Blues-Passion

Am 23. Februar lädt der neue Kulturverein «Wartsab» zur St.Galler Taufe von Passona, der jüngsten CD von Jazzpianist Urs C. Eigenmann und seiner Band. Vorne steht mit Leandra Wiesli eine starke Bluesstimme.
Von  Peter Surber

Auf dem Bandfoto halten die fünf Musiker und die Sängerin die Arme noch cool verschränkt, den Blick hinter Sonnenbrillen versteckt. Aber damit ist es jetzt, dem Pandemie-Ende sei Dank, vorbei: Passona, seit den Aufnahmen im Juni 2021 wie vieles andere auch von Corona ausgebremst, ist am Mittwoch in St.Gallen zu hören.

Passona sind (von links): Andy Leumann, Marc Ray Oxendine, Urs C. Eigenmann, Leandra Wiesli, Alex Steiner, Markus Bittmann. (Bild: pd)

Den gleichnamigen Bandnamen habe Sängerin Leandra Wiesli erfunden, dem Begriff «Passion» nachempfunden, schreibt Eigenmann. Packend kommen Leidenschaft und Stimmkraft der jungen Ostschweizer Sängerin etwa im Lied A change is gonna come heraus, einem Cover von Sam Cookes «Hymne» der US-Bürgerrechtsbewegung. Wieslis charaktervolle Stimme muss sich zwar mit zahllosen anderen Interpret:innen des bald sechzigjährigen Klassikers messen, aber sie glüht, reisst mit und hält auch dem leidvollen Subtext des Songs stand.

Das Passona-Projekt feiert, wie es in der Unterzeile zum Album heisst, «Soul, Blues & Heart»: die musikalische Heimat von Bandleader Urs C. Eigenmann. Diese lebt auf in weiteren Coverversionen von Ray Charles, Natalie Cole, Joss Stone, Joe Cocker und anderen – groovend, relaxed, keine Neuerfindung des Jazz, aber ein stilsicheres und respektvolles Eintauchen in die schwarze Bluestradition.

Daneben haben fünf Originalkompositionen von Eigenmann Eingang ins Album gefunden. Zwei davon, Changes und Sad time sind ursprünglich von Sänger Malcolm Green getextet worden – letztere ist jetzt mit neuen Lyrics von Leandra Wiesli zu hören. Auch zu Eigenmanns instrumentalem Deep inside hat die Sängerin einen Text geschaffen, die Refrainzeile «Livin the life we want» hat Ohrwurmqualitäten.

Neben Bandleader Eigenmann mit Piano und atmosphärisch wummernder Hammondorgel sind langjährige musikalische Weggefährten mit von der Partie: Markus Bittmann am Saxophon, Gitarrist Alex Steiner, Marc Ray Oxenine am E-Bass und Schlagzeuger Andy Leumann. Für solides Handwerk ist also gesorgt, aber mehr als das: auch für inspirierte und technisch brillante Improvisationen.

Wort und Sound im Weinlokal

Mit Passona tritt zugleich ein neuer, von Urs C.Eigenmann gegründeter und präsidierter Verein namens «Wartsab» an die Öffentlichkeit, zum zweiten Mal nach einer «Gretchen»-Lesung Anfang Februar mit Diana Dengler und Christian Hettkamp. Gemäss Statuten bezweckt der Verein «die Förderung und die Würdigung vor allem der einheimischen Literatur und des einheimischen Musikschaffens, insbesondere im Bereich von Blues, Swing, Soul, Funk, Jazz und weiterer verwandten Musikstile».

Passona: 23. Februar, 20 Uhr, Restaurant 1733, St.Gallen

wartsab.org

Geplant sind monatlich eine Lesung (jeweils an einem Dienstag) und ein Konzert (an einem Mittwoch). Bis zum Sommer lesen unter anderen die St.Galler Autorinnen Christine Fischer und Laura Vogt; musikalisch kann man etwa auf die Arbeiter-«Songs of Freedom» von James Connolly mit Yvonne Moore und Mat Callahan im März gespannt sein oder auf den Pionier des elektronischen Jazz, Bruno Spoerri, für einmal traditionell unterwegs im Trio mit Christine Jaccard und Dave Ruosch.

Veranstaltungsort von «Wartsab» ist das Weinlokal 1733 an der St.Galler Goliathgasse.