, 31. August 2021
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Testplanung für den Güterbahnhof

Angekündigt war die Information zum St.Galler Güterbahnhof schon vor ein paar Tagen und jetzt wissen wir: Bis Mitte des nächsten Jahres sollen vier Teams grundsätzliche Vorschläge zur Zukunft des Areals machen – eine Testplanung läuft an.

Es dauert wohl noch Jahre bis hier – falls überhaupt – gebaut wird. (Bild: Su.)

Die Zukunft des Güterbahnhofareals liegt noch in einiger Ferne. 2040 nennt die Ausschreibung als Zieljahr. Wie steht es dannzumal dort mit dem Verkehr? Was kann gebaut werden? Welche Nutzungen sind auf diesem wichtigen städtischen Entwicklungsgebiet möglich?

Antworten soll eine Testplanung geben. Nach einem Präqualifikationsverfahren haben Kanton und Stadt vier interdisziplinäre Planungsteams ausgewählt, drei davon aus Zürich. Jeweils federführend sind AGPS Architektur, Salewski & Kretz Architekten, Yellow Z Urbanism, und das St.Galler Architekturbüro Andy Senn. Alle Teams haben Verkehrs- und Landschaftsplanungsbüros beigezogen.

Ein Heer von Expert:innen

Die Teams werden im Zuge ihrer Überlegungen voraussichtlich dreimal Zwischenresultate präsentieren. Die Jury und ein «Sounding Board» werden den Prozess begleiten. Moderiert wird der Prozess von Zürcher Büro Planpartner. Die Jury besteht aus den Baufachleuten von Kanton und Stadt, SBB und Appenzellerbahnen, sowie externen Experten aus den Bereichen Städtebau, Architektur, Freiraum und Verkehr. Sie will dafür sorgen, dass möglichst unterschiedliche Ansätze präsentiert werden, zum Beispiel was den Umgang mit den bestehenden Gebäuden des Güterbahnhofs betrifft oder den Grünraum. Parallel soll das «Sounding Board» bestehend aus Vertreter:innen von Verbänden, Politik und Quartiervereinen, Ansprüche ans Areal formulieren – im Sinn einer offenen Planung.

Und immer geht es um die Frage: Was ist zusammen mit dem Strassenbau für die Teilspange, die jetzt «Zubringer Güterbahnhof» heisst, möglich? Und wie geht man mit den historischen Gebäuden des Güterbahnhofs um? In den Unterlagen für die Planungsteams werden die Güterbahnhofgebäude als «schützenswert» bezeichnet, auch wenn die Stadt St.Gallen diese nicht ins Inventar aufgenommen hat. Dies obwohl das Inventarblatt der städtischen Denkmalpflege die «einzigartige stadt- und industriegeschichtliche Bedeutung» betont.

Namentlich die Güterexpedition weise innen mit vielen erhaltenen Jugendstilelementen architektonische und baukünstlerische Qualitäten auf. Die Fachstelle Denkmalpflege der SBB hat ihrerseits zuletzt 2016 ein Gutachten erstellen lassen. Dieses bezeichnet das Güter-Expeditions-Gebäude und seine Annexbauten als «Schutzobjekt von mindestens regionaler Bedeutung». Kommt dazu, dass das Güterbahnhofareal ein ISOS-A-Gebiet (ISOS = Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz) ist, in dem Abbrüche eigentlich verboten sind.

Gebaut wird noch lange nicht

Relativ klar ist: Wenn der Autobahnanschluss wirklich hierher kommt, wird wohl vorher das Areal kaum überbaut werden können, denn eine derart grosse Baustelle mit Tunnel, unterirdischem Kreisel und Ein- und Ausfahrten zur Geltenwilen- und zur Oberstrasse, ist nur schon logistisch zwischen allfälligen Neubauten nicht möglich.

Das Resultat der Testplanung werden aber keine konkreten Bauprojekte, sondern eher abstrakte Bilder sein. Und was dann mit den Resultaten geschieht, ist noch ungewiss. Andere grosse Testplanungen in der Stadt, wie jene zum Areal Bahnhof Nord zwischen Fachhochschule und Lokremise oder zum Bahnhofareal St.Fiden haben vor allem eines gezeigt: Ein Juryentscheid ist immer auch umstritten – und gebaut wird wohl auch an den beiden genannten Orten nicht so schnell.

2 Kommentare zu Testplanung für den Güterbahnhof

  • Marcel Baur sagt:

    Die Brache könnte eigentlich schnell belebt, entwickelt und auch bebaut werden. Dazu müsste „nur“ der Autobahn Anschluss begraben werden. Dann kanns losgehen

  • Thomas Oegerli sagt:

    „Heute darfst du dir zum Znacht wünschen, was du möchtest, aber damit das klar ist: es gibt Bratwurst!“ Das nennt man dann wohl ergebnisoffene Planung…

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