, 4. März 2014
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Ein Rätsel namens Keita

Das St.Galler Spiel läuft nicht und Keita ist völlig von der Rolle. Eine Nachlese zum Sonntagnachmittag.

Es gab in der 60. Minute eine Szene, die an die Leistungen der Mannschaft aus der Vorrunde erinnerte. Es war eine Kombination über fünf, sechs Stationen, kurze Pässe, immer direkt gespielt. Der FC St. Gallen löste sich so an der Seitenlinie aus der Umklammerung der Luzerner und lancierte einen Angriff.

Aus dem dann nichts wurde.

Nach dem Spiel wurde nach Erklärungen gesucht, wieso das St.Galler Spiel nicht funktioniert hat: «Das Terrain war sehr schwierig», sagte Muhamed Demiri. «Wir mussten eher lange Bälle spielen.» Es tönte wie eine Feststellung, nicht wie eine Entschuldigung.

Das mit den langen Pässen ist tatsächlich nicht das Spiel des FC St. Gallen. Die Stärke der Mannschaft ist ihre Laufbereitschaft. Zum System Saibene gehören viele kurze Zuspiele, am besten solche, die immer wieder verschiedene Optionen eröffnen: In der Mitte, auf der Seite oder im Rückraum. Bei weiten Zuspielen ist der Ball hingegen lange in der Luft und die gegnerische Verteidigung hat Zeit, sich darauf einzustellen. Es fehlt das Überraschungsmoment.

St.Gallen als technische bessere Mannschaft war wegen des Bodens eines vielleicht entscheidenden Vorteils beraubt.

Im Zentrum der erwähnten einen guten Szene in der 60. Minute stand Dejan Janjatovic, der eines seiner besseren Spiele seit dem Herbst ablieferte. Und man erinnert sich wieder an einen Artikel, den man irgendwann im Netz gefunden hat. Der U-17-Trainer von Bayern München, Stefan Beckenbauer, wurde darin 2009 gefragt, wer denn im Nachwuchs die neuen Schweinsteiger oder Lahm seien.

Beckenbauer zeigte auf Janjatovic und sagte: «Einen Spieler mit diesem Potenzial hatte ich seit zehn Jahren nicht mehr».

Aber – und bei Janjatovic kommt oft ein aber –, dann sagte Beckenbauer noch: «Wenn er bloss nicht so wahnsinnig faul wäre…er verlässt sich zu sehr auf sein Talent.»

Es gab beim 1:1 gegen Luzern eine weitere Nebengeschichte:

Alhassane Keita wurde in der 69. Minute ausgewechselt, trottete geschlagen vom Feld, ein Häufchen Elend auf zwei Beinen. Von der Haupttribüne rief jemand: «Er weint». Einen Moment war es ruhig, alle beobachteten den Stürmer, der in dieser Mannschaft, immer mehr zur tragischen Figur wird. Dann eilte ihm auch noch der Schiedsrichter nach und Keita bekam die gelbe Karte gezeigt. Wegen Spielverzögerung.

In der zweiten Halbzeit waren ihm ein paar halbwegs gute Aktionen gelungen: ein gewonnenes Laufduell gegen Puljic, ein, zwei gute Pässe. Kurz war zu sehen, welche Rolle er spielen könnte. Doch da waren erneut diese unerklärlichen Stockfehler: Keita spielte sich den Ball in aussichtsreicher Position selber ins Aus. Er rutschte im entscheidenden Moment aus oder traf einen ruhenden Ball nicht, als würde eine unsichtbare Macht dies verhindern.

Im Publikum machte sich zuerst Ärger breit – dann so etwas wie Mitleid.

Nach dem Spiel sagt Saibene, dass Keitas Leistungen im Training in Ordnung seien. «Sonst würde ich ihn nicht aufstellen.» Ist der Spieler nicht völlig verunsichert? Dies bestätigt sein Trainer nicht: «Am Selbstvertrauen fehlt es ihm nicht», sagte Saibene.

Rätsel Keita.

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