Wie können Politiker:innen nur so kulturpessimistisch und kulturfeindlich sein? Und erst noch Politiker:innen jener Partei, die in der Region des neu eröffneten Klanghauses, im Toggenburg, grossen Zulauf hat, während sich die lokale Bevölkerung mit grossem Engagement für die neuen Institutionen einsetzt und ihre traditionelle Musik pflegt. Die SVP-Fraktion jedenfalls schreibt in einer Einfachen Anfrage, die sie schon vor der Klanghaus-Eröffnung eingereicht hatte: «Wie bei jedem Betrieb besteht die Gefahr, dass eines Tages der laufende Betrieb nicht mehr finanziert werden kann.» Und sie fragt, ob «die Stiftung Klangwelt Toggenburg und ihre Gebäude nicht bald zu gross zum Scheitern» seien.
In diesem destruktiven Ton geht es weiter: «Was beabsichtigt die St.Galler Regierung als Eigentümerin des Klanghauses mit diesem zu tun, falls die Betreiberin Klangwelt Toggenburg ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann?» Die Bürgerlichen malen auch fürs Resonanzzentrum Peter Roth den Teufel an die Wand und wollen wissen, was mit den dort investierten Mitteln der Neuen Regionalpolitik des Bunds geschehen würde, falls die neuen Institutionen ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen könnten.
Was die SVP wissen müsste: Damit die Finanzierung des Klanghauses für die nächsten 15 bis 20 Jahre gesichert ist, gibt es einen mit über 5 Millionen Franken gefüllten Reservefonds, der 2019 bei der Gutheissung des Projekts im Kantonsparlament als Bedingung auferlegt wurde und zu dem es detaillierte Vorgaben gibt, die auch in der Volksabstimmung genehmigt wurden. So muss die Klangwelt den Kanton informieren, wenn die Geldreserven im Fonds weniger als 1,5 Millionen betragen, und der Stiftungsrat entsprechende Massnahmen einleiten. Schon bei der Beratung des Geschäfts im Kantonsrat wurde der damalige SVP-Mann Karl Güntzel nicht müde, auf diesem Fonds rumzureiten, allen Erklärungen von Regierungsrat Martin Klöti zum Trotz.
Bedenkliche Kulturfeindlichkeit
Die SVP-Fraktion traut aber auch der Klangcampus AG nicht. Sie wurde im Mai 2023 gegründet und ist verantwortlich «für die Führung des Betriebs rund um das touristische und kulturelle Ökosystem Klangcampus, insbesondere den Betrieb des Empfangshauses sowie der IT-Systemplattform Klangcampus und für die Umsetzung von Marketing- und Verkaufsaktivitäten sowie die touristische Entwicklung des Klangcampus». Den gut vernetzten Verwaltungsrat dieser Gesellschaft bilden Lichtensteigs Stadtpräsident Mathias Müller, der Herisauer Strategieentwickler und Kommunikationsberater Max Nadig sowie Roland Stump, Hotelier der benachbarten «Alpenrose».
Diese Kulturfeindlichkeit, wie sie uns hier als extremes Beispiel entgegenschlägt, stimmt bedenklich. Mit keinem Wort wird das grosse regionale Engagement zugunsten der weltweit einmaligen Institution Klanghaus erwähnt. Doch neu ist diese Haltung der SVP nicht. Mit ihrer politischen Kraft kann sie vor allem in den Kommissionen fast ungestört ihre Forderungen durchsetzen, so auch in Finanzfragen.
Zuletzt hat die Fraktion einen verbesserten Finanzausgleich zugunsten der Stadt torpediert und die Stimmberechtigten auf ihre Seite gebracht. Aktuell wird an einem neuen Sparpaket gefeilt. Und selbst in den durch Lotto-Gelder – und nicht durch Steuern – finanzierten Lotteriefonds regiert die Finanzkommission hinein und überlässt die Entscheide nicht, wie in anderen Kantonen, den Fachstellen und der Regierung.
Neben der Schwarzmalerei um die Finanzen stellt die SVP auch noch jene Frage, die in ihrer Kulturwelt eine der wichtigen zu sein scheint: «Wie beurteilt die Regierung die enge Anfahrts- und mangelhafte Parkplatzsituation beim Klanghaus und beim Resonanzzentrum?» Auch hier würde ein Blick ins Abstimmunsgbüchlein von 2019 die Erklärung liefern: Es funktioniert so, wie im Winter der Skibus.