Feine Nebelschwaden legen sich über die saftig grüne Berglandschaft. Wie ein Hobbit-Haus schmiegt sich ein Gebilde an einen grasüberwachsenen Gesteinshügel. Die Wände des Gebildes sind aus roten und orangen Tüchern gefertigt. Zwei Sprossenfenster und ein Wellblechdach sind am Gebilde angebracht. Obwohl vermutlich weder stabil noch wasserdicht, wirkt die Behausung irgendwie gemütlich.
Das Gebilde, beziehungsweise die Fotografie davon, ist Teil der Fotoserie Homes der österreichischen Künstlerin Nicole Weniger. Zu sehen ist die Serie noch bis zum 4. Oktober in der Ausstellung «Die Sinnlichkeit liegt irgendwo dazwischen» im Bildraum Bodensee in Bregenz.
Seit fünf Jahren arbeitet Weniger an Homes, bis heute ist die Serie nicht abgeschlossen. Für ihre Aufnahmen errichtet die Künstlerin Behausungen aus den unterschiedlichsten Materialien, meist an abgelegenen Orten, beispielsweise im Gebirge, in der Wüste oder an einem Bergsee. Die Konstruktionen wirken mal futuristisch, mal märchenhaft und sollen, so die Künstlerin auf ihrer Webseite, den Anschein erwecken, als seien sie bewohnt.

Homes 1 aus dem Jahr 2019 (Bild:pd/Copyright Bildrecht, Wien)
Neben Homes zeigt die Einzelausstellung in Bregenz auch andere Fotoarbeiten und Installationen der Künstlerin, die mit Materialität und Körperlichkeit spielen. In der Serie Desire etwa ragen zungenartige Skulpturen aus einer Alpakakot-Ton-Mischung aus dem Boden. «Skulpturale Markierungen eines tastenden Begehrens, zwischen Sinnlichkeit, Irritation und Ekel», wie es im Ausstellungstext dazu heisst. In der Fotoinstallation A place where secrets have been told geht es wiederum um Rückzug und das Beobachten – von sich selbst und anderen.
Weniger, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert hat, arbeitet jeweils mit verschiedenen Methoden: Fotografie, Installation, Performance. Oft entstehen ihre Werke an Orten, die vom Klimawandel bedroht sind oder sich in einem politischen Spannungsverhältnis befinden.
Wie bereits bei der Fotoserie Homes liegt Wenigers Schwerpunkt vielfach auf der Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Ihre Arbeiten waren bereits in verschiedenen europäischen Städten wie Rotterdam, Innsbruck oder Mailand zu sehen. In Bregenz schafft die Künstlerin nun Resonanzräume, «in denen sich die Grenze zwischen dem Sichtbaren und dem Erinnerten auflöst».
Nicole Weniger – «Die Sinnlichkeit liegt irgendwo dazwischen»: bis 4. Oktober im Bildraum Bodensee, Bregenz.
saiten.ch/kalender