Re­so­nanz­zen­trum?» Auch hier wür­de ein Blick ins Ab­stim­munsg­büch­lein von 2019 die Er­klä­rung lie­fern: Es funk­tio­niert so, wie im Win­ter der Ski­bus.