, 15. April 2014
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Ein Unikat von Stahlberger

Zweimal ausverkauft für Stahlberger bei der CD-Taufe von «Die Gschicht isch besser» am Wochenende im St.Galler Palace. Die Geschichte geht weiter, und sie wirft weiter Fragen auf.

Es war ein grosser Abend. Sogar eine Verlosung gab es kurz vor Konzertschluss: zehn Original-Vinyl-Pressungen von «Die Gschicht isch besser», samt handgefertigter Plattenhülle mit kurligen Zeichnungen drauf. Für einen Spottpreis von 50 Fragen konnte man sich um eins der Unikate bewerben, glücklich die Glücklichen, die gewonnen haben.

Das ist typisch Stahlberger in doppelter Hinsicht.

Erstens: Das Handgeschnipselte, die liebevolle Reverenz an frühere Kartonnagezeiten, harter Gegensatz zur perfekt aufgenommenen CD und zum dramaturgisch minutiös ausgetüftelten Live-Auftritt. Stahlberger, das ist Super League und Grümpelturnier in einem, weiterhin und auch an diesem Premieren-Doppelabend im St.Galler Palace.

stahlberger-cover1Zweitens: Die Verlosung als Veräppelung, das Spiel mit Merchandising und anderen Ritualen des Pop-Marketings. Manuel Stahlberger treibt es in seinen trockenen Ansagen zwischen den Stücken auf die Spitze. Ja, es gibt jetzt auch eine Ausstellung von Stahlberger, in einer In-Galerie in Züri, skulpturale Objekte an Menschenhaar von der Decke baumelnd und so weiter. Und ja, es gibt jetzt auch ein Kinderprogramm, schlecht aber erfolgreich, und natürlich kann man voten, und das Ganze wird orchestriert von der Agentur Stahlbitterbitberger, die nicht umsonst fast tönt wie die Kollegen von PriceWaterhouseCooper.

Und nicht zu vergessen: Wir sind alle Stahlberger. Eine grosse Familie.

Als Zuhörer, ein bisschen zurückgelehnt, eingezwängt in einen der herzlich unbequemen Palace-Kinostühle oben auf der Empore, kratzt man sich da aber doch gelegentlich am Kopf und fragt sich, wie sehr man mitgemeint sei. Wieviel Wahrhaftigkeit und wieviel Selbstironie, wieviel Publikumsbeschimpfung und wieviel businesskritischer Furor in diesen Stahlberger’schen Ansagen drin steckt. Schwer zu durchschauen, was blosses Spiel mit den Pop-Elementen und was Ernst ist.

Ernst zu nehmen wären auf jeden Fall die Songtexte, bloss versteht man sie live viel schlechter als auf dem Album. Ausser man kennt sie schon auswendig, wie «Abghenkt» und andere Klassiker von früher. Umso heftiger fährt an diesem Abend die Musik der grandiosen Stahlberger-Band ein und über die Texte hinweg. Krachende Gitarrenwände, jaulende Soli von Marcel Bit «Stahlberger» Gschwend, kesselnde Weltuntergangstrommeleien von Dominik «Stahlberger» Kesseli, links und rechts inspiriert begleitet von Michael «Stahlberger» Gallusser und Christian «Stahlberger» Kesseli.

Nr.7

Und mittendrin Manuel Stahlberger (Bild: Thomas Kuratli), taucht manchmal melancholisch ab und fährt manchmal fast aus seiner Haut. «Tanze tanze», auch wenn es zum Heulen ist. Und zum Aus-der-Haut-fahren, vor allem als «Flowiler». Bisch auf vo Flowil? Jojojojojojojojo. Das Anti-Stück auf dem jüngsten Album dürfte die neue Ostschweizer Hymne sein, nach diesem ausverkauften Doppel-Abend.

Stahlberger sind auf Tournee: 17.4. Kuppel Basel, 18.4. Salzhaus Winterthur, 20. 4. Dachstock Bern, 24./25. 4. Bogen F Zürich, 3.5. Löwen Sommeri. Und im Sommer sowieso.

stahlberger.ch

 

 

 

 

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