, 31. August 2015
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Jetzt hat auch die Stadt gemerkt, dass es einen «Tisch hinter den Gleisen» braucht

Am Bahnhof Nord dürfen bald (fast) alle mitreden: Für die Planung des Areals lädt die Stadt Anwohner und Grundeigentümer an den runden Tisch. Und: Sie redet mit dem Kanton immer noch über einen Kauf des grossen, sinnlosen Parkplatzes.

Der Bahnhof Nord heute: Eine Beton-Wüste, wo niemand verweilt. Zufällig hingeworfene Neubauten und Altbauten drängen sich um einen Parkplatz.

Der Bahnhof Nord dereinst: Ein Platz mit Markthalle, ein Ort mit einem Haus mit Bar und Kinderkrippe oder eine «Kulturzentrale». Auf jeden Fall aber: ein belebtes Quartier.

Mit solchen Ideen hat der «Tisch hinter den Gleisen» letzten Winter für Aufsehen gesorgt. Vorangegangen war im August 14 ein vom Heimatschutz St.Gallen/AI initiierter Diskussionsabend «Bahnhof Nord – wie weiter?». Hinter dem «Tisch» stand eine Gruppe junger Stadtbewohner. Diese hatte genug von Planungswirren, rief zur öffentlichen Debatte – und traf damit einen Nerv.

Regelmässig traf sich der «Tisch», eine offene Runde, im Spanischen Klubhaus. Ideen wurden gesammelt, Aktionen diskutiert. Immer wieder wurde aber auch gefragt: Was bringt das? Werden wir überhaupt gehört?

Immerhin liess sich nebst Stadtparlamentariern und Quartiervereinlern auch der damals frisch ins Amt eingestiegene Stadtplaner Florian Kessler am Tisch blicken. Wenig später gab er bekannt, dass sich die Stadt die Häuserzeile rund ums Klubhaus gesichert hatte.

«Baulücken füllen»

Und jetzt lädt auch die Stadt zu ihrem offiziellen «Tisch hinter den Gleisen». Wie sie heute mitteilte, soll das Areal «gesamtheitlich betrachtet und entwickelt» und die heutige Situation «massgeblich verbessert» werden.

«Es geht aber nicht darum, Baulücken zu füllen», sagte Kessler vor den Medien. «Wir wählen den partizipativen Ansatz wegen der zentralen Lage des Gebiets und des grossen öffentlichen Interesses daran.»

Kessler erklärte dann gemeinsam mit Stadträtin Patrizia Adam, wie diese partizipative Planung ablaufen soll: Zuerst wird eine Bestandesaufnahme gemacht, etwa mit der Befragung von Quartiernutzern. Dann kommt es ab April 2016 zum «Dialogischen Testplanungsverfahren».

Ideen sammeln im «Worldcafé»

In diesem treffen sich verschiedene Gruppen und formulieren Bedürfnisse. So etwa die Gruppe «Worldcafé»: Dort können grundsätzlich alle mitreden und Ideen einbringen – wie seinerseits am «Tisch». Daneben treffen sich auch die Grundeigentümer, das Gewerbe und die Verwaltung.

Aus diesem ziemlich ausgedehnte Brainstorming wird dann eine Testplanung erstellt, die in einem dritten Schritt wiederum zur Diskussion gestellt wird. So soll eine Grundlage dafür entstehen, wie und was auf dem Areal weiter gebaut werden soll. Im Frühling hiess es etwa, dass Läden, Restaurants oder ein Hotel entstehen könnten.

Für die Planung hat die Stadt dem Parlament einen Kredit von 460’000 Franken beantragt. Dieses wird voraussichtlich am 15. September darüber entscheiden. Übrigens verhandeln Stadt und Kanton immer noch, wie es mit dem unschönen SBB-Parkplatz weitergehen soll – eine Option ist, dass der Kanton das Gelände der Stadt verkauft.

Der «Tisch» sitzt weiterhin am Tisch

«Wir begrüssen es natürlich, dass die Stadt nun zu einem partizipativen Verfahren einlädt», sagt Roman Rutz von der Gruppe rund um den «Tisch hinter den Gleisen». Die Frage sei allerdings, wie ernst die Anliegen der Basis genommen werden – oder ob «ökonomische Interessen wie bisher stärker gewichtet werden». Die Gruppe werde sich jedenfalls mit an den runden Tisch ins Worldcafé setzen und aufmerksam beobachten, was dort passiert.

 

Titelbild: Das war eine inoffizielle Aktion: Im April begrünte die Aktion Kaktus spontan den FHS-Campus.

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