Gross und klein. Hoch und tief. Plus und Minus. Hart und weich. Bitter und süss. Gut und böse. Solche Gegensatzpaare gibt es zuhauf. Menschen neigen dazu, die Welt in zwei klare Pole zu unterteilen. Das ist manchmal hilfreich, manchmal einfach bequem und manchmal verkennt es die Realität.
Es ist selten ein «alles oder nichts», ein «entweder oder», sondern oftmals ein Mittelweg. Man trinkt Tee nicht nur kochend heiss oder eiskalt, sondern meist warm. Und man ist nicht bis zum Tag X jung und dann plötzlich alt, sondern eine Weile einfach mittelalt.
Mit solchen Bezügen spielt die in Kreuzlingen lebende Künstlerin Isabelle Krieg in ihrer Einzelausstellung «unendlich endlich», die ab dem 28. September im Kunstmuseum Thurgau zu sehen ist. Die Schau vereint Werke aus der mehr als dreissigjährigen Schaffensphase der Künstlerin sowie neue Arbeiten.

Hair Cocktails aus dem Jahr 2023 (Bild: pd/F.X. Brun)
Krieg arbeitet mit Installationen, Objektkunst, Fotografie und Performances. Oft greift sie dabei zu Materialien, denen man im Alltag begegnet – beispielsweise Lebensmittel, Textilien oder Baumaterial. «Die Art und Weise, wie die Künstlerin Alltagsdinge verwendet, transzendiert die Alltäglichkeit und symbolisiert Überzeitliches», erklärt das Museum. Im Zentrum von Kriegs Arbeit stehe dabei oft «das Verhältnis zwischen Menschen und Natur, Mikro- und Makrokosmen».
Ein Beispiel dafür ist Kriegs Menschenscheuche, die während der Ausstellung im kleinen Kreuzgarten der Kartause gezeigt wird. Das Werk aus blauen Schindeln bietet als «Vogelhaus Platz für Tiere» und soll durch seine «Sargform» gleichzeitig Menschen abschrecken. Und dennoch: Die blaue Oberfläche der Menschenscheuche sei «so faszinierend, dass wir als Kunstbetrachter doch angezogen werden».

Life Jacket (Health) ist eine Skulptur aus getragenen Jacken: (Bild: pd/Isabelle Krieg)
Neben bestehenden Werken hat Isabelle Krieg eigens für die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Kartause Ittingen zwei ortsspezifische Installationen geschaffen. Den oberen Kellerraum verfremdet Krieg mit einer Installation, die «architektonischen Niveaus, Räume und Zeiten verbindet».
Und Räume verbindet auch das zweite Werk: Durch Weinkeller, Museumsvorplatz und Kreuzgarten zieht sich eine «(f)liegende Acht». Die aus Schafswolle und mehreren hundert Strausseneiern bestehende Installation ist ein Symbol für die Unendlichkeit und, so das Museum, ein Sinnbild «für die Verbindung von verschiedenen Dimensionen: Innen und Aussen, Kunst und Leben, Diesseits und Jenseits».
Isabelle Krieg – «unendlich endlich»: 28. September bis 26. April 2026, Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen, Warth.