Chemikalien und Kolonialismus

Videostill der Ausstellung (Bild: pd/ Denise Bertschi)

Die Aargauer Künstlerin Denise Bertschi inszeniert im Kulturhaus Obere Stube in Stein am Rhein die kolonialen Verflechtungen von Wissenschaft und Wirtschaft am Beispiel der Schweizer Chemieindustrie.

An der oran­gen Fas­sa­de hängt ein kunst­voll ver­zier­tes Schild mit ei­ner Ro­se und ziert den Ein­gang: Mit­ten in der Alt­stadt von Stein am Rhein steht das ge­schichts­träch­ti­ge Zunft­haus zur Ro­se. Seit 2022 ist hier das von der Ja­kob und Em­ma Wind­ler-Stif­tung ge­grün­de­te Kul­tur­haus Obe­re Stu­be un­ter­ge­bracht. 

Die jun­ge In­sti­tu­ti­on zeigt spar­ten­über­grei­fen­de Aus­stel­lun­gen mit his­to­ri­schen so­wie zeit­ge­nös­si­schen Be­zü­gen und ge­nau an die­ser Schnitt­stel­le sind auch die Ar­bei­ten der Künst­le­rin und For­sche­rin De­ni­se Bert­schi (*1983) zu ver­or­ten. Noch bis zum 31. Ok­to­ber wird die ak­tu­el­le Aus­stel­lung «Co­lors of (Co­lo­ni­al) Che­mis­try» der Aar­gaue­rin in den Räu­men des Kul­tur­hau­ses ge­zeigt.

Bert­schi pro­mo­vier­te an der EPFL Lau­sanne und ar­bei­tet der­zeit als Post­dok­to­ran­din am Col­le­gi­um Hel­ve­ti­cum der ETH Zü­rich. In ih­rer For­schung be­schäf­tigt sie sich mit den ko­lo­nia­len Ver­flech­tun­gen der Schwei­zer Che­mie­in­dus­trie im Kon­text von Wis­sen­schaft und glo­ba­len Roh­stoff­strö­men. Da­bei setzt sie sich ins­be­son­de­re mit der Fär­ber- und Fo­to­che­mie des aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­derts aus­ein­an­der.

Videostill der Ausstellung (Bild: pd/ Denise Bertschi)

Zu­dem sind die Bio­gra­fien der bei­den Che­mi­ker und ETH-Pro­fes­so­ren Pom­pe­jus Bol­ley (1812–1870) und Ro­bert Gnehm (1852–1926) zen­tra­ler Be­stand­teil ih­rer For­schung. Letz­te­rer ver­bin­det die Aus­stel­lung dann auch di­rekt mit dem Aus­stel­lungs­ort am Rhein: Aus dem Er­be von Gnehms Nef­fen Ja­kob und sei­ner Nich­te Em­ma Wind­ler ging 1972 die Stif­tung her­vor, die heu­te Trä­ge­rin des Kul­tur­hau­ses ist.

Videostill der Ausstellung (Bild: pd/ Denise Bertschi)

Bert­schi prä­sen­tiert die Er­geb­nis­se ih­rer For­schungs­ar­beit in fil­mi­schen, tex­ti­len und in­stal­la­ti­ven Ar­bei­ten. Im Zen­trum steht der aus bra­si­lia­ni­schem Rot­holz ge­won­ne­ne Farb­stoff Bra­si­lin. An die­sem Bei­spiel zeigt die Künst­le­rin die Ver­flech­tung von Wis­sen­schaft, ko­lo­nia­len Res­sour­cen und wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen. 

«Co­lors of (Co­lo­ni­al) Che­mis­try» in Stein am Rhein ist das zwei­te Ka­pi­tel des zwei­tei­li­gen Pro­jekts. Das ers­te Ka­pi­tel war bis zum 11. Ju­li am Col­le­gi­um Hel­ve­ti­cum der ETH Zü­rich zu se­hen. 

De­ni­se Bert­schi – «Co­lors of (Co­lo­ni­al) Che­mis­try»: bis 31. Ok­to­ber, Kul­tur­haus Obe­re Stu­be, Stein am Rhein.
kul­tur­haus-obe­re­stu­be.ch