, 30. Oktober 2020
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Saiten im November: Wo Kinder und Jugendliche leben und lernen

Ein Kooperationsheft mit dem Verein tipiti. Ausserdem im Novemberheft: das Interview zur Zukunft des Historischen und Völkerkundemuseums, eine (erste) kulturelle Corona-Bilanz und App’n’Cell now.

Das Titelthema hat Ueli Steingruber fotografiert. Für freie Sicht aufs Saiten-Cover: Mitglied werden!

Nicht allen ist in jungen Jahren ein «warmes Nest» vergönnt. Schwierige Umstände bringen Eltern dazu, ihre Kinder weg- oder zur Adoption freizugeben. Andere verwaisen. Wieder andere sind auf der Flucht und kommen ohne Eltern in die Schweiz. Sich solcher Schicksale anzunehmen, ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, Bildung, Ausbildung und Zukunftschancen zu ermöglichen, gehört zu den ersten Aufgaben einer Gesellschaft.

Fast 20’000 Kinder und Jugendliche waren 2018 in der Schweiz fremdplatziert. Knapp ein Drittel ist in Pflegefamilien untergebracht, zwei Drittel in Heimen, wie der Verein Pflege- und Adoptivkinder Schweiz PACH vorrechnet. Hinzu kommen jährlich nochmals um die 500 unbegleitete minderjährige Asylsuchende.

Ein Grossteil dieser Kinder und Jugendlichen ist in Heimstrukturen versorgt. Dabei weiss man spätestens seit der Heimkampagne ab den frühen 1970er-Jahren, bei der man die alten Heimstrukturen zerschlagen wollte, dass kleinere, familiärere Umgebungen in der Regel besser geeignet sind, Kindern und Jugendlichen Halt zu geben und dabei zu helfen, zwischenmenschliches Grundvertrauen aufzubauen.

Noch immer wird mehrheitlich in Mauern statt Menschen investiert. Was nicht heisst, dass die 68er mit ihrer «Heimzerschlagung» gescheitert wären, auch wenn Modelle wie die Heilpädagogische Grossfamilie aus der Mode gekommen sind. Im öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Umgang mit Pflegekindern setzen sich ganzheitlichere, systemische Ansätze durch. Das ist ein Verdienst der alten Idealistinnen und Idealisten. Pflegefamilien sind heute kleiner, auch Einzelpersonen können heute Kinder bei sich aufnehmen.

Diese Ausgabe ist in Kooperation mit dem Verein tipiti entstanden und von diesem mitfinanziert. Der Verein arbeitet nach den oben genannten Prinzipien. Er vermittelt und begleitet nicht nur Pflegefamilien, sondern bietet auch Ausbildungen und Coachings bis über die obligatorische Schulzeit hinaus an. Direkt zu Wort kommen drei Jugendliche und junge Erwachsene, die freimütig über Irrungen und Wirrungen, aber auch Lichtblicke in ihrem Leben berichten. Im Interview spricht tipiti-Gründer, Ökonom und Sozialarbeiter Rolf Widmer über die Gründe seines Engagements und warum ihn die aktuelle Migrationspolitik beelendet. Marion Loher hat einen Tag lang das Lern- und Begegnungszentrum in St.Gallen besucht. Emil Keller hat

die Ankunftsfamilie in Trogen getroffen, bei der seit 2015 alle UMA, die Appenzell Ausserrhoden zugewiesen werden, ein paar Wochen oder Monate Station machen. Veronika Fischer sprach mit einem Paar, das Babys ein Heim auf Zeit gegeben hat. Und Tschösi und Peter Olibet diskutieren im Generationendialog über ihre je eigene Motivation, Pflegekinder und -jugendliche in der Familie aufzunehmen und zu begleiten. Das Titelthema fotografiert hat Ueli Steingruber.

Ausserdem im neopandemischen November: Flaschenpost aus den Cevennen, das Interview zur Zukunft des Historischen und Völkerkundemuseums, eine (erste) kulturelle Corona-Bilanz, Kulturkosmonauten, Kunstzeughaus und App’n’Cell now.

Roman Hertler

PS: Wer freie Sicht aufs Saiten-Cover will, darf gerne Mitglied werden! Hier gehts lang.

 

Der Inhalt:

Reaktionen / Viel geklickt
In eigener Sache
Nebenbei gay von Anna Rosenwasser
Warum? von Jan Rutishauser
Redeplatz mit Roman Riklin
Stimmrecht von Samantha Wanjiru
Konzernverantwortung

tipiti

tipiti-Initiator Rolf Widmer über die Gründungsjahre, seine Visionen und das Drama in Moria. Von Roman Hertler und Corinne Riedener

Als Ankunftsfamilie bieten Annette Wirth und Silvio Staub unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden eine erste Verschnaufpause. Besuch in Trogen. Von Emil Keller

«Mein Bruder und ich schmeissen den Haushalt gemeinsam», sagt Tahere Alimardani (16). Sie ist vor eineinhalb Jahren aus Afghanistan in die Schweiz gekommen. Notiert von Corinne Riedener

Im LBZ begleitet tipiti «einheimische» und «mehrheimische» Jugendliche und junge Erwachsene in der Alltagsbewältigung und der Berufsausbildung. Von Marion Loher

«Ich habe Karin Keller-Sutter schon die Haare gewaschen», sagt Andrea-Rodrigo Zogg (23). Er hat die Oberstufe beim tipiti in Wil besucht. Notiert von Roman Hertler

Margreth und Remo Bless haben über Jahre Pflegebabys bei sich aufgenommen, bauten enge Bindungen auf und mussten auch lernen, diese wieder zu lösen. Besuch in Oberuzwil. Von Veronika Fischer

«Im Gegensatz zu meinem früheren Ich bin ich jetzt stärker», sagt Eva M.* (26). Sie kam über die Jugendanwaltschaft zum tipiti. Notiert von Sandro Zulian

Wie sein Vater Tschösi nimmt auch Peter Olibet Pflegekinder mit seiner Familie auf – obwohl er das anfangs nicht wollte. Ein Generationendialog. Notiert von Roman Hertler und Corinne Riedener

Fotografie von Ueli Steingruber

Perspektiven

Klimawandel in den Cevennen: die Flaschenpost aus dem Languedoc, wo die Weine zu früh reifen und im September ein Jahrhundertunwetter niederging. Von Peter Surber

Das HVM wird 100: Interview mit Stiftungspräsident Arno Noger zur Neuausrichtung des Museums, zum Kampf um Besucherzahlen und zur Idee eines Migrationsmuseums. Von Roman Hertler

Kultur

Corona und Kultur im Herbst 2020: Der Kulturbetrieb droht erneut ins Stocken zu kommen. Was sagen die Profis? Und reicht die Hilfe? Von Peter Surber

«La Ultima»: das Tanzstück von Elenita Queiróz wirft Fragen zur gesellschaftlichen Rolle der Frau auf. Von Sandra Cubranovic

Auch wenn die 12. Ausgabe des Filmfestivals Pantalla Latina in reduziertem Umfang stattfindet: Das Programm verspricht viel. Von Geri Krebs

Eine ehemalige Fabrik in Lichtensteig wird zum Kunstort. Im November wird in der Fein-Elast «Dogo Totale» gefeiert. Von Sascha Erni (Achtung: Abgesagt!)

Nichts ist, was es ist: Peter Fischli stellt im Kunsthaus Bregenz aus. Von Kristin Schmidt

«APP’N’CELL NOW» denkt die Gruppenausstellung in der Ziegelhütte weiter – dynamisch und demokratisch. Von Kristin Schmidt

Generationenkonflikt in der Kellerbühne: Das Mutter-Tochter-Stück «Herzzeitlose» mit Boglárka Horváth. Von Peter Surber

Kulturdreieck ennet dem Ricken: Das Kunstzeughaus in Rapperswil wird von zwei Frauen geleitet, die auf Vernetzung setzen. Von Dieter Langhart

Trainings in Selbstwirksamkeit: Besuch bei den Kulturkosmonautinnen Pamela Dürr und Anna von Schrottenberg. Von Karsten Redmann

Parcours: Youth Engagement, Briefe aus Moria, Tanz im Doppel und Augenwasser

Abgesang

Kellers Geschichten
Pfahlbauer
Comic

1 Kommentar zu Saiten im November: Wo Kinder und Jugendliche leben und lernen

  • Jakob Federer-Aepli sagt:

    Herzlichen Dank für die Novemberausgabe. Das tipiti-Themenheft gefällt mir sehr gut. Vieles davon könnte zur Pflichtlektüre werden, sowohl für die Sozpäd und Soz-Studierenden an der OST, wie auch für VSGP und TISG – Mitglieder.

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