Türkis. Irgendwo zwischen Grün und Blau. Eine Farbe, die leuchtet. Und dieses Leuchten erfüllt derzeit auch die Kunsthalle Arbon. Im Rahmen der Ausstellung «Casa M» der Künstlerin Aida Kidane ist die Halle noch bis zum 5. Oktober in türkisfarbenes Licht gehüllt. Die Farbe hat für die deutsch-schweizerische Künstlerin eine besondere Bedeutung, denn sie verbindet sie mit ihrer Geburtsstadt Asmara, der Hauptstadt Eritreas.
Kidane verarbeitet in ihrer künstlerischen Praxis Studien zur Moderne sowie Fragen der kulturellen Identität und des Postkolonialismus. Viele ihrer Werke sind beeinflusst von ihrer eritreischen Herkunft. Zudem habe die Künstlerin einige Jahre in Eritrea und im Sudan verbracht, bevor sie sich in der Schweiz und Deutschland niederliess, schreibt die Kuratorin Martina Venanzoni auf Anfrage. Heute lebt und arbeitet Kidane in Basel, Linz und Köln und promoviert im Bereich Kunst und Design an der Fachhochschule Nordwestschweiz und der Kunstuniversität Linz.
Mit besonderem Blick auf ihre eritreische Geburtsstadt Asmara erforscht die Künstlerin in Arbon «die Verbindungen zwischen Architektur, Kolonialismus und persönlicher Erinnerung», so die Kuratorin Venanzoni. Denn Eritrea war von 1890 bis 1941 eine italienische Kolonie und unter Benito Mussolini wurde die hauptstädtische Architektur in den 1930er-Jahren im Stil der italienischen Moderne umgebaut. Der Saaltext in Arbon erklärt: «In dieses architektonische Erbe der Stadt sind die Errungenschaften der Moderne eingeschrieben, aber auch die gewaltsame Überlagerung lokaler Bautraditionen». Weiter erfährt man, dass die sozialen Spaltungen, die der Kolonialismus hinterliess, bis heute spürbar sind.

Aida Kidanes Mapping Casa M (Bild: pd/Mareike Tocha)
In ihren mehrschichtigen Fotoarbeiten thematisiert Kidane diese kolonialarchitektonischen Bauten, aufgrund derer Asmara seit 2017 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Die entstandenen Werke gleichen «Röntgenbildern», in denen die Künstlerin einen «analytischen und gleichzeitig subjektiven Blick» auf die kolonialgeprägte Architektur ihrer Geburtsstadt wirft. Aida Kidanes Fokus liege dabei auf der Umkehr «modernistischer Muster», schreibt die Kuratorin, und diese Umkehr spiegelt sich dann auch in der rund 60-minütigen Videoinstallation Casa M wider.
Exemplarisch vollzieht die Künstlerin hier eine «Art Umkehraktion der Machtverhältnisse» und inszeniert die Ausgrabung eines asmaraischen Gebäudes, der Casa M, durch italienische Bauarbeiter in Italien. Dabei erfährt die Installation in Arbon selbst einen Umkehreffekt, denn wie die Kunsthalle schreibt, erscheint sie durch das türkisfarbene Licht «stellenweise in Komplementärfarben».
Aida Kidane – «Casa M»: bis 5. Oktober, Kunsthalle Arbon.
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