, 31. Oktober 2012
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Relikte der bürgerlichen Politik: Der Parkplatz (I)

Marktplatz mit oder ohne neue Parkgarage? Die Frage treibt St.Gallen seit Jahren um. Geht es nach dem Stadtrat, ist die Parkgarage Schibenertor jetzt vom Tisch, dafür ein Ersatz nebenan am Unteren Graben (Ug24) in Sicht. Nächsten Dienstag sollte die Vorlage debattiert werden, inzwischen ist sie auf Ende Monat verschoben. Doch die Freunde des Parkierens werden […]

Marktplatz mit oder ohne neue Parkgarage? Die Frage treibt St.Gallen seit Jahren um. Geht es nach dem Stadtrat, ist die Parkgarage Schibenertor jetzt vom Tisch, dafür ein Ersatz nebenan am Unteren Graben (Ug24) in Sicht. Nächsten Dienstag sollte die Vorlage debattiert werden, inzwischen ist sie auf Ende Monat verschoben. Doch die Freunde des Parkierens werden nicht aufgeben. Wir auch nicht: In unserer Reihe «Relikte der bürgerlichen Politik» liefern wir hier und in den nächsten Folgen die definitive Parkplatz-Theorie. Samt Praxis.

Folge 1, mit finanziellem Blechschaden

Die Theorie: Das Auto ist unser bester Freund, und der beste Freund des Autos ist, neben dem Benzin, sein Parkplatz. Darum ist der Parkplatz auch ein bisschen unser bester Freund. Ganz besonders aber mögen wir ihn in seiner wohnlichsten Form, als Parkgarage.

Und jetzt die Praxis: Neulich Freundschaftsbesuch samt Auto in der Parkgarage Burggraben, ein langer Besuch wars (ungeplanterweise), von morgens neun bis abends gegen acht, während der Olma. Kostenpunkt, tief durchatmen: 33 Franken. Seither wissen wir wieder: Der Parkplatz in der Parkgarage ist ein teurer Freund. Das freut seine Besitzer, in diesem Fall die EPM Swiss Property Managment AG. Ein Parkhaus steht, wenn es einmal steht, und kassiert ruhig vor sich hin. Es klagt nicht und braucht kaum Personal. In Zahlen: 2010 wies der St.Galler Marktführer, die Cityparking AG, der die Parkhäuser am Brühltor (637 Plätze), unter der Fachhochschule (310 Plätze) und im Athletik-Zentrum (205) gehören, einen Rekordgewinn von 2,13 Millionen Franken aus, bei einem Umsatz von 3,23 Millionen. Der Betrag an steuerlich zulässigen Abschreibungen (1,64 Millionen) sei voll ausgeschöpft worden, lobt sich der Geschäftsbericht. Das heisst: Cityparking (mit zwei Stadträten im Verwaltungsrat) verdient maximal an seinen Parkhäusern und an uns, deren Freunden. Und versteuert diese Gewinne minimal.

Weitere 285 Plätze unter dem Schibenertor wären drum sehr wichtig, aus Sicht der Cityparking. Eine Stichprobe beim Parkleitsystem PLS, 31.Oktober 11.02 Uhr, normaler Arbeitsmittwoch, ergibt allerdings: 758 Parkplätze in der Innenstadt sind frei. Auch bei der Parkleitsystem AG sitzen zwei Stadträte im Verwaltungsrat.

Gerade ist die Tiefgarage unter der Fachhochschule (310 Plätze, davon zur Stunde 223 frei), eröffnet worden. Samt neuer Bahnhofvorfahrt. Fünf Minuten sind dort gratis – das reicht für einen durchschnittlichen «Personenumschlag».

In den gestatteten fünf Minuten (Rollkoffer raus, rein in den Mantel, Küsschen linksrechtslink und tschüss oder umgekehrt: hallo hallo, Küsschen rechtslinksrechts, raus aus dem Mantel, Rollkoffer rein und los) kann eine durchschnittlich geliebte Person problemlos vom Auto zur Bahn oder umgekehrt umgeschlagen werden. Dauert die Umarmung – oder parkdeutsch: der Umschlag – länger, fängt aber auch hier das Zahlen an.

Das Wort «Personenumschlag» gibt einen Begriff davon, wes Geistes Freund der Parkplatz ist: ein Freund des platten Warendenkens. Aber was ist überhaupt ein Parkplatz? Gar nicht so einfach. Mehr darüber in Folge 2, demnächst im Ost-Blog.

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