Musik
Dank Spenden überlebt
Vor einem halben Jahr hing die Zukunft des Clanx-Festivals am seidenen Faden. Nachdem wegen des Besucher:innenrückgangs in den vergangenen zwei Jahren jeweils ein Defizit resultiert hatte, startete der Verein Anfang Januar einen Spendenaufruf, um sein Überleben zu sichern – glücklicherweise mit Erfolg, zumindest kurzfristig. Nun geht das idyllisch auf einer Hügelkuppe oberhalb von Appenzell gelegene Festival also in die 21. Runde, und die hält wie gewohnt ein spannendes und abwechslungsreiches Programm parat. Im Line-up finden sich unter anderem die deutsch-französische Musikerin Sun, die mit ihrem «Brutal Pop» und ihrer unbändigen Energie live ein Erlebnis ist, die Blues-Rocker Doctor Victor aus Prag, der Rheintaler Rapper Luuk, die Dark-Pop-Gruppe Code Alice aus Thun, das Churer Pop-Duo Happy For Real, das Ende Juni eine neue EP veröffentlicht hat, oder die Elektro-Zauberer Tim & Puma Mimi aus Zürich. Und wie jedes Jahr sind auch diesmal die aktuellen BandXOst-Gewinner am Start, 2kmafia. (David Gadze)
Clanx-Festival: 29. bis 31. August, Appenzell
clanx.ch
Sommersalat mit Würze aus Lausanne
Das Summerdays Festival in Arbon ist wie eine grosser Sommersalat: Man gibt möglichst viele verschiedene Zutaten ist die Schüssel, und selbst wenn nicht alle Gäste alles gern haben, können alle mindestens etwas herauspicken, das ihnen schmeckt. Die Hauptzutaten am Freitag sind Gianna Nannini, Patent Ochsner und Gentleman. Die Würze sind allerdings Sens Unik. Als in den 90ern französischsprachiger Hip-Hop die Massen erreichte, gehörte die Lausanner Gruppe zur Speerspitze. Nachdem sie sich 2010 aufgelöst hatten, kehren Carlos Leal, Just One, Déborah und Bio mit dem neuen Mitglied Jiggy Jones jetzt für eine Festivaltour zurück und machen auch in Arbon Halt. Auch die wiedervereinigten Lovebugs sind am Start. Es soll ja Menschen geben, denen sie schmecken. Auch am Samstag gibt es ein buntes Potpourri: Headliner ist der deutsche Rapper Sido, dazu Samu Haber, ehemaliger Sänger von Sunrise Avenue, Nemo, die Singer-Songwriterin Lea, der Zürcher Latin-Popper Loco Escrito, Kamrad und die Basler Musikerin Anna Rossinelli. (David Gadze)
Summerdays Festival: 29. und 30. August, Arbon
summerdays.ch
Rundgang
Frauenspuren im Toggenburg
Das Wandern gehört zum Schweizer Sommer genauso wie das Rakete-Glacé. Dabei kommt oft die Kultur etwas zu kurz. Thematische Rundgänge schaffen da Abhilfe. Eine solche thematische, informative Wanderung ist der Themenrundgang «Auf Frauenspuren im Toggenburg». Martha Rätz, Städtliguide von Lichtensteig, führt dabei durch die Geschichte von Frauen aus dem Toggenburg. Denn diese haben beeindruckende Spuren hinterlassen und prägen die Region bis heute, schreibt Toggenburg Tourismus und lädt auf eine Zeitreise ein. Trotz der vermeintlichen Abgeschiedenheit ihrer Dörfer haben sich die Frauen für Veränderung eingesetzt und damit die kulturelle Identität der Region geprägt. Wie, das zeigt Rätz anhand verschiedener Frauen, die die Gesellschaft zwischen dem 17. und dem frühen 20. Jahrhundert geprägt haben. Wer diese Frauen waren, ob sie vielleicht Anna Göldin kannten, die Ostschweizerin, die 1782 als letzte Hexe in Glarus verurteilt wurde, und welche Spuren sie hinterlassen haben, erfährt man auf dem Rundgang in Lichtensteig. (Daria Frick)
Auf Frauenspuren im Toggenburg: 23. August, 13.30 Uhr, Lichtensteig
lichtensteig.ch
Literatur
Mit geschärften Sinnen durch den Sommer
«Weisse Wollfäden / ausgefranst / am Himmel / driftendes / Spinnennetz / der Ferienflüge». So nimmt Irène Bourquin den Sommer wahr. Sie hört der «Schattenmelodie» der Rispen zu, schwimmt in einer «krausen Masse Wasser» oder beobachtet ein stieloben treibendes Seerosenblatt, das sie an ein Miniaturseeungeheuer erinnert. Ein Zyklus von Jahreszeitengedichten bildet die erste Abteilung in Bourquins neuem Gedichtband Im Orbit einer Sonne. In klassischer Manier nimmt darin ein lyrisches Ich seine Umwelt wahr und übersetzt sie auf wenigen Zeilen in ein poetisches Bild. Viele dieser Bilder treffen, überraschen und schärfen damit die Sinne dafür, wie man die Welt auch noch betrachten könnte. In der zweiten und dritten Abteilung geht der Blick entweder nach innen oder aber die Gedichte reagieren auf Ereignisse: ein Jazzkonzert, der Bergsturz von Brienz, ein Besuch in Solothurn, auch Nachrichten aus der Forschung – daher der Buchtitel, der uns weit ins Universum hinauskatapultiert und so auf die garantiert längste Reise dieses Sommers schickt. (eba)
Irène Bourquin: Im Orbit einer Sonne. Caracol Verlag, Warth-Weiningen 2025.
Lesung: 17. August, ab 11 Uhr, Haus Max Burkhardt, Arbon (im Rahmen des 5-Jahr-Jubiläums des Caracol Verlags).
Theater
Scheintod für Geld
Oper muss nicht schwer sein. Das zeigt die Rathausoper Konstanz auch diesen Sommer wieder. Gespielt wird Abu Hassan, ein knapp einstündiges Singspiel von Carl Maria von Weber, das zwar von 1811 stammt, aber durchaus das Potenzial für eine witzige und schnelle Inszenierung bietet. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zwei Leute, kein Geld, also tun sie so, als wären sie tot – und hoffen auf Beerdigungsgeld vom Kalifen. Natürlich geht das nicht lange gut. Als dann widersprüchliche Todesmeldungen beim Hof eintreffen, beginnen Kalif und Kalifin nachzuforschen und geraten selbst in ein Spiel aus Täuschung und Verwechslung. Am Ende stellt sich die Frage: Wer betrügt hier eigentlich wen – und zu welchem Preis? Entstanden ist das Werk in einer Zeit, in der der europäische Blick auf den osmanischen bzw. östlichen Kulturraum stark von exotisierenden Klischees und Projektionen geprägt war. Umso spannender ist es heute, wie solche Stoffe auf die Bühne gebracht werden. Die Inszenierung in Konstanz lässt vorerst offen, wie damit umgegangen wird. Regie führt Andreas Merz, die musikalische Leitung übernimmt Eckart Manke. (sc)
Abu Hassan: 15. bis 23. August, Konstanz
rathausoper.de